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TERROR von Ferdinand von Schirach im Oldenburgischen Staatstheater

Premiere Samstag, 20. Februar 2016, um 19.30 Uhr im Großen Haus. -----

Am 11. September 2001 rauschten zwei vollbesetzte Passagiermaschinen in die beiden Türme des World Trade Centers in New York. Die Welt war danach eine andere. Doch gab es noch zwei weitere Flugzeuge, denen ein ähnliches Schicksal zugedacht war.

Das Erste wurde von seinen Entführern als Waffe gegen das Pentagon in Arlington gesteuert und traf damit sein Ziel. Das Zweite zerschellte auf einem Feld bei Pittsburgh – vermutlich, nachdem eine Gruppe Passagiere ihre Entführer überwältigen konnte.

 

Was wäre passiert, wenn nicht? Was wäre passiert, wenn die Kidnapper die Kontrolle über Flug UA93 behalten hätten? Hätte die Welt, hätten die Verantwortlichen zugesehen, wie dieser mit 44 Personen besetzte Stahlkoloss ins Kapitol oder Weiße Haus gesteuert wäre?

 

Fakt ist: Bereits nach dem dritten Anschlag forderte die US-Luftfahrtbehörde alle Passagierflugzeuge im Luftraum der USA unter Androhung eines Abschusses auf, den nächstmöglichen Flughafen zur Landung anzusteuern. Aber hätte man geschossen? Wer hätte die Entscheidung getroffen? Wer den Befehl geben wollen? Wer hätte den letzten Knopf gedrückt? Und: Wäre dies alles rechtmäßig gewesen?

 

Diese Fragen stellt sich der Jurist und Bestsellerautor Ferdinand von Schirach in seinem ersten Bühnenstück, in dem er für den Ort eines fiktiven Anschlags Deutschland wählt. Hier wird vor der großen Kammer eines Schwurgerichts Lars Koch, einem Major der Bundeswehr, Mord in 164 Fällen zu Last gelegt. Er soll am 26. Mai 2013 über der Ortschaft Oberappersdorf einen Airbus abgeschossen und dabei den Tod der Passagiere billigend in Kauf genommen haben.

 

Einen Befehl gab es dafür nicht. Wohl aber eine für jeden vermeintlich klar denkenden Menschen ersichtliche Gefahrensituation: Was wäre passiert, wenn das Flugzeug in eine Schule gestürzt wäre, in ein Hochhaus oder in die zu dieser Zeit mit 70.000 Menschen vollbesetzte Allianz-Arena?

Welcher Rechtssatz soll hier gelten: „Ex iniuria ius non oritur – Aus Unrecht wächst kein Recht“ – oder aber „Quod non est licitum lege, necessitas facit licitum – Was das Gesetz nicht erlaubt, erlaubt die Not.“ Wie würden Sie entscheiden?

 

Von Schirach spielt die rechtsphilosophischen Fragen seiner Fiktion bis in kleinste juristische Details durch und macht hierzu das Publikum zum Richter über Wohl und Wehe in einem spektakulären Gerichtsprozess.

 

Regie: Peter Hailer;

Bühne: Dirk Becker;

Kostüme: Britta Leonhardt;

Dramaturgie: Jonas Hennicke

 

Mit: Maximiliane Hass/ Anna-Lena Hitzfeld, Christina Kühnreich, Franziska Werner; Leon Hoge, Matthias Kleinert, Leander Lichti, Klaas Schramm, Yassin Trabelsi

 

Die nächsten Vorstellungen: Fr 26. Februar sowie So 06., Sa 12. und Di 15. März

 

 

 

 

 

 

 

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