Lange verschwunden und bis heu-te nur selten auf den Spielplänen zu finden. Sehr zu Unrecht. Wirtschaftliche Über-produktion, fallende Preise, dadurch unrentable Pachtwirtschaft, verarmende Klein-unternehmer - und es kommt zu sozialen Unruhen. Die Ausgangssituation in Brechts musikalischer Parabel (mit der Musik von Hanns Eisler) mutet verblüffend heutig an.
Schauplatzwechsel: In Ruanda reißt Mitte der 90er Jahre das Ringen um wirtschaftli-che Ressourcen, um knappes Ackerland und politischen Einfluss, die Volksgruppen der Hutu und Tutsi in einen genozidalen Alptraum. In Brechts Lande ‚Jahoo‘ schicken die Mächtigen den rassistischen Ideologen Iberin vor, um die sozialen Unruhen in den Griff zu kriegen. Statt Reich gegen Arm, lehrt er nun den Kampf der Tschuchen mit den runden Köpfen gegen die spitzköpfigen Tschichen.
Heute interessiert nicht nur die Faschismusanalyse Brechts an diesem Stoff. Er zeigt in durchaus vergnüglicher Zuspitzung, wie es sich mit den Spielregeln des Wirtschaf-tens und Miteinanderlebens verhält. Zu was uns diese Spielanweisungen machen. Heute, im entfesselten Konkurrenzkampf aller gegen alle, hart getroffen von den Schlägen der Wirtschaftskrise, sind es nicht mehr nur die Arbeiter, sondern die zahl-losen kleinen Anleger, Gewerbetreibende, Ich-AGs und Franchisenehmer, die es er-wischt. Ihr Absturz ins Prekariat bedeutet die Enttäuschung aller großen Verspre-chen, die das mittelständisch-bürgerliche Lebenskonzept so erfolgreich gemacht ha-ben. Perfekte Zeiten für ein ‚Greuelmärchen‘ mit Musik.
Der Regisseur Martin Nimz, der unter anderem Schauspieldirektor am Staatstheater Kassel war, am Theater Dortmund, am Schauspiel Frankfurt, am Staatsschauspiel Dresden und am Theater Heidelberg inszenierte, wird sich die runden und die spit-zen Köpfe vornehmen – und prüfen, ob und wo sie heute hierzulande auszumachen sind.
Regie Martin Nimz | Ausstattung Achim Naumann | Musik Felix Rösch | Dramaturgie Mario Portmann
Mit Anne Breitfeld, Kristin Muthwill, Jessica Rust, Susi Wirth; Raphael Fülop, Max Hemmersdorfer, Odo Jergitsch, Thomas F. Jung, Frank Lettenewitsch, Zeljko Maro-vic, Klaus Redlin, Felix Rösch;
Weitere Termine: 24.03., 25.03., 28.03., 31.03., 07.04., 12.04., 14.04., 17.04., 25.04.2012 um 20.00 Uhr; 27.03., 29.03., 13.04., 20.04., 27.04., 04.05.12 um 19.30 Uhr; 22.04.12 um 18.00 Uhr; 04.04.12 um 15.00 Uhr