Das Neckarufer zwischen Esslingen und Bad Cannstatt war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem der Hauptschauplätze industrieller Beschleunigung geworden: Eisenbahntrassen, Maschinen- und Motorenfabriken schossen aus dem Boden und gaben dem Flussabschnitt, den die Romantiker wenige Jahre zuvor noch als „freundlichsten von ganz Schwaben“ gerühmt hatten, binnen weniger Jahrzehnte ein neues Gesicht.
Dieser Zeitsprung vom vorindustriellen Deutschland in die Moderne vollzieht sich in Wilhelm Raabes Roman auf der Mühle von Vater Pfister. Das einst „helle Mühlwasser“ des stadtbekannten Ausflugslokals beginnt nach Schwefel und Verwesung zu riechen, Schwärme von Fischen treiben bauchaufwärts die schlammige Kloake hinab. Verursacher der Verseuchung ist eine Zuckerfabrik, die wenige Kilometer flussaufwärts ihren Betrieb aufgenommen hat. Als die Gäste aus- und die Mühlwerke stehenbleiben, zieht Vater Pfister in den Kampf. Doch alle Anstrengung bleibt vergebens: Aus den Mitstreitern werden Unternehmer und Aktionäre. Der alte Müller stirbt; den Fluss, die Mühle und „das alte romantische Land“ holt sich die neue Zeit.
Armin Petras inszenierte im Februar 2014 mit Das kalte Herz von Wilhelm Hauff einen Stoff über den Frühkapitalismus in der Region. Die Bühnenadaption des Romans Pfisters Mühle verlängert diese Fragestellung von der deutschen Romantik in die Gründerzeit.
Auch seine Zusammenarbeit mit anderen Kunstsparten setzt Armin Petras mit dieser Inszenierung fort: für Musik und Bühne zeichnet der Bildende Künstler Martin Eder verantwortlich.
Regie: Armin Petras,
Bühne und Musik: Martin Eder,
Kostüme: Dinah Ehm,
Licht: Norman Plathe,
Dramaturgie: Bernd Isele
Mit: Maja Beckmann, Manolo Bertling, Julischka Eichel, Michael Klammer, Peter Kurth, Thomas Lawinky, Svenja Liesau, Holger Stockhaus, Sebastian Wendelin