Auf seinen Streifzügen durch das Berliner Nachtleben erlebt Fabian eine enttäuschte Liebe und den Freitod seines Freundes Labude, außerdem wird er Zeuge des Kampfes zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten. Eine Anstellung bei einer rechtsnationalen Zeitung lehnt er aus moralischen Gründen ab. Dennoch fragt er sich, warum er angesichts der politischen Verhältnisse nur ein Zuschauer bleibt und nicht selbst „ein Akteur im Welttheater“ wird. „Ich kann vieles und will nichts. Wozu soll ich vorwärts kommen? Wofür und wogegen? Nehmen wir wirklich einmal an, ich sei der Träger einer Funktion. Wo ist das System, in dem ich funktionieren kann? Es ist nicht da und nichts hat Sinn.“
Erich Kästner (1899 – 1974), dessen Bücher von den Nationalsozialisten verbrannt wurden, zeichnete mit seinem 1931 erschienenen Großstadtroman Fabian ein satirisches Sittengemälde seiner Epoche. Erst 2013 erschien unter dem Titel Der Gang vor die Hunde die unzensierte Fassung des Romans. Wie er in seinem Nachwort von 1950 schrieb, hatte Kästner nur ein Ziel vor Augen: Er wollte „vor dem Abgrund warnen, dem sich Deutschland und damit Europa näherte“.
Viktor Bodó, geboren 1978 in Budapest, gelang 2005 sein Durchbruch als Regisseur mit einer Adaption von Franz Kafkas Der Prozess am Katona József Theater in Budapest. 2008 gründete Bodó seine eigene Theatergruppe „Szputnyik Shipping Company“. Er arbeitet regelmäßig im deutschsprachigen Raum, u.a. am Schauspiel Köln, Schauspielhaus Hamburg, Volkstheater Wien, Schauspielhaus Zürich und am Deutschen Theater Berlin. Seine Inszenierung von Peter Handkes Die Stunde da wir nichts voneinander wußten wurde zum Berliner Theatertreffen 2010 eingeladen. 2016 erhielt er den „Europe Prize Theatrical Realities“ der Union des Théâtres de l’Europe. Viktor Bodó inszenierte erstmals in der Spielzeit 2020/21 am Schauspiel Stuttgart Der Würgeengel nach dem Film von Luis Buñuel.
Mit Fabian oder Der Gang vor die Hunde stellt sich das neue Ensemblemitglied Teresa Annina Korfmacher am Schauspiel Stuttgart vor. Korfmacher wurde in Ostwestfalen geboren und studierte von 2018 bis 2022 Schauspiel an der Universität der Künste Berlin. Während des Studiums spielte sie u.a. an der Berliner Schaubühne in Champignol wider Willen (Regie Herbert Fritsch) sowie im UNI.T Theater in Tartuffe in der Regie von Hermann Schmidt-Rahmer, für das sie gemeinsam mit ihrem Jahrgang den Ensemblepreis beim Schauspielschultreffen 2021 gewann. In der Spielzeit 2021/22 tritt Teresa Annina Korfmacher ihr erstes Festengagement am Schauspiel Stuttgart an.
in deutscher Sprache mit englischen Übertiteln
Inszenierung: Viktor Bodó
Bühne: Juli Balázs,
Kostüme: Fruzsina Nagy,
Musik: Klaus von Heydenaber,
Sounddesign: Gábor Keresztes,
Licht: Jörg Schuchardt,
Dramaturgie: Anna Veress, Ingoh Brux,
Mitarbeit Fassung: Julia Robert, Choreografie: Éva Duda
Mit: Gábor Biedermann, Therese Dörr, Gabriele Hintermaier, Teresa Annina Korfmacher, Sylvana Krappatsch, Reinhard Mahlberg, David Müller, Valentin Richter, Celina Rongen, Paula Skorupa, Michael Stiller, Felix Strobel sowie Joscha Eissen, Till Krüger, Anna Maria Zeilhofer (Student:innen der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg), Liliana Merker (Studentin der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart)
Weitere Vorstellungen:
21. / 22. / 23. Mär 22, 19:30
14. / 15. Apr 22, 19:30 (Karten ab 15. Mär)
08. / 26. Mai 22 (Karten ab 13. Apr)