vom 17. bis zum 27. Juni 2010 veranstaltet das Hessische Staatstheater Wiesbaden zum vierten Mal die Theaterbiennale NEUE STÜCKE AUS EUROPA. Wie schon bei der Ausgabe des Festivals 2008 wird auch dieses Jahr das weltweit einzige große internationale Festival, das sich ausschließlich lebenden Autoren wid-met, gemeinsam mit dem Staatstheater Mainz veranstaltet. Elf Tage lang, vom 17. bis zum 27. Juni 2010, werden Theaterproduktionen der neuesten Theaterstücke aus ganz Europa zu Gast sein.
Die Theaterbiennale NEUE STÜCKE AUS EUROPA wurde im Europajahr 1992 in Bonn von Manfred Beilharz und dem Dramatiker Tankred Dorst gegründet. In diesem Jahr findet die Theaterbiennale zum zehnten Mal statt und feiert ihre Jubiläumsausgabe. Seit ihrer Gründung wurden mehr als 250 Stücke europäischer Autoren präsentiert. 2010 zeigt das Festival an 7 Spielorten 42 Vorstellungen von 24 Produktionen. Insgesamt sind 21 Länder Europas mit 17 europäischen Sprachen vertreten, darunter zum ersten Mal eine Produktion aus Albanien.
Der Intendant des Staatstheaters Wiesbaden und Gründer des Festivals, Manfred Beilharz, und Matthias Fontheim, Intendant des Staatstheaters Mainz, stellten zusammen mit den weiteren Festivalmachern Tankred Dorst, Ursula Ehler, Yvonne Büdenhölzer und Marie Rötzer das Programm 2010 vor. In der Auswahl der Produktionen des Festivals stützt sich die Künstleri-sche Leitung auf das Know-how eines Netzwerkes von bekannten Autorinnen und Autoren in allen europäischen Ländern, die als Paten ihr Land auch auf dem Festival repräsentieren.
Seit 1992 wurden bei NEUE STÜCKE AUS EUROPA über 250 neue Stücke europäischer Autorinnen und Autoren vorgestellt. Zahlreiche eingeladene Stücke wurden in weitere Sprachen übersetzt und international nachgespielt, viele der Gastspielproduktionen in der Folge auf weiteren Festivals gezeigt. Nicht wenige Karrieren von heute renommierten europäischen Autorinnen und
Autoren nahmen ihren Anfang. Hierzu gehören Wassily Sigarew, Dejan Dukovski, Jon Fosse, Enda Walsh, Jewgeni Grischkowjez, Werner Schwab, Yasmina Reza und die beiden Träger des Premio Europa 2007 Biljana Srbljanović und Alvis Hermans u.v.a.
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Heute nehmen die Themen „Familie“ und „Beziehung“, verbunden mit der Frage „Wie will ich leben“ im dramatischen Schreiben in ganz Europa einen großen Stellenwert ein. Mehrere Stücke kreisen um Beziehungskonstellationen („Alles oder nichts“ von Cezaris Graužinis aus Litauen und „Angenehmschrecklich“ von Jana Borissowa aus Bulgarien), drehen sich um das Bild der Frau („Hässliches Menschlein“ des Autorinnen-Kollektivs oyun deposu aus der Türkei, der schwedische Beitrag „Wir sind hundert“ von Jonas Hassen Khemiri sowie „Das Puppenschiff“ von Milena Marković aus Serbien) oder stellen den Mann in das Zentrum („Der letzte Vater seiner Art“ von Artur Pałyga aus Polen, „Freefall“ von Michael West aus Irland und der deutsche Beitrag „Der Mann der die Welt aß“ von Nis-Momme Stockmann).
Aufbruch und Heimat im europäischen Kontext thematisieren die Beiträge aus Kroatien („Zagreber Pentagramm“ der Autoren Damir Karakaš / Nina Mitrović / Igor Rajki / Filip Šovagović / Ivan Vidić), Italien („Die Nutten“ von Emma Dante), Rumänien („Rumänien! Küss mich“ von Bogdan Georgescu) und Albanien („Allegretto Albania“ von Stefan Çapaliku).
Wie aktuell die zeitgenössische Dramatik auf Gesellschaftliche Phänomene regieren kann und Gegenwart im Theater spiegeln kann zeigen die Beiträge aus Belgien („Der Kummer der Menschenfresser“ von Fabrice Murgia), der Schweiz („Bab und Sane“ von René Zahnd), Finnland („Gott ist Schönheit“ von Kristian Smeds) sowie „Kreise/Fiktionen“ von Joël Pommerat aus Frank-reich, das auf der Bühne des Großen Hauses in Wiesbaden gezeigt wird.
