Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Staatstheater Stuttgart: "Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus Staatstheater Stuttgart: "Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus Staatstheater Stuttgart:...

Staatstheater Stuttgart: "Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus

Premiere: Samstag, 8. November 2008, 18.00 Uhr, Depot

Szenische Lesung in drei Teilen

 

"Die letzten Tage der Menschheit", entstanden in den Jahren 1915-1922 als Reaktion auf den Ersten Weltkrieg, ist ein Werk, das in der Geschichte des Theaters nicht seinesgleichen hat.

Einem "Marstheater" sei das Stück zugedacht, schrieb Karl Kraus in der Vorrede zu seinem Drama, "Theatergänger dieser Welt vermöchten ihm nicht standzuhalten". Folgerichtig hat Kraus, bekannt geworden vor allem als Gründer, Herausgeber und wichtigster Autor der Zeitschrift "Die Fackel", zu seinen Lebzeiten jede Aufführung dieses Textes durch andere Regisseure untersagt, sich wohl aber selbst einmal daran gemacht, das Stück in einer stark gekürzten Fassung auf eine Wiener Bühne zu bringen - ohne Erfolg. Erfolgreich dagegen und bald schon legendär waren jene Leseabende, in denen der Autor Auszüge aus seinem Stück vortrug und dabei nicht nur als scharfzüngiger Satiriker, sondern auch als mitreißender Vorleser brillierte.

 

In fünf ausufernden Akten, einem Vorspiel und einem Epilog schildert Kraus die Ereignisse des Ersten Weltkriegs, vor allem jedoch seine Hintergründe, seine propagandistische Vorbereitung, seine Folgen und seine mediale Verwertung. Bis heute gilt das Stück als die umfassendste literarische Auseinandersetzung mit diesem Krieg, der den "Anfang vom Ende des bürgerlichen Zeitalters" einläutete und dessen Auswirkungen die europäischen Geschicke auch heute noch beeinflussen.

 

Die szenische Lesung ist auf drei Teile angelegt, die sowohl einzeln wie auch, an ausgewählten Tagen, als "Marathon-Lesung" angeboten werden. Zum Auftakt am 8. November 2008 - und damit am Vorabend des 90. Jahrestags der Ausrufung der "Deutschen Republik" durch Philipp Scheidemann, die das faktische Ende des Ersten Weltkriegs besiegelte - ist die Langfassung, also die Lesung aller drei Teile an einem Abend zu erleben.

 

Hans-Werner Kroesinger, geboren 1962, gilt als einer der wichtigsten Vertreter des zeitgenössischen dokumentarischen Theaters. In seinen Projekten, in denen er historische Originaltexte mit aktuellen und literarischen Texten collagiert, beschäftigt er sich hauptsächlich mit politischen Themen wie dem Eichmann-Prozess, dem Deutschen Herbst, dem Militäreinsatz im Kosovo und der Geschichte des Kolonialismus in Afrika. In der vergangenen Spielzeit entwickelte er im Rahmen der Projektwochen Endstation Stammheim für das Schauspiel Stuttgart den Abend "Vorsicht, Schusswaffen!", basierend auf Tonbandprotokollen der Stammheimer RAF-Prozesse.

 

Regie: Hans-Werner Kroesinger, Ausstattung: Matthias Koch, Musik: Daniel Dorsch, Dramaturgie: Christian Holtzhauer

 

Mit: Dorothea Arnold, Boris Burgstaller, Susana Fernandes Genebra, Jonas Fürstenau, Ernst Konarek, Sebastian Kowski, Katharina Ortmayr, Claudia Renner, Elmar Roloff, Michael Stiller, Lisa Wildmann, Anna Windmüller, Jens Winterstein, Till Wonka, Minna Wündrich

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 13 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

REIZVOLLE KONTRASTE -- Neue CD mit Septetten von Beethoven und Kreutzer bei CAvi-music erschienen

Zwei bedeutende Kammermusikwerke sind auf dieser bemerkenswerten Aufnahme zu hören: Ludwig van Beethovens Septett in Es-Dur op. 20 aus dem Jahre 1799 und Conradin Kreutzers Septett in Es-Dur op. 62…

Von: ALEXANDER WALTHER

TRAUM UND REALITÄT -- "Der Tod in Venedig" von Benjamin Britten in der Staatsoper Stuttgart

Eine abstrakte Vision von Venedig bietet Regisseur Demis Volpi bei seiner Version der Oper "Der Tod in Venedig" nach Thomas Mann in der Staatsoper Stuttgart. Traum und Realität vermischen sich stark.…

Von: ALEXANDER WALTHER

Beeindruckende Geschichtsstunde -- "Heinrich Heines Le Grand" vom Theater der Klänge in Düsseldorf

In seinem 1826 entstanden, 1827 im zweiten Teil der "Reisebilder" erschienenen Werk "Ideen. Das Buch le Grand" versetzt Heinrich Heine sich neben vielfältigen Reflexionen u.a. in seine Kindheit in…

Von: Dagmar Kurtz

FILIGRANER ZAUBER -- Neue CD: Antonio Vivaldi - Fagottkonzerte Vol.2 bei Berlin Classics

Das ganzee Leben der Französin und Fagottistin Sophie Dervaux ist von Musik geprägt. Nun ist das zweite von sechs Alben mit Fagott-Konzerten von Antonio Vivaldi erschienen. Energie und geistige…

Von: ALEXANDER WALTHER

UNBEKANNTE RARITÄTEN AUS ÖSTERREICH -- Kammermusik im Schloss Bietigheim-Bissingen

"Blühende Romantik" stand diesmal im Zentrum des Kammermusik-Konzerts im Schloss mit Lehrkräften der Musikschule. Zunächst musizierten Bojan Murov (Violine), Athanasios Bellos (Violoncello) und Jenia…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