Er darf in die Unterwelt hinabsteigen und wenn er die Furien durch seinen Gesang besänftigt und Eurydike zurückgeleitet, ohne sie anzusehen, soll sie leben. Orpheus willigt ein. In der Vorhölle bedrängen die Furien Orpheus. Es gelingt ihm jedoch, sie nach und nach zu besänftigen. Bei den seligen Heroen und Heroinen des Elysiums trifft Orpheus auf Eurydike. Während die Seligen ihn umsingen, ergreift Amor Eurydike und führt sie Orpheus im Prüfungslabyrinth zu. Eurydike versteht nicht, warum Orpheus sie nicht ansieht. Sie zweifelt an seiner Liebe und will erneut sterben. In höchster Verzweiflung bricht Orpheus das Gebot und wendet sich ihr zu: Sie stirbt. Doch Amor erweckt Eurydike erneut zum Leben. Alle preisen die Wohltaten der Liebe.
Bereits ein Jahr vor ORPHEUS UND EURYDIKE hatten Gluck und Calzabigi das Wiener Publikum durch eine ganz ungewohnte Darbietung, das Tanzdrama LE FESTIN DE PIERRE, überrascht, in dem an Stelle der üblichen festlichen Aufzüge und heiter-glänzenden Ballette die musikalisch untermalte pantomimische Wiedergabe des tragischen Don-Juan-Mythos im Mittelpunkt stand. Nicht weniger verblüffend war die Wirkung der neuen ORPHEUS-Oper. Hier musste man aus dem Titel zunächst auf ein Werk in ganz herkömmlichem Rahmen schließen, denn die Orpheus-Sage gehörte zu den beliebtesten Opernstoffen des 17. und 18. Jahrhunderts. Die unverbindlich festliche Ouvertüre mochte die Hörer dann noch in ihrer Erwartung eines solchen Werkes bestärkt haben, sofern nicht schon ein Blick auf das Personenverzeichnis sie hatte stutzen lassen. Im Gegensatz zur herrschenden Libretto-Tradition, die durchschnittlich sechs Personen, aber keine Chöre verlangte, tritt hier nämlich außer den Titelhelden nur eine einzige Figur, Liebesbote Amor, auf.
Libretto von Raniero de' Calzabigi
Deutsche Übertragung von Hans Swarowsky
Musikalische Leitung: Mark Rohde
Inszenierung: Sebastian Ritschel
Ausstattung: Karen Hilde Fries
Choreografie: Dan Pelleg, Marko E. Weigert