Einige Festivalbeiträge sind Stücke, bei denen die Autoren gleichzeitig auch die Regisseure sind oder Stückentwicklungen, die im Kollektiv gemeinsam mit den Schauspieler entstanden sind: „Tod einer Giraffe” von Dmitrij Krymow aus Russland, „Marta vom blauen Hügel“ von Alvis Hermanis (der bereits mehr-fach bei der Theaterbiennale eingeladen war) aus Lettland, „Hannah und Martin“ von Lineke Rijxman, Willem de Wolf und Joan Nederlof aus den Nie-derlanden und „Liebe Isländer“ von Hallur Ingólfsson, Jón Atli Jónasson und Jón Páll Eyólfsson (Mindgroup) aus Island.
Alle Inszenierungen werden in der Originalsprache gezeigt und simultan ins Deutsche übersetzt. Die Mehrzahl der Produktionen ist zum ersten Mal in Deutschland zu sehen. Deutsche Produktionen werden simultan ins Englische übersetzt.
Das Festival bespielt nicht nur alle Bühnen des Staatstheaters Wiesbaden (Großes Haus, Kleines Haus, Studio und Wartburg), sondern erobert auch Räume wie den Malersaal. Im Staatstheater Mainz werden das Kleine Haus und das TiC bespielt.
Im Festivalzelt am Warmen Damm auf der Rückseite des Staatstheaters in Wiesbaden finden die Veranstaltungen des Rahmenprogramms mit Lesungen, Vorträgen, Diskussionen und Publikumsgesprächen, aber auch Konzerte und Partys statt. Das Rahmenprogramm wird von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert. Auch das Mainzer Autorenprojekt „Text trifft Regie“, dessen Schwerpunkt neben der Entdeckung und Förderung von Autoren vor allem eine produktive Zusammenführung von Autor und Regie ist, findet erneut im Rahmen der Theaterbiennale seinen besonderen Platz.
NEUE STÜCKE AUS EUROPA ist neben den Gastspielen auch ein Arbeits- und Werkstattfestival: Neben dem englisch- und deutschsprachigen FORUM JUNGER EUROPÄISCHER AUTOREN, das in diesem Jahr von den bekannten Dramatikern Mark Ravenhill und Martin Heckmanns geleitet wird, findet unter der Leitung von Jürgen Berger (Süddeutsche Zeitung, Theater heute) und der Online-Redakteurin Nikola Richter (Blogmacherei) das FORUM JUNGER THEATERKRITIKER statt. In Kooperation mit der Hessischen Theaterakademie, dem Wiesbadener Kurier und dem Studentenmagazin STUZ, Mainz. Das FORUM DRAMATURGIE findet in Kooperation mit Prof. Dr. Hans-Thies Lehmann vom Institut für Theater-, Film- und Medienwissen-schaft Frankfurt als Offener Campus statt.
Zum zweiten Mal arbeiten im FORUM EUROPÄISCHER DRAMATIKER die Biennale-Paten zusammen, um eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situati-on des künstlerischen Schaffens vorzunehmen und Perspektiven für die Zu-kunft europäischer Dramatik zu diskutieren. Moderiert wird dieses Forum von der polnischen Dramaturgin und Publizistin Małgorzata Semil.
Im Mittelpunkt des FORUMS THEATERÜBERSETZUNG stehen die Übersetzung ausgewählter dramatischer Texte unter der Leitung eines erfahrenen Theaterübersetzers, der Austausch mit den Autoren der Stücke sowie die Proben für die Einrichtung szenischer Lesungen. Gearbeitet wird an Texten aus den Ländern, die nicht mit einem Gastspiel vertreten sind. Das Forum steht acht Literaturübersetzern mit der Muttersprache Deutsch offen und wird veranstaltet von der Theaterbiennale NEUE STÜCKE AUS EUROPA und dem Internationalen Theaterinstitut Zentrum Deutschland (ITI) in Zusammenar-beit mit dem Deutschen Übersetzerfonds. Das Projekt wird von der Robert Bosch Stiftung und der Hessischen Theaterakademie gefördert.
Das Budget der Theaterbiennale umfasst rund 1.000.000 Mio €. Das Land Hessen unterstützt das Festival mit 620.000,- € und das Land Rheinland- Pfalz mit 200.000,- €. Die Stadt Wiesbaden zahlt einen Zuschuss in Höhe von 150.000 €, der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien fördert das Festival mit 50.000,- €. Des Weiteren wird das Festival finanziert aus Mit-teln von Stiftungen und internationalen Kulturinstituten, durch Sponsoring und Eintrittsgelder.
Medienpartner der Theaterbiennale 2008 sind der ZDFtheaterkanal, der Wiesbadener Kurier, die Kulturpartner sind hr2-kultur sowie SWR2.
Das umfangreiche Rahmenprogramm der Theaterbiennale wird auf einer Pressekonferenz am Mittwoch, den 2. Juni 2010 um 11.00 Uhr im Staatsthea-ter Wiesbaden vorgestellt, zu der auch der Festivalkatalog und der englisch-sprachige Leporello erscheinen.
Der Kartenvorverkauf startet am 23. April 2010 um 10 Uhr in beiden Städten.
Alle Einzelnheiten unter www.newplays.de
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Rahmenprogramm der Theaterbiennale NEUE STÜCKE AUS EUROPA:
Rund ums europäische Theater:
Im Rahmenprogramm der Theaterbiennale 2010 wird diskutiert, gelesen, getanzt und gefeiert
11 Tage lang – vom 17. bis zum 27. Juni 2010, wird sich in den Staatstheatern Wiesbaden und Mainz alles um das zeitgenössisches europäisches Theater drehen. Nicht nur unter Theatermachern und Kennern gilt die Theaterbiennale NEUE STÜCKE AUS EUROPA längst als zentraler Ort der Diskussion, des kulturellen Austausches und des gemeinsamen Reflektierens in der europäi-schen Theaterszene. Von Schweden bis Albanien, von Portugal bis Polen, von Island bis Russland – es gibt viele Themen und viele Stimmen.
Das Besondere der Theaterbiennale ist, dass sie sich auch als Arbeitsfestival und Fortbildungseinrichtung versteht. So werden während der Gesamtdauer des Festivals in verschiedenen Foren (FORUM JUNGER AUTOREN, FORUM JUNGER KRITIKER, FORUM EUROPÄISCHER DRAMATIKER, FORUM DRAMATURGIE, FORUM THEATERÜBERSETZUNG) Themen und Formen zeitgenössischer europäischer Dramatik untersucht, beleuchtet und diskutiert und unter Anleitung erfahrener Fachleute jungen Berufseinsteigern anhand der gezeigten Gastspiele die Gelegenheit zur Weiterbildung gegeben. Marc Ravenhill (englisch) und Martin Heckmanns (deutsch) leiten die Schreibwerkstatt junger Autoren, Jürgen Berger (Süddeutsche Zeitung) und Nikola Richter (Blogmacherei Berlin) den Workshop junger Kritiker. Das Forum Theaterübersetzung leitet Frank Heibert.
In einer Schnitzeljagd kann das Publikum am 25.6.2010 um 21.30 Uhr Ausschnitte aus den Stücken der jungen Autoren auf eine besonders charmante und interaktive Art erleben.
Ergebnisse des Forums Theaterübersetzung werden am 23.6.2010 in zwei szenischen Lesungen um 17.00 und um 22.00 Uhr im Literaturhaus Villa Clementine vorgetragen.
Keinesfalls jedoch will man sich in Abgeschlossenheit nur mit sich selbst be-schäftigen. Nicht zufällig heißt daher ein Themenschwerpunkt des facettenreichen Rahmenprogramms der diesjährigen Biennale „Festung Europa“. Bewusst provozierend und selbstkritisch verweist dieses Schlagwort auf die Positionierung Europas in der Welt. In Podiumsgesprächen, Vorträgen, Lesungen, aber auch auf Konzerten und Partys, die im Festivalzelt am Warmen Damm und an anderen Veranstaltungsorten an den Staatstheatern Wiesbaden und Mainz stattfinden werden, entsteht Raum zum gemeinsamen Diskutieren, zum Zuhören und Aufhorchen. Alle Veranstaltungen des Rahmenprogramms sind kostenfrei und für jeden geöffnet!
So befasst sich das Gastspiel aus der französischen Schweiz (Bab und Sane, 22. und 23.6.2010 im TIC Mainz) direkt mit der Verantwortung der ehemaligen Kolonialmächte Europas in Afrika. Im Vorfeld dieser Aufführungen stellt die Podiumsdiskussion Villa Paradies am 22.6.2010 um 17.00 Uhr im Foyer Kleines Haus des Staatstheaters Mainz die Frage nach der Reaktion europäischer Theatermacher auf dieses brennende Thema.
