Mit dem Geld der Götter eröffnet Shen Te einen Tabakladen. Sofort wird sie von Bittstellern umringt, die sie nicht abzuweisen vermag. So ist sie gezwungen, ein anderes Gesicht anzunehmen: Sie verkleidet sich als Mann und gibt sich für ihren Vetter Shui Ta aus, einen hartherzigen Geschäftsmann. Auch in der Liebe findet sich Shen Te ausgebeutet: Der arbeitslose Flieger Sun benutzt sie nur, um seine eigenen Ziele voranzutreiben. Als sie von ihrem Geliebten schwanger wird, schwört sie ihr Kind zu schützen und überlässt es ihrem zweiten Ich, Shui Ta, mit der Gründung einer Tabakfabrik reich zu werden.
Brecht beschreibt eine Gesellschaft, die Grausamkeit, Unfreundlichkeit und
Ausbeutung verlangt. Die kapitalistische Kultur fordert ein gespaltenes
Selbst. Der Mensch muss sich verstellen können, um zu überleben. Doch
Brechts Parabel wohnt zugleich die Utopie einer Gesellschaft inne, die es
dem Menschen ermöglicht, er selbst zu sein.
Oda Thormeyer steht in der Rolle der Shen Te und ihres alter ego Shui Ta im
Mittelpunkt der Inszenierung: Güte, so hat Brecht gesagt, ist für den
Menschen natürlich. Zur Grausamkeit wird intensive Anstrengung benötigt.
Aber der Preis der Güte ist sehr hoch.
Die Regisseurin Shirin Khodadadian arbeitet u.a. am Münchner Residenz
Theater, dem Schauspiel Essen und dem Staatstheater Kassel, wo sie als
Uraufführungsregisseurin der Stücke von Theresia Walser hervortrat: Für „So
wild ist es in unseren Wäldern schon lange nicht mehr“ erhielt sie 2005 den
Förderpreis für Regie der Deutschen Akademie für Darstellende Künste,
„Morgen in Katar“ wurde für den Mülheimer Dramatikerpreis 2008 nominiert.
Regie Shirin Khodadadian
Bühne Philipp Nicolai
Kostüme Charlotte Willi
Musikalische Leitung Stephan Kanyar
Dramaturgie Beate Heine
Mit Holger Bülow, Matthias Buss, Moritz Dürr, Christian Erdmann, Christoph
Franken, Philippe Goos, Cornelia Kempers, Oda Thormeyer, Svenja Wasser und den Musikern Kristof Hinz, Stephan Kanyar/Burkhard Niggemeier, Nigel Moore, Dorothee Pöhl