Die Figur der Frau Imelda teilt mit der ehemaligen Schönheitskönigin und Witwe des philippinischen Diktators Ferdinand Marcos nicht nur den Vornamen. Frau Margot dagegen spielt auf Margot Honecker,
Ministerin für Volksbildung der DDR und Witwe des Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker, an. Frau Leila schließlich erinnert an Leila-Ben Ali, Ehefