Die erste November-Premiere ist am 09.11. die Uraufführung Endland im Ballhof Zwei, ein hochaktueller Stoff, der in der Gegenwart verortet ist. Basierend auf dem Roman von Martin Schäuble wird eine abweichende Zukunft gezeigt, in der die »Nationale Alternative« das politische Sagen und die gesellschaftliche Deutungshoheit innehat. Der Protagonist Anton findet sich plötzlich in einer mehr als heiklen Lage zwischen einem terroristischen Auftrag der Splittergruppe »Neue Nationale Alternative« und seinem erwachenden Gewissen wieder. Unterstützt wird das Ensemble von einem Laienchor, der, konträr zur Bühnenwelt, in der er agiert, besonders divers über alle Altersgruppen, Geschlechter, Herkunftsgeschichten und andere äußerliche Merkmale zusammengesetzt ist.
Ganz anders geht es bei Das Sams am 10.11. zu: das Ensemble mit Regisseur Tom Kühnel hat sich der drei bekannten »Sams«-Bücher von Kinderbuchautor Paul Maar angenommen: Das Sams ist ein liebenswertes Wesen mit anarchistischem Charakter und blauen »Wunschpunkten« im Gesicht. Auf Umwegen gelangt es zu Herrn Taschenbier, einem eher schüchternen und angepassten Zeitgenossen, dessen Leben das Sams gehörig umkrempelt. Zusammen mit einem großartigen Bühnenbild, das nicht an Theaterzauber spart, ist Das Sams ein gleichermaßen verspieltes wie verrücktes Abenteuer für die ganze Familie.
Das Premierenwochenende schließt am 11.11. mit Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos von Werner Schwab. Im Mittelpunkt steht ein Mietshaus in Graz, in dem drei Parteien wohnen: eine ausgemergelte Pensionistin und ihr klumpfüßiger Sohn Herrmann, die dysfunktionale Familie Kovacic und ganz oben die hasserfüllte Witwe Grollfeuer, die die Hausgemeinschaft eines Tages zu einer angeblichen Geburtstagsfeier einlädt – eine Feier, die nicht alle Beteiligten lebend überstehen. Nicht nur die prägnante Sprache und der abgründige Humor Werner Schwabs machen dieses Stück besonders, auch Regisseurin Lucia Bihler bedient sich ungewöhnlicher Mittel, in dem sie einen Teil der Handlung gar nicht auf der Bühne spielen lässt.
Bild: Werner Schwab