Frau Hase dachte, ihre erwachsenen Kinder wären aus dem Gröbsten raus, nur der Jüngste, Hase genannt, macht Sorgen. Aber dann klingelt es und einer nach dem anderen steht wieder vor der Tür. Der eine wird von der Polizei gesucht, die andere lässt sich scheiden, noch eine andere will gar nicht erst heiraten und Bébert weiß auch nicht wirklich, was er will. Wen wundert es da noch, dass Hase meint, er sei ein Außerirdischer. Sein Problem ist, dass er nicht bleiben kann, mitten in diesem wunderbaren, warmen, wilden und verwirrenden Chaos, das wir Familie nennen.
Es gibt viele Stücke, die sich mit dem Thema „Familie“ beschäftigen, und die meisten beschreiben das Familienverhältnis als problematisch und schwierig. Die anarchische Geschichte „Hase Hase“ von Coline Serreau ist jedoch ganz anders. Nicht, dass die Familie Hase keine Probleme hätte, davon gibt es mehr als genug, aber eines wissen die Hases ganz genau: Wenn man es mit der ganzen Welt aufnehmen will und wenn alles immer schlimmer wird, dann hilft nur die Familie und die große Kraft, die in ihr liegt. Hier will keiner weg, vielmehr findet ein Kind nach dem anderen seinen Weg zurück in die elterliche Wohnung. Und Hase Hase, der jüngste der Familie, will erst recht nicht weg, auch wenn seine Zeit auf Erden zu Ende geht. Die Außerirdischen wollen ihn zurückholen, sagt er, aber er kämpft tapfer, um zu bleiben.
Malte C. Lachmann, ausgezeichnet mit dem Preis des Körber Studios Junge Regie 2012 für seine Inszenierung von Feridun Zaimoglus „Schwarze Jungfrauen“ und eingeladen zu den Bayerischen Theatertagen 2012 und zum Festival „Radikal Jung“ 2013, arbeitet zum ersten Mal am Schauspielhaus Bochum. Er inszeniert diese berühmte Komödie über eine anar-chische Familie, die in den 1990er Jahren zu einem der meistgespielten und erfolgreichsten Stücke an deutschen Thea-tern avancierte, mit einer ganz eigenen Sicht auf den merkwürdigen kleinen Jungen, der behauptet, ein Außerirdischer zu sein. Im März 2013 wird er außerdem die Uraufführung von Laura Neumanns neuem Stück für das Schauspielhaus in Szene setzen.
Regie: Malte C. Lachmann / Bühne: Daniel Angermayr / Kostüme: Annika Träger / Dramaturgie: Sabine Reich
Mit: Damir Avdic (Hase), Paul Behren/Stefan Hartmann (Gérard/Hervé), Cornelia Kempers (Mutter), Raiko Küster (Jeannot), Nicola Mastroberardino (Bébert), Sabine Osthoff (Marie), Kristina Peters (Lucie), Bernd Ra-demacher (Vater), Ute Zehlen (Madame Duperri)
Die nächsten Vorstellungen: 26.10., 31.10.