Keine andere Frau der Weltgeschichte hat die Phantasie der Nachwelt so angeregt wie Cleopatra VII. (69 – 30 v. Chr.): staatsmännische Herrscherin, femme fatale, letzter weiblicher Pharao. Und er, Cäsar, königsgleicher Herrscher über das römische Weltreich, genialer Taktiker und unbestechlicher Feldherr: er kam, sah und ward von dieser Frau besiegt. Indem sie sich angeblich für ihn in einen Teppich hat einrollen lassen, wickelte sie ihn um den Finger.
Bereits zu ihren Lebzeiten war die Liebesgeschichte zwischen der 21-jährigen Ägypterin und des über 30 Jahre älteren Cäsaren Legende. Seitdem regt die Traum-Affäre zwischen den beiden Supermächten vom Geschichtsschreiber Sueton über den Dramatiker George Bernard Shaw bis hin zu Hollywoods Drehbuchschreibern und Asterix-Autoren jede Generation an, die Geschichte immer wieder neu zu erzählen. Georg Friedrich Händel und sein Librettist Nicola Francesco Haym reihen sich mit ihrem „Giulio Cesare in Egitto“ von 1723 bereits in eine lange Rezeptionsgeschichte ein. Ausschlaggebend für den immensen Erfolg ihrer Oper war jedoch nicht nur die vertraute Geschichte, die eine leidenschaftliche Liebe mit politischem Ränkespiel vereint, son-dern vor allem die prachtvolle musikalische Gestaltung.
Händel stand in London ein hochrangiges, mit Spitzengagen aus London und Dresden angeworbenes Sängerensemble und ein mit besten Kräften besetztes Orchester zur Verfügung. Da-mit war die Grundlage eines Star-Kults gelegt, der ebenso wie die gebotene Musik London zum wichtigsten Opernzentrum nördlich der Alpen machte. In kaum einem anderen Bühnenwerk hat Händel die Stimmen seiner Stars jedoch musikalisch in ein so reiches Gewand gehüllt wie in „Giulio Cesare“. Die an Erotik kaum zu übertreffende Parnass-Szene beispielsweise gleicht einem barocken Venusberg, in der dem Imperator vor orientalischer Sinnenpracht Hören und Se-hen vergeht: Cleopatras Stimme wird von einem zusätzlichen Bühnenorchester mit Oboe, Streichern, obligater Gambe, Harfe, Theorbe und Continuo raffiniert unterlegt. Wie aus einer anderen Welt kommend schweben die Klänge durch den Raum – ein bis heute überwältigender Effekt.
Damals verlangten die Londoner Bürger ihren „Guilio Cesare“ gleich mehrere Spielzeiten hintereinander auf dem Spielplan des Haymarket-Theaters, auf dem Kontinent wurde die Oper unmittelbar nach der Uraufführung übernommen; in Hamburg spielte man Händels neuen Genie-streich in den Jahren 1725-29 und 1731-37. Die Erfolgsgeschichte setzte sich nach der Wiederentdeckung des Werkes 1922 bei den Göttinger Händelfestspielen fort, gehört „Giulio Cesare“ doch bis heute zu den meistgespielten Opern Händels.
Dramma per musica in drei Akten von Georg Friedrich Händel
Text von Niccolò Francesco Haym nach Giacomo Francesco Bussani
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung: Michael Hofstetter | Regie, Bühne, Kostüme: Peer Boysen | Einstudierung des Chores: Carl Robert Helg
Mit: Franco Fagioli (Giulio Cesare), Ewa Wolak (Cornelia), Tamara Gura (Sesto), Kirsten Blaise (Cleopatra), Martin Wölfel (Tolomeo), Armin Kolarczyk (Achilla), Barbara de Koy (Nireno/Curio)
Badische Staatskapelle, Badischer Staatsopernchor
Weitere Vorstellungen: 24., 26. und 28. Februar, 19.00 Uhr