Jetzt macht er in seiner „Froschfotzenlederfabrik“ ein Vermögen mit der Herstellung von Nazi-Kleidung, die von schlecht bezahlten Näherinnen produziert wird. Die Töchter von Mutter und Vater haben sich seit Jahren nicht mehr gesehen. Eine ist aus Selbstekel Pornodarstellerin geworden und hat ein Verhältnis mit Mutters behandelndem Arzt. Dieser stammt aus einer Familie von „Flächenbewohnern“, die dumpf und argwöhnisch das Leben des studierten Verwandten aus der Stadt kommentieren.
Oliver Klucks jüngstes Stück liest sich als grosse, wütende Beschwerde an Vater Staat, bei dem - wie in jeder Familie - das finanzielle und moralische Erbe der Väter auf die Kinder kommt.
Denjenigen, die auf den Weltmärkten ein grosses Rad drehen, eröffnet die Globalisierung unvorstellbare Chancen. Zuhause aber wird es eng für alle, die nur ein kleines Rädchen im ewigen Produktionsablauf sind. Das Geld wird knapp auf dem Konto des Arbeitnehmers ebenso, wie auf dem des Unternehmers, und bei der Krankenkasse sowieso. Und schon ist es vorbei mit der Moral, auf die sich die bürgerliche Gesellschaft doch so viel zu Gute gehalten hat. Verteilungskämpfe allüberall, unter deren Druck der Traum von einer gerechten Gesellschaft ebenso zerplatzt wie die Keimzelle des Bürgertums: die Familie. Wenn die Krankenkasse nicht mehr zahlt, muss jeder sehen wo er bleibt, Patient wie Arzt. Und selbst das freistehende Einfamilienhaus, die letzte Bastion der bürgerlichen Familie, wird am Ende von Zuwanderern geschleift.
Oliver Kluck, Jahrgang 1980, wurde 2009 mit dem Förderpreis für junge Dramatik des Berliner Theatertreffens, es folgten 2010 der Kleist-Förderpreis und 2011 der BDI-Dramatikerpreis. Seine Stücke handeln von den unbeachteten Nebenwirkungen des Turbokapitalismus.
Inszenierung David Benjamin Brückel
Bühne/Kostüme Elisa Alessi, Erik Noorlander
Mit Henriette Cejpek, Sabine Martin, Milva Stark, Diego Valsecchi
Weitere Vorstellungen 27. März // 01./24. April // 05. Mai 2012