Mit ironischer Distanz blickt Kultmusiker Schamoni durch die Brille der Erinnerung zurück auf seine jugendbewegte Zeit in der norddeutschen Provinz, als die Punk-Welle, die Mitte der Siebziger aus England herüber schwappte, Jahre später endlich auch auf deutschen Dörfern angekommen war. Zusammen mit ein paar Freunden gründete er damals seine erste Band, eine Punkband.
Ausstatterin Susanne Hiller hat sich den Treffpunkt aus Schamonis Jugendjahren angeschaut und ihn für das Bühnenbild der Heidelberger „Dorfpunks“ originalgetreu nachgebaut. Der Ort, an dem vor ein paar Jahren in Anwesenheit Schamonis die Aftershow-Party der Filmpremiere stattfand, ist nun Schauplatz einer theatralen Expedition.
Regisseur Tomas Schweigen, Team und Ensemble haben subkulturelles Neuland betreten und erobert sich das unbekannte Terrain in Improvisationen und Diskussionen, mit Textexperimenten, spielerischen Befreiungsschlägen und Musik. Eine neue Band wurde natürlich auch gegründet. Einzige Vorgabe: Jeder spielt, was er am wenigsten kann. Zusammen mit den Schauspielern entwickelt Schweigen einen Theaterabend über sieben Menschen, die einander nach Jahren fremd geworden sind – und die über die gemeinsame Erinnerung an eine Zeit, in der Punk ihre Sehnsucht und ihre Freiheit war, noch einmal miteinander in Verbindung treten. Ihre Geschichten handeln von Familie, Schule und anderen Kriegsschauplätzen, von Freundschaft und erster Liebe, von Gewalt und Einsamkeit, von dem Wunsch, dabei und doch ein Anderer zu sein. Noch einmal erzählen, spielen und erleben sie die kleinen und großen Dramen einer Jugend auf dem Dorf, Episoden des Erwachsenwerdens, so traurig und laut, komisch und leise, peinlich und frei, wie die Fantasie sie rückblickend erscheinen lässt.
Tomas Schweigen tourte zuletzt mit „Pate I-III“ seiner freien Gruppe Far a Day Cage auf zahlreichen Festivals und inszenierte u. a. am Schauspiel Frankfurt, am Wiener Schauspielhaus und am Theaterhaus Jena.
nächste Vorstellungen: 2., 10., 14. & 29.12.