Am 26.6.2010 um 15.00 Uhr hält Tillmann Löhr, Fraktionsreferent im Deutschen Bundestag, einen Vortrag zu seinem neu erschienenen Buch Schutz statt Abwehr, in dem er sich mit Erfahrungen aus seiner Arbeit beim Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen beschäftigt und Lösungsansätze entwickelt.
Mit Wirkungsmöglichkeiten politischer Themen auf dem Theater setzen sich am 26.6.2010 um 17.00 Uhr die drei Theatermacher Jón Páll Eyjólfsson (Island), Ceren Ercan (Türkei) und Jonas Hassen Khemiri (Schweden) unter der Moderation von Franz Wille (Chefredakteur Theater heute) auseinander.
In Mainz bietet der Wettbewerb Text trifft Regie jungen Autoren und Regisseu-ren die Möglichkeit, gemeinsam an szenischen Umsetzungen der eigenen Wer-ke zu arbeiten und diese zu präsentieren.
Auf vielfältige Weise bietet die Theaterbiennale einen unmittelbaren Gedankenaustausch – so auch im Erzählcafé, das nach der Vorstellung von „Zagreb Pentagramm“ am 27.6.2010 um ca. 20.30 Uhr im Bühnenbild der Aufführung stattfindet. Zuschauer, die gerade eben noch dem Heimatgedanken eines sich verändernden Kroatiens nachgegangen sind, können und sollen nun selbst zu Erzählenden eines sich verändernden, globalisierten Europas werden. Thema ist die Fragestellung: Heimat ist, wo...? Im Hotel Europa erzählen anwesende Autoren des Festivals am 22.6.2010 um 22.00 Uhr im Wiesbadener Foyer die schönsten Gute-Nacht-Geschichten aus ihren Ländern.
Mit einem anderen Thema befasst sich eine Podiumsdiskussion in Zusammenarbeit mit dem Kulturpartner des Festivals, hr2-kultur: Unter dem Titel Frauenbilder im europäischen Theater stellt Moderatorin Ruth Fühner am 18.6.2010 um 17.00 Uhr die Frage nach der Entwicklung der (Selbst-) Darstellung von Frauen im zeitgenössischen europäischen Theater. Diese Veranstaltung wird am 4.7.2010 um 12.05 Uhr in hr2 Kulturszene Hessen gesendet.
Bei allem Gedankenaustausch darf das gemeinsame Feiern nicht fehlen! Im Festivalzelt Am Warmen Damm laden verschiedene Bands, Solokünstler und DJs zum Tanzen, Chillen und stimmungsvollen Ausklingen des Tages ein, dar-unter ein Konzert der Dresdener Band „Banda Communale“ am 19.6.2010, die akute Tanzlust mit- und das Festivalzelt zum Kochen bringt.
Ebenfalls im Festivalzelt, das tagtäglich als Treffpunkt, Infozentrum, Kantine, Diskussionsort, Partyzone und auch Rückzugsort dient, findet anlässlich der 10. Jubiläumsausgabe von NEUE STÜCKE AUS EUROPA eine Fotoausstellung mit dem Titel Happy Birthday, Biennale statt. Über die Gesamtdauer des Fes-tivals werden hier die stärksten Bilder aus 18 Jahren europäischer Festivalge-schichte gezeigt, ebenso liegen die Kataloge aller Biennalen zum Schmökern aus.
Am letzten Tag der Theaterbiennale, Sonntag, 27.6.2010, finden sich ab 11.30 Uhr die künstlerische Leitung, Medienvertreter, Paten und Gäste zu einem ab-schließenden Pressegespräch zusammen, in dessen Rahmen auch der vom WIESBADENER KURIER gestiftete Übersetzerpreis für die beste Überset-zung innerhalb des Festivals verliehen wird.
Ab 22.00 Uhr heißt es dann gemeinsam Abschied feiern: mit einer großen Par-ty im Festivalzelt wird die Theaterbiennale abgeschlossen.
NEUE STÜCKE AUS EUROPA wird für die jeweiligen Städte am Donners-tag, 17.6. 2010 um 18.00 Uhr in Wiesbaden und am Freitag, 18.6. 2010 um 19.00 Uhr in Mainz feierlich eröffnet.
Die Vorverkaufskassen an den Staatstheatern Wiesbaden und Mainz sind geöffnet!