In Alexander Zemlinskys Oper Der Zwerg, die auf Oscar Wildes Kunstmärchen Der Geburtstag der
Infantin von 1891 basiert, sehen wir das grausame Aufeinandertreffen von Selbst- und Fremdwahrnehmung: Die spanische Infantin feiert ihren 18. Geburtstag und erhält neben Geschenken aus aller Welt auch einen verwachsenen Zwerg, der alles Schöne vergöttert, sich selbst aber noch nie gesehen hat. Der Zwerg verliebt sich in die Infantin, die fasziniert von dem Geschöpf ist — und ihn schließlich mit seinem eigenen Spiegelbild konfrontiert: Der Zwerg stirbt. Zemlinskys Musik, die zwischen rauschhaftem Orchesterklang, irisierenden Orientalismen und rhythmischer Prägnanz changiert, lässt eine oberflächlich-überzeichnete Gesellschaft entstehen, aus der der naivehrliche
Zwerg herausfällt.
Mit Gianni Schicchi schuf Giacomo Puccini eine der letzten großen Buffa-Komödien der italienischen
Operntradition — eine Referenz an Vergangenes und zugleich eine bitterböse Satire. Aus dem in Dantes
Göttlicher Komödie als Betrüger bestraften Emporkömmling Gianni Schicchi machen Puccini und sein
Librettist Giovacchino Forzano einen ebenso schlitzohrigen wie zutiefst sympathischen Strippenzieher. Die Verwandten des Buoso Donati sind außer sich: Der soeben Verstorbene hat seinen ganzen Besitz einem Kloster vermacht, dabei hatten doch alle schon auf die verschiedenen Ländereien spekuliert. Man beschließt, den gewieften Gianni Schicchi um Rat zu fragen. Dieser zögert nicht lange, legt sich als angeblicher Buoso ins Bett und diktiert dem Notar mit verstellter Stimme ein neues Testament. Dabei vermacht er den Großteil der Erbschaft sich selbst und schlägt damit den gierigen Verwandten ein Schnippchen. Mit hohem Tempo und viel Witz lässt Puccini Konflikte lustvoll kollidieren, erzählt ganz nebenbei eine kleine Liebesgeschichte und komponiert eine der schönsten Selbstmorddrohungen der Musikgeschichte: „O mio babbino caro…“
Musikalische Leitung: Hermann Bäumer
Inszenierung Der Zwerg: Rebecca Bienek
Inszenierung Gianni Schicchi: K.D. Schmidt
Bühne: Valentin Köhler / Paul Zoller
Kostüme: Valentin Köhler
Licht: Stefan Bauer
Chor: Sebastian Hernandez-Laverny
Dramaturgie: Lars Gebhardt
Der Zwerg
Donna Clara: Marie-Christine Haase
Ghita: Alexandra Samouilidou
Don Estoban: Derrick Ballard
Der Zwerg: Alexander Spemann
1. Zofe: Miriam Gadatsch (Junges Ensemble)
2. Zofe: Rebekka Stolz (Junges Ensemble)
3. Zofe: Alin Deleanu
1. Mädchen: Elisabeth Stradalski
2. Mädchen: Susanne Thomas
Damenchor des Staatstheater Mainz
Statisterie und Kinderstatisterie des Staatstheater Mainz
Philharmonisches Staatsorchester Mainz
Gianni Schicchi
Gianni Schicchi: Peter-Felix Bauer
Laurettta: Dorin Rahardja
Zita: Katja Ladentin
Rinuccio: Philippe Do
Gherardo: Ks. Jürgen Rust
Nelia: Julia Bell
Gherardino: Kind N.N. / N.N. (Domchor)
Betto di Signa: Georg Lickleder
Simone: Ks. Hans-Otto Weiß
Marco: Brett Carter
La Ciesca: Geneviéve King
Maestro Spinelloccio: Hans-Helge Gerlik
Amatio di Nicoloa: Milen Stradalski
Pinellio: Ion Dimieru
Guccio: Sándro Puskás
Philharmonisches Staatsorchester Mainz
Weitere Spieltermine: 27. und 30.9. sowie 7. und 31. 10.