Für dieses Werk, das die mittelalterliche Sage des Tannhäuser, der für sein Verweilen im Venusberg Erlösung sucht, mit dem mythischen Sängerkrieg auf der Wartburg verbindet, hat Neuenfels eine faszinierende szenische Interpretation dieser beliebten Wagner-Oper gefunden.
Der „Tannhäuser“ sollte Wagner nahezu ein Leben lang beschäftigen. Immer wieder nahm er nach der von ihm inszenierten und dirigierten Uraufführung 1845 im Dresdner Hoftheater umfassende Veränderungen vor, sodass mehrere Versionen dieser großen romantischen Oper existieren. Noch kurz vor seinem Tod notierte seine Frau Cosima: „Er sagt, er sei der Welt noch den Tannhäuser schuldig.“
Der Sagenkreis vom Sängerkrieg auf (der) Wartburg, der dem Komponisten unter anderem durch E. T. A. Hoffmanns Novelle „Der Kampf der Sänger“ vertraut war, verschmolz in der Oper mit der in Heinrich Heines parodistischem Gedicht aufgegriffenen Legende von Tannhäuser und Frau Venus. Die „heilige“ Elisabeth als Sinnbild aufopfernder, rein geistiger Liebe und die sündige, „verruchte“ Liebesgöttin Venus als Inkarnation des sinnlich erotischen Genusses sind die Pole des Spannungsfeldes, in das der Minnesänger Tannhäuser gerät. Wagners Identifikation mit dieser zerrissenen, erlösungsbedürftigen Titelgestalt und Außenseiterfigur ist durch mehrere eigene Äußerungen bezeugt.
Spätestens seit seiner „Lohengrin“- Regie für Bayreuth und seinem neuen Buch „Das Bastardbuch“ ist Neuenfels zu einer noch größeren Theaterlegende geworden. Seit mehr als 40 Jahren schreibt er mit provokanten Deutungen Theatergeschichte. Auch am Aalto sorgte er für großes Aufsehen. Der Minnesänger Tannhäuser, diese zerrissene Titelgestalt im Spannungsfeld zwischen der Liebesgöttin Venus und der „heiligen“ Elisabeth, steht bei Neuenfels für den Komponisten Richard Wagner selbst. Er betont den jungen, rebellischen Wagner mit seiner überwältigenden Leidenschaft. Locker und unangestrengt, mit großer Assoziationslust und augenzwinkerndem Witz erzählt Neuenfels eine Geschichte um Liebe, Religion, Romantik, Kunst, Rebellion und Freiheit.
Aus dem Orchestergraben spielen die Essener Philharmoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Stefan Soltesz Wagners hymnisch vielfältige Musik.
mit Übertitelung
Musikalische Leitung Stefan Soltesz
Inszenierung Hans Neuenfels
Bühne und Kostüme Reinhard von der Thannen
Choreinstudierung Alexander Eberle