Cäsar nutzt geschickt die Schwäche seines Mitregenten Antonius, um die Macht ganz an sich zu reißen. Im Konflikt von Machterhalt und Leidenschaft wird die Liebe von Antonius und Cleopatra zerrieben. Politisch und menschlich gescheitert, gehen sie in den Selbstmord, während Cäsars Aufstieg unaufhaltsam ist.
Es sind die großen Themen seiner Dramatik, die der Dichter in diesem Spätwerk noch einmal zusammenführt: Machtkalkül versus Liebe, Verblendung und Hass, Verrat und Reue. Seine Figuren sind widerspruchsvolle Charaktere. Politisches Kalkül und irrationale Leidenschaft sind in den Titelfiguren untrennbar verbunden. Maßlose Liebe schlägt um in maßlosen Hass und macht die Figuren selbst zu ihren ärgsten Feinden.
Diese Widersprüchlichkeit, die in kein moralisches Schema passt, rief in der bürgerlichen Rezeption des Stückes bis ins 20. Jahrhundert hinein Skepsis hervor. Gerade das erweist sich heute als große realistische Qualität des Stückes. Antonius und Cleopatra sind keine naiven, weltfremden Figuren, die in einer rationalen, machtbesessenen Welt von Liebe träumen. Sie sind auf der Höhe ihrer Zeit, sie sind machterfahren und erfolgreich. Und sie versuchen das Unmögliche: politischen Erfolg mit menschlichem Glück zu verbinden. Sie wissen, was sie aufs Spiel setzen. Das macht ihr Scheitern umso tragischer.
Frank-Patrick Steckel hat dieses Meisterwerk Shakespeares für die Wiesbadener Aufführung neu übersetzt. Regie führt David Mouchtar-Samorai, der mit Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ kürzlich in Bremen Furore machte. Mouchtar-Samorai hat in Wiesbaden zuletzt die Uraufführungen „Purcells Traum von König Artus“ (Tankred Dorst) und „Remind me to forget“ (Ulrich Hub) inszeniert. Mit dieser Aufführung war das Wiesbadener Theater 2006 zum Festival „KosovaInfest“ eingeladen.
Inszenierung David Mouchtar-Samorai
Bühne Heinz Hauser
Kostüme Urte Eicker
Musik Riad Kheder, Ernst August Klötzke
Dramaturgie Dagmar Borrmann
Mit Julia Wieninger (Cleopatra), Michael Günther (Marcus Antonius), Sebastian Mirow (Octavius Caesar), Uwe Kraus (Sextus Pompeius, Agrippa), Thomas Büchel (Enobarbus),
Evelyn M. Faber (Iras, Octavia), Susanne Bard (Charmian, Wahrsagerin), Tobias Randel (Alexas, Menas, Canidius), Jan Käfer (Mardian, Scarus), Florian Thunemann (Lepidus, Eros, Dollabella)
Weitere Termine: Mi, 19.09., Do, 27.09., jeweils 19.30 Uhr, Kleines Haus