Doch trotz seiner provozierenden Bemühungen kam es anders als gedacht und bald wurde Shaws Adaption des Ovidschen Mythos „Pygmalion“ vom Broadway und auch vom Kino aufgegriffen
und schließlich unter dem Titel „My Fair Lady“ weltweit als Kassenschlager mit Happy End gespielt.
Mehr als 100 Jahre später greifen die Regisseure Tiit Ojasoo und Ene-Liis Semper Shaws packende
Komödie auf, um damit ihre Beobachtungen heutiger Verhältnisse zu erzählen – wiederum mit Musik,
wie es auch schon bei „My Fair Lady“ geschah. Im Mittelpunkt steht ein berühmtes Erziehungsexperiment, initiiert durch eine Wette zwischen Prof. Higgins und Pickering sowie durch das
verzwickte Bedürfnis der beiden, einem anderen Menschen zu einem erfolgreicheren Leben verhelfen zu wollen: Eliza, der eigenen Welt entrissen, soll die Sprache und Verhaltensregeln der fremden Gesellschaft lernen, bis die eigene Herkunft nicht mehr erkennbar ist.
In nur wenigen Monaten wollen die „humanitären“ Helfer, die kein wirkliches Interesse an der Person, dafür umso mehr Interesse an ihrem Experiment als solchem zeigen, Eliza in die Gesellschaft integrieren und zum Erfolg führen. Es ist die Geschichte der Wissenschaftler und ihres Geschöpfs, bei dem Eliza bald das innerste Selbst verliert: „Wissen Sie, Sie erzählten mir mal, dass ein Kind, in ein fremdes Land gebracht, in wenigen Wochen die Sprache dort lernt und die eigene vergisst. Nun, ich bin solch ein Kind in eurem Land. Ich habe meine eigene Sprache vergessen und kann nur noch Ihre sprechen.“
Tiit Ojasoo & Ene-Liis Semper inszenieren regelmäßig am Thalia Theater und waren zuletzt mit ihrer
Hamburger Inszenierung von Peter Handkes „Die Stunde da wir nichts voneinander wußten“ bei den
Wiener Festwochen und bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen zu Gast.
Regie & Ausstattung Tiit Ojasoo & Ene-Lis Semper
Musik Vaiko Eplik
Dramaturgie Sandra Küpper
Ensemble Alicia Aumüller, Marina Galic, Franziska Hartmann, Sven Schelker, Alexander Simon, Rafael
Stachowiak, Oda Thormeyer, Kristof Van Boven
Weitere Vorstellungen am 20., 26., 31. März, 9. April jeweils um 20 Uhr sowie am 10. April um 17 Uhr
Karten 040. 32 81 44 44 / www.thalia-theater.de