Warum dieser Stoff?
Herbert Fritsch: Die Literatur des Marquis de Sade hat mich als junger Mensch nachhaltig verstört. Nicht negativ. Sie war eine Irritation, die mein Denken und meine Gefühle mobilisierte. Heute weiß ich: Man muss sich auf extreme Gedanken einlassen, um sein eigenes Denken zu trainieren. Man muss Gedanken aus dem Giftschrank holen und sich ihnen stellen. Es geht überhaupt nicht um Provokation. Es geht um das Unerwartete in einem selbst. Man darf das Spiel im Theater nie vergessen. Und de Sade spielt mit den Möglichkeiten des menschlichen Daseins.
Ist de Sade aktuell?
Herbert Fritsch: Sehr. Er zeigt, wie dünn die Decke der Zivilisation ist. Dabei hat er das ja nicht erlebt, was er schreibt, er hat es fantasiert. Wir sind aber heute so realitätsgläubig, dass wir denken, mit Dokumentarischem kämen wir der Wahrheit – zum Beispiel in der Politik – auf die Spur. Doch jede Kamera endet irgendwann vor einer verschlossenen Tür. De Sade aber hat das Dokumentarische überwunden. Er hat Räume aufgemacht, in die sonst keiner kommt. Deshalb haben sie ihn ja auch weggesperrt, weil sie Angst vor der Macht der Fantasie hatten.
Deutsch mit englischen Übertiteln
Text: Marquis de Sade
Mit: Svetlana Belesova, Jele Brückner, Anna Drexler, Anne Rietmeijer, Ulvi Teke, Jing Xiang, Julia Myllykangas, Otto Beatus
Regie: Herbert Fritsch
Bühne: Herbert Fritsch
Kostüme: Victoria Behr
Musik: Otto Beatus
Lichtdesign: Bernd Felder
Dramaturgie: Vasco Boenisch
So, 23.12.
17:00
Do, 27.12.
19:00
+ 18:15 Einführung
Mo, 31.12.
16:00
Silvestervorstellung
Mo, 31.12.
20:00
Silvestervorstellung
inkl. Eintritt für Silvesterparty
Fr, 04.01.
19:30
+ 18:45 Einführung
Sa, 05.01.
19:30
Sa, 12.01.
19:30
+ anschließend Publikumsgespräch mit Herbert Fritsch
Fr, 25.01.
19:30
+ 18:45 Einführung
Sa, 26.01.
20:00
Sa, 02.02.
19:30
Bild: Marquis de Sade