November – Dezember 2010.
Unter dem Motto „DAS EREIGNIS DES SELBST/ANDEREN“ setzt spielzeit’europa 2010 auf Begegnung und Dialog. Die internationale Tanz- und Theatersaison der Berliner Festspiele präsentiert im Herbst/Winter herausragende Inszenierungen von Künstlern unterschiedlicher Kulturen und Kunstsparten.
Sasha Waltz eröffnet mit ihrer neuen Kreation „Continu“, einer Weiterentwicklung von „Dialoge 09 – Neues Museum“, die Saison im Haus der Berliner Festspiele. Mit Edgar Varèses epochalem Orchesterwerk „Arcana“ als musikalischem Zentrum kreiert die Choreografin mit 24 Tänzern eine großformatige und archaische Choreografie. [Deutschlandpremiere 11.–14. November 2010]
„Momente purer Magie, völlig enthoben allem schweren Bedeuten und vergeblichen Sehnen. Ein betörender Anblick, der Zeit und Raum vergessen macht. Nachtkritik.de
„Un Tramway“ ist eine Neuinterpretation von Tennessee Williams’ „Endstation Sehnsucht“ des polnischen Regiestars Krzysztof Warlikowski für das Pariser Théâtre de l’Odéon. Die Textfassung – eine Neuübersetzung des frankokanadischen Autors Wajdi Mouawad –, die durch zahlreiche literarische und dramatische Anspielungen von Oscar Wilde bis Sophokles ergänzt wurde, konzentriert sich ganz auf die Psyche der Blanche DuBois. In dieser Rolle brilliert Isabelle Huppert, die bereits zum dritten Mal bei spielzeit’europa zu Gast ist. [Deutschlandpremiere 20.–25. November 2010]
Was die phänomenale Huppert bietet, kann nur sie. Ihre Blanche DuBois lässt die gesamte Aufführung um sich kreisen, indem sie drei pausenlose Stunden lang deren Zentrum ist. Neue Zürcher Zeitung
Angelin Preljocaj, französischer Choreograf mit albanischen Wurzeln, thematisiert in seiner aktuellen Kreation „AND THEN, ONE THOUSAND YEARS OF PEACE“ die Erforschung der Themen Mythologie, Religion und Riten des Alltags. Das Stück ist eine Zusammenarbeit seiner Compagnie mit Tänzern des Bolschoi-Theaters und die Weltpremiere in Moskau wird bereits mit Spannung erwartet. Bemerkenswert ist auch die Zusammenarbeit des Choreografen mit dem indischen Künstler Subodh Gupta, der das Bühnenbild kreiert, und dem französischen Techno-Star Laurent Garnier. [2.–4. Dezember 2010]
Der Monolog „Mission“ des jungen belgischen Autors David van Reybrouck basiert auf Interviews mit Missionaren im Kongo und thematisiert namenlose Gewalt als Erbe belgischer Kolonialherrschaft, inszeniert von dem Belgier Raven Ruëll. Phänomenal in der Rolle des Missionars ist der flämische Schauspielstar Bruno Vanden Broecke. Sein eindrücklicher Monolog bringt Fragen nach Moral und den Verstrickungen des Einzelnen in einer widersprüchlichen und brutalen Welt auf den Punkt. [5.–6. Dezember 2010]
Es ist ein Abend jenseits jeglicher Schwarz-Weiß-Malerei. Er macht die Zerrissenheit des Verhältnisses zwischen Afrika und dem Westen in einem humorvollen, leichten Ton schmerzhaft bewusst – die Untrennbarkeit von humanitärer Hilfeleistung und wohlmeinender Bevormundung, von Sendungsbewusstsein und Ignoranz. Der Tagesspiegel
In ihrer aktuellen Arbeit „Babel [words]“ zeigen die belgischen Choreographen Sidi Larbi Cherkaoui und Damien Jalet eine Vision vom Zusammenspiel der Kulturen, erneut in Zusammenarbeit mit dem britischen Künstler und Turner-Preisträger Antony Gormley. 13 Performer und 5 Musiker aus insgesamt 13 Ländern erkunden die Beziehung zwischen Sprache und Nationalität, Identität und Religion und machen eine Welt aus Live-Konzert, Theater, Tanz, Text und Skulptur erfahrbar. [9.–12. Dezember 2010]
‚Babel’ ist nicht nur das innovativste Tanzstück des Jahres: in seiner Bewegungssprache so neu wie in den siebziger Jahren Pina Bauschs Idiom. Es ist auch eines der stärksten Werke des Jahres. tanznetz.de
Erstmals in Berlin zu sehen sind Stücke des in New York lebenden chinesischen Choreografen Shen Wei. Seit ihrer Gründung vor 10 Jahren steht Shen Wei Dance Arts für interkulturelles und interdisziplinäres Tanztheater, das auf visuelle und erzählerische Elemente aus Theater, Chinesischer Oper und zeitgenössischer Kunst zurückgreift. „Rite of Spring“ entstand zu Strawinskys „Le sacre du printemps“. „Re- (Part II)“ (Deutschlandpremiere) ist durch eine Reise Shen Weis zur kambodschanischen Tempelanlage Angkor Wat inspiriert. [16.–18. Dezember 2010]
Eine lebhafte Mischung aus Ost und West, Chinesischer Oper und modernem Tanz, gestaltet vom genauen Blick eines Malers… Glieder zerteilen die Luft, rotieren beinahe rückwärts aus unglaublich flexiblen Hüften und Schultern. Momente lyrischer Einsamkeit und atemberaubender Spannung treffen auf wuchtige Massenszenen. The Boston Globe
Den Schlusspunkt setzt der italienische Choreograf Virgilio Sieni mit „Tristi Tropici“. Ausgangspunkt des Stückes ist Claude Lévi-Strauss’ epochaler, zivilisationskritischer Text von 1955 „Tristes Tropiques“ und dessen geradezu beängstigende Aktualität als ein Requiem auf die westliche Kultur. Seit den Achtziger Jahren gilt Virgilio Sieni als ein Vorreiter des zeitgenössischen italienischen Tanzes und ist auf allen wichtigen europäischen Festivals zu Gast. [Deutschlandpremiere 21. Dezember 2010]
Im Rahmenprogramm liest der preisgekrönte Theaterregisseur Peter Stein über sechs Stunden aus Puschkins Meisterwerk „Eugen Onegin“ [19. Dezember 2010]. Darüber hinaus werden in Zusammenarbeit mit ARTE Filmportraits zu einigen der eingeladenen Künstlern gezeigt.
Weitere Informationen zum Programm unter: www.berlinerfestspiele.de.