In dessen normierten Wohnschachteln hausen vor allem Menschen, die das Sozialamt mit einem Wohnberechtigungsschein ausgestattet hat und die, wie man sich denken kann, nicht zu den Gewinnern unserer Gesellschaft gehören. Der Inheidener Straße und der Geldstadt drumherum hat Stockmann ein Stück gewidmet.
Das Haus hat einen neuen Mieter – einen Mann, der anderes gewohnt ist. Seinen Schreibtisch bei der Deutschen Bank hat er verlassen, sein edles Eigenheim für 4,5 Millionen Euro verkauft. Jetzt plant er nicht mehr und nicht weniger als den Umsturz des gesamten Bankensystems; die finale, dieses ungerechte System endlich sprengende Krise. Er hat sie satt, die Gier und Verlogenheit der Reichen, ihr verschwenderisches Leben auf Kosten der anderen 99 Prozent.
Das Haus ist ein eigener Kosmos. Auf den Balkonen sitzen Plastikraben, die die lästigen Tauben verscheuchen sollen, für die Handhabung des Duschvorhangs liegt eine Gebrauchsanweisung bereit. Die Bewohner sind seltsam. Mehr und mehr gerät der Mann in eine Parallelwelt, ein groteskes, Grand-Guignolhaftes Horrorkabinett, das ihn wieder und wieder auf sich selbst zurückwirft, auf die Welt seiner Eltern in ihm, die sich als unerwartet widerstandsfähig erweist. Tod und Wiederauferstehung der Welt meiner Eltern in mir ist der so differenzierte wie sarkastische Blick auf unsere Zeit, in der manchen ein schlechtes Gewissen umtreibt – eine Zeit, die viele Fragen aufwirft und leider wenig Antworten parat hat.
Nis-Momme Stockmann ist seit 2009 eine feste Größe unter den jungen Dramatikern. Sein erstes Stück Der Mann, der die Welt aß erhielt beim Heidelberger Stückemarkt 2009 den Haupt- und Publikumspreis. Kein Schiff wird kommen wurde 2010 für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert. Das Fachmagazin ‚Theater Heute‘ wählte ihn zum Nachwuchsdramatiker des Jahres 2010. 2011 erhielt Stockmann den Friedrich-Hebbel-Preis. Tod und Wiederauferstehung der Welt meiner Eltern in mir wurde 2012 am Staatstheater Hannover uraufgeführt und 2013 zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen.
Inszenierung Tilman Gersch
Bühne und Kostüme Henrike Engel
Musik Frank Rosenberger
Dramaturgie Barbara Wendland
Mit: Hanns Jörg Krumpholz (Mann), Uwe Kraus (Kaschinsky), Franziska Beyer (Frau), Viola Pobitschka (Die junge Frau), Rajko Geith (Bodo Schäfer), Michael Birnbaum (Prof. Dr. Guido Knopp), Zygmunt Apostol (Mann mit Turban), Benjamin Krämer-Jenster (Erzähler), Monika Kroll (Erzählerin), Ensemble in weiteren Rollen und Chor und mit den Musikern Frank Rosenberger und Christian Keul
Weitere Vorstellungen: Mi 22.1., Fr 31.1.2014 jeweils 19.30 Uhr, Kleines Haus