Gemeinsam mit seinem Lehrling Christopherl sperrt er deshalb heimlich den Laden zu und fährt ebenfalls nach Wien, um sich im Großstadtdschungel einen Jux zu machen. Doch die große, weite Welt ist oft kleiner als man denkt, und so laufen die beiden Abenteurer beinahe ihrem Dienstherrn in die Arme und taumeln auch sonst von einer Klemme in die nächste ...
Johann Nestroys 1842 entstandener Wirbel der Verkleidungen, Verwechslungen, der Scharaden und Verwicklungen besticht durch brillanten Sprachwitz und turbulente Situationskomik, entbehrt aber auch nicht der für ihn typischen satirischen Gesellschaftskritik. Denn auch in diesem Nestroy-Stück dreht sich schlussendlich alles ums Geld und um den Handel – alles ist Ware, selbst zwischenmenschliche Beziehungen.
Nach seiner Inszenierung von „Der Talisman“ widmet sich der Grazer Regisseur Dominique Schnizer diesmal der wohl berühmtesten Komödie Nestroys. Die junge österreichische Autorin Stefanie Sargnagel wird dafür sorgen, dass es den Couplets nicht an aktuellen, humorvoll-bissigen Bezügen mangelt.
Zu den Autoren
Johann Nestroy, geboren 1801 in Wien, ist der typische und zugleich populärste Vertreter des Alt-Wiener Volkstheaters. Der Sohn eines Advokaten studierte zunächst Jura, begann aber 1822 seine Karriere als Opernsänger. 1826 wechselte er zum Sprechtheater und fing an, selbst Stücke zu schreiben. Der große Durchbruch gelang ihm mit der Zauberposse „Der böse Geist des Lumpazivagabundus“. Nestroy verfasste mehr als 80 Theaterstücke, die stets Rollen enthalten, die er sich selbst auf den Leib schrieb. 1854 übernahm er zudem die Direktorenstelle des Carl-Theaters in der Leopoldstadt. 1860 zog er sich nach Graz zurück, wo er zwei Jahre später an den Folgen eines Schlaganfalls starb.
Stefanie Sargnagel, studiert in der Richter-Klasse der Akademie der bildenden Künste Wien. Ihre Erfahrungen als Angestellte eines Callcenters sind Grundlage ihres ersten Buches „Binge Living – Callcenter-Monologe“, das 2013 erschien. Ihr 2015 erschienenes Buch „Fitness, eine Zusammenstellung von Facebook-Beiträgen“, wurde von Lars Weisbrod als geniale Kombination von „Ekelfeminismus und Größenwahn“ bezeichnet. Auf Einladung von Jurorin Sandra Kegel nahm sie am Wettbewerb zum Ingeborg-Bachmann-Preis 2016 teil, wo sie den mit 7000 Euro dotierten BKS-Bank-Publikumspreis erhielt. Außerdem wurde sie damit von Mai bis September 2017 Klagenfurter Stadtschreiberin. Sie gehört zur „Burschenschaft Hysteria“, einer feministischen Gruppe, die Burschenschaften persifliert und u. a. durch Aktionen auf dem Wiener Akademikerball auf sich aufmerksam machte. „Ja, eh! Beisl, Bier und Bachmannpreis“ von Stefanie Sargnagel feierte in der Regie von Christina Tscharyiski 2017 im Rabenhof Theater in Wien Uraufführung. Die Inszenierung gewann den Publikumspreis beim „Radikal jung“ Festival 2018 in München und war im Rahmen des internationalen Dramatiker|innenfestivals Graz im Juni 2018 in HAUS EINS des Grazer Schauspielhauses zu sehen.
Zum Regisseur
Dominique Schnizer, geboren 1980 in Graz, arbeitet nach Assistenzen am Schauspielhaus Graz, Schauspiel Frankfurt, Staatstheater Stuttgart und am Hamburger Schauspielhaus, als freier Regisseur. 2009 brachte er den Gewinner des Heidelberger Stückemarkts, Nis-Momme Stockmanns „Der Mann der die Welt aß“, zur Uraufführung. Diese Inszenierung war in der Vorauswahl des Berliner Theatertreffens, wurde zur Theaterbiennale des Staatstheaters Wiesbaden „Neue Stücke aus Europa“ und zu den Festivals „Maximierung Mensch“ in Trier und „Kaltstart“ in Hamburg eingeladen. Neben seinen Arbeiten in Heidelberg inszenierte er einige Stücke am Deutschen Schauspielhaus Hamburg – unter anderen die Uraufführungen „Leben und Erben“ von Oliver Kluck und Albert Ostermaiers „Ein Pfund Fleisch“ mit Dominique Horwitz. Weitere Regiearbeiten führten ihn an die Staatstheater in Karlsruhe und Mainz, zu den Ruhrfestspielen in Recklinghausen und ans Nationaltheater Weimar sowie nach Bozen, Zagreb und Klagenfurt. Mit dem Autor Henning Mankell arbeitete er immer wieder an Projekten für dessen Teatro Avenida in Maputo, Mosambik. Seit der Spielzeit 2016.2017 ist er Leitender Schauspielregisseur am Theater Osnabrück. Im Schauspielhaus Graz zeichnete Dominique Schnizer in der Spielzeit 2015.2016 für die Inszenierung „Kreise / Visionen“ von Joël Pommerat in HAUS EINS verantwortlich sowie in der Spielzeit 2016.2017 für „Der Talisman“ von Johann Nestroy.
Regie
Dominique Schnizer
Bühne und Kostüme
Christin Treunert
Musikalische Leitung
Bernhard Neumaier
Licht
Viktor Fellegi
Dramaturgie
Karla Mäder
Zangler: Werner Strenger
Marie, dessen Nichte und Mündel: Maximiliane Haß
Weinberl, Handlungsdiener bei Zangler: Franz Solar
Christopherl, Lehrjunge bei Zangler: Clemens Maria Riegler
Frau Gertrude, Wirtschafterin bei Zangler: Elisabeth Wondrack
Melchior, ein vazierender Hausknecht: Rudi Widerhofer
August Sonders: Mathias Lodd
Madame Knorr, Modewarenhändlerin in der Hauptstadt: Anna Szandtner
Frau von Fischer, Witwe: Evamaria Salcher
Fräulein von Blumenblatt, Zanglers Schwägerin: Franz Xaver Zach
Dienstmädchen: Hanh Mai Thi Tran
Sowie: Jean-Paul Ledun, Matthias Ohner, Susanne Pink
Musiker: Daniel Fuchsberger, Elisabeth Koval, Bernhard Neumaier
weitere Vorstellungen am am 19., und 21. Dezember, jeweils um 19.30 Uhr, sowie am 31. Dezember um 15.00 und 20.00 Uhr. Weiters am 8., 12. und 23. Jänner sowie 10. Februar um 15.00 Uhr und 14. Februar um 19.30 Uhr, HAUS EINS
SCHAUSPIELHAUS AKTIV
MITSCHAUEN Schauklub am 23.01.2019
MITREDEN Theaterdialog am 23.01.2019
MITLERNEN Vorbereitender Workshop
Tickets
T 0316 8000, F 0316 8008-1565, E tickets@ticketzentrum.at
I www.schauspielhaus-graz.com
Bild: Johann Nestroy