
Kurzerhand wird der Klassenkamerad erpresst, zum willigen Untergebenen degradiert, der zu folgen, zu gehorchen hat. Die Zeugen werden zu Tätern, die ihre Macht auskosten und zu gewalttätigen Handlangern ihrer identitären Unsicherheit werden. Doch hinter der Fassade aus Misshandlung und Demütigung eröffnet sich ein lustvoll-sensibles Spiel der Adoleszenz junger Menschen auf der Suche nach ihrem Platz in der Welt, von sexueller Befreiung und der moralischen Orientierung in einer brutalen Gesellschaft. Das Publikum wird zu Voyeur:innen der Irrungen und Wirrungen einer Generation, die sich nach Identität und Sicherheit sehnt.
Robert Musils (1880-1942) Debütroman von 1906 hat nicht an Aktualität eingebüßt. Die verwöhnten Jungakademiker:innen kommen ebenso bekannt daher wie das Streben nach Macht und das Ausnutzen eben dieser. Das heteronormative Familienideal wird nach wie vor sakral gepredigt. Der Voyeurismus, der geltende Drang nach Publikum, ist in unserer digital beschleunigten Zeit der sozial-medialen Archivierung, in der lieber einmal zu oft die Kamera gezückt wird, bestens aufgehoben.
Matthias Köhler begibt sich mit den Absolvent:innen der HmdK in ihrer Abschlussproduktion auf die Suche nach den Mechanismen der Gewalt, der lustvollen Entdeckung des Selbst und den Wechselwirkungen von Intellektualität, Sadismus und Ästhetizismus.
Eine Kooperation mit der HMDK Stuttgart
Inszenierung: Matthias Köhler
Bühne und Kostüm: Ran Chai Bar-zvi,
Musik: Antonia Matschig,
Licht: Michael Frank,
Dramaturgie: Lennart Göbel
MIT: Janina Fautz, Annabel Hertweck, Anja Pichler, David Richter, Joscha Schönhaus, Furkan Yaprak
Weitere Vorstellungen:
24. / 25. / 28. Feb 23, 20:00
01. / 02. / 03. / 04. Mär 23, 20:00