1974 widmete er sich der Tragödie des Prinzen von Dänemark und schuf mit seiner Adaption einen dichten, poetischen Text – das Psychogramm einer in
Auflösung begriffenen Gesellschaft, die nur noch sich selbst kennt. Die Handlung konzentriert Koltès dabei ganz auf die vier Hauptfiguren Hamlet, Ophelia, Claudius und Gertrud, die in den Fängen ihrer aus den Fugen geratenen Welt verstrickt sind. Es herrscht Krieg im Staate Dänemark, doch niemand weiss, gegen wen und warum. Ein Aussen gibt es hier nicht mehr und somit auch keinen Ausweg aus der familiären Tragödie: Prinz Hamlet verdächtigt seinen Stiefvater Claudius des Mordes an seinem Vater, doch kann er sich nicht zur Rache durchringen. Stattdessen wütet er gegen die, die ihm das Liebste ist und wird so mitschuldig am Wahnsinn und Tod Ophelias. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf.
«Hamlet. Der Tag der Morde» ist eine virtuos verdichtete, moderne Klassikeradaption, die mit der Shakespeare’schen Vorlage spielt, deren Themen, Motive und Sätze variiert und sie zu einem neuen Ganzen zusammenfügt: zu einem magisch leuchtenden Totentanz einer unausweichlich dem Untergang zutreibenden Welt.
Hamlet: Die Stille zerreisst. Die Fasern meines Körpers werden fest wie Sehnen. Mörder! Die Steine der Burgmauer bewegen sich. Das kalte Licht enthüllt. Die Verbrechen, vergraben unter der Erde, kriechen in dieser Nacht unter den Augen der Menschheit wieder empor. Schnell, schneller als der Verstand, zeigen sich die finsteren Taten. Die Seele liegt in Fetzen, die Seele und die Augen zerreissen sich. In dieser Nacht, Hamlet, wird es vollbracht, bis zum Ende.
MIT: Samia von Arx, Wiebke Kayser, Jörg Dathe, Samuel Zumbühl
PRODUKTIONSTEAM: Andreas Herrmann (Inszenierung),
Max Wehberg (Bühne),
Birgit Künzler (Kostüme),
Peter Weiss (Licht),
Heike Dürscheid (Dramaturgie)