Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Staatstheater Karlsruhe: JULIUS CÄSAR (GIULIO CESARE IN EGITTO) von Georg Friedrich HändelStaatstheater Karlsruhe: JULIUS CÄSAR (GIULIO CESARE IN EGITTO) von Georg...Staatstheater Karlsruhe:...

Staatstheater Karlsruhe: JULIUS CÄSAR (GIULIO CESARE IN EGITTO) von Georg Friedrich Händel

anlässlich der 31. Händel-Festspiele vom 22. Februar - 3. März 2008

Premiere: Freitag, 22. Februar 2008, 19 Uhr | Opernhaus

 

Schön soll sie nicht gewesen sein, die Gesichtszüge herb und die Nase eigentlich viel zu groß. Doch sie war klug und politisch gewandt, sprach neben dem Griechischen acht weitere Sprachen und verfügte über Witz und Charme.

 

Keine andere Frau der Weltgeschichte hat die Phantasie der Nachwelt so angeregt wie Cleopatra VII. (69 – 30 v. Chr.): staatsmännische Herrscherin, femme fatale, letzter weiblicher Pharao. Und er, Cäsar, königsgleicher Herrscher über das römische Weltreich, genialer Taktiker und unbestechlicher Feldherr: er kam, sah und ward von dieser Frau besiegt. Indem sie sich angeblich für ihn in einen Teppich hat einrollen lassen, wickelte sie ihn um den Finger.

 

Bereits zu ihren Lebzeiten war die Liebesgeschichte zwischen der 21-jährigen Ägypterin und des über 30 Jahre älteren Cäsaren Legende. Seitdem regt die Traum-Affäre zwischen den beiden Supermächten vom Geschichtsschreiber Sueton über den Dramatiker George Bernard Shaw bis hin zu Hollywoods Drehbuchschreibern und Asterix-Autoren jede Generation an, die Geschichte immer wieder neu zu erzählen. Georg Friedrich Händel und sein Librettist Nicola Francesco Haym reihen sich mit ihrem „Giulio Cesare in Egitto“ von 1723 bereits in eine lange Rezeptionsgeschichte ein. Ausschlaggebend für den immensen Erfolg ihrer Oper war jedoch nicht nur die vertraute Geschichte, die eine leidenschaftliche Liebe mit politischem Ränkespiel vereint, son-dern vor allem die prachtvolle musikalische Gestaltung.

 

Händel stand in London ein hochrangiges, mit Spitzengagen aus London und Dresden angeworbenes Sängerensemble und ein mit besten Kräften besetztes Orchester zur Verfügung. Da-mit war die Grundlage eines Star-Kults gelegt, der ebenso wie die gebotene Musik London zum wichtigsten Opernzentrum nördlich der Alpen machte. In kaum einem anderen Bühnenwerk hat Händel die Stimmen seiner Stars jedoch musikalisch in ein so reiches Gewand gehüllt wie in „Giulio Cesare“. Die an Erotik kaum zu übertreffende Parnass-Szene beispielsweise gleicht einem barocken Venusberg, in der dem Imperator vor orientalischer Sinnenpracht Hören und Se-hen vergeht: Cleopatras Stimme wird von einem zusätzlichen Bühnenorchester mit Oboe, Streichern, obligater Gambe, Harfe, Theorbe und Continuo raffiniert unterlegt. Wie aus einer anderen Welt kommend schweben die Klänge durch den Raum – ein bis heute überwältigender Effekt.

 

Damals verlangten die Londoner Bürger ihren „Guilio Cesare“ gleich mehrere Spielzeiten hintereinander auf dem Spielplan des Haymarket-Theaters, auf dem Kontinent wurde die Oper unmittelbar nach der Uraufführung übernommen; in Hamburg spielte man Händels neuen Genie-streich in den Jahren 1725-29 und 1731-37. Die Erfolgsgeschichte setzte sich nach der Wiederentdeckung des Werkes 1922 bei den Göttinger Händelfestspielen fort, gehört „Giulio Cesare“ doch bis heute zu den meistgespielten Opern Händels.

 

Dramma per musica in drei Akten von Georg Friedrich Händel

Text von Niccolò Francesco Haym nach Giacomo Francesco Bussani

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

 

Musikalische Leitung: Michael Hofstetter | Regie, Bühne, Kostüme: Peer Boysen | Einstudierung des Chores: Carl Robert Helg

 

Mit: Franco Fagioli (Giulio Cesare), Ewa Wolak (Cornelia), Tamara Gura (Sesto), Kirsten Blaise (Cleopatra), Martin Wölfel (Tolomeo), Armin Kolarczyk (Achilla), Barbara de Koy (Nireno/Curio)

Badische Staatskapelle, Badischer Staatsopernchor

 

Weitere Vorstellungen: 24., 26. und 28. Februar, 19.00 Uhr

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 16 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

DER FRAUENHELD ALS MYTHISCHE GESTALT -- Revue-Operette "Casanova" von Strauss/Benatzky in der Staatsoper Stuttgart

Barberina steht als schöne Frau im Mittelpunkt des Geschehens. Das Männlichkeitspathos wird in Marco Stormans Inszenierung auf die Spitze getrieben. Natürlich erscheint der Schwerenöter Casanova auch…

Von: ALEXANDER WALTHER

GROSSE RHYTHMISCHE ENERGIE -- 4. Kammerkonzert des Staatsorchesters im Mozartsaal der Liederhalle STUTTGART

Im 4. Kammerkonzert "Souvenirs" des Staatsorchesters brillierten zunächst Elena Graf (Violine), Daniel Schwartz (Viola) und Philipp Körner (Violoncello) mit Franz Schuberts unvollendet gebliebenem…

REICHHALTIGE MUSIK -- Neue CD: Platz für kreative Frauen - Boulanger Trio bei Berlin Classics

Karla Haltenwanger, Pianistin des Ensembles Boulanger Trio, erklärt, dass ihnen immer wieder fantastische Komponistinnen begegnen würden, die zum Teil kaum bekannt waren oder immer noch kaum bekannt…

Von: ALEXANDER WALTHER

Spannend, poetisch, eindrucksvoll -- "Der Kreidekreis" von Alexander Zemlinsky in der deutschen Oper am Rhein

Ein uraltes Thema: Zwei Frauen streiten um ein Kind. Jede behauptet, sie sei die Mutter. Die Lösung dieses Problemfalles im Alten Testament der Bibel ist in die Geschichte als "Salomonisches Urteil"…

Von: Dagmar Kurtz

ZAUBER MUSIKALISCHER VERWANDLUNG -- "Palestrina" von Hans Pfitzner an der Wiener Staatsoper

Der jüdische Uraufführungsdirigent Bruno Walter hat dieses Werk bis zuletzt geliebt, obwohl die im Jahre 1917 im Prinzregententheater in München erstmals aufgeführte Oper "Palestrina" aufgrund der…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