Der Druck, der auf Woyzeck lastet, ist groß. So groß, dass es nicht verwunderlich wäre, wenn er irgendwann den Verstand verlöre. Marie, die Mutter seines Kindes, trifft den Tambourmajor. In ihr blitzt die Ahnung von einem anderen, einem sorgloseren Leben auf. Irgendwann wird es Woyzeck zu viel…
Allein in den durchdringenden Songs von Tom Waits haben Büchners Figuren kurz die Möglichkeit dem Hamsterrad ihrer Gesellschaft zu entfliehen, um von ihren Schmerzen, Sehnsüchten und Verletzungen zu erzählen.
Als Georg Büchner 1837 mit nur 23 Jahren starb, hinterließ er Woyzeck als Fragment; kurze, raue Momentaufnahmen einer auf einem authentischen Fall beruhenden Geschichte. In einer kompromisslosen, starren Gesellschaft, die keinen Ausbruch zulässt, so zeigt sich, gibt es für einen wie Woyzeck keinen Platz. Täterschaft und Opferdasein erscheinen in einem neuen Licht. Büchner erzählt in seinem Stück die Geschichte eines Massenschicksals seiner Zeit. Damals wie heute war die Gesellschaft im Umbruch. Menschen strampeln sich ab, um mit den Veränderungen klarzukommen. Wie wahnsinnig kann aber ein Mensch sein, der sich auf den ersten Blick sicher in dem Rahmen bewegt, den das gesellschaftliche, soziale System ihm absteckt, der die Veränderungen scheinbar zu händeln weiß?
Auf der Basis der überlieferten Fragmente Georg Büchners schrieb Tom Waits gemeinsam mit der Songtexterin Kathleen Brennan eine gleichermaßen harte wie einfühlsame Musik. Tom Waits ist eine lebende Legende. Als Pianist, Komponist, Arrangeur, Darsteller und Texter begeistert er seit Jahrzehnten die Musikwelt. Weit über 20 Alben bespielte und besang er mit seiner charismatischen, geschundenen Stimme. Auch seine Musicals sind legendär: Die berühmte Freischütz-Adaption The Black Rider eroberte weltweit die Bühnen. Auf Anhieb erfolgreich war auch Tom Waits’ Adaption Woyzeck 2000 am Betty Nansen Teatret in Kopenhagen. Die von Robert Wilson inszenierte Uraufführung wurde mit Lob überschüttet und traf auf ihrer Europatournee auf restlos ausverkaufte Häuser.
„Woyzeck handelt von Wahnsinn und von Obsessionen, von Kindern und von Mord – alles Dinge, die uns berühren. Das Stück ist wild und geil und spannend und Phantasie anregend. Es bringt einen dazu, Angst um die Figuren zu bekommen und über das eigene Leben nachzudenken. Ich schätze mal, mehr kann man von einem Stück nicht verlangen.“
Tom Waits
Songs und Liedtexte von Tom Waits and Kathleen Brennan
Konzept Robert Wilson
Textfassung von Anne Christin Rommen und Wolfgang Wiens
Inszenierung Ingo Putz
Musikalische Leitung Nebojša Krulanovićć
Bühne Stefan Brandtmayr
Kostüme Cornelia Kraske
Video Winni Ransmayr
Dramaturgie Elke Ranzinger
Woyzeck Klaus Köhler
Marie Barbara Novotny
Andres Aurel von Arx
Tambourmajor Georg Bonn
Doctor Lutz Zeidler
Hauptmann Thomas Bammer
Ein Narr Eva – Maria Aichner
Band
Trompete, Flügelhorn Gerd Rahstorfer
Saxophon Thomas Mandel
E-Gitarre Kurt Erlmoser
Percussion Andreas Luger
Kontrabass Christian Steiner
Akkordeon Nebojša Krulanovićć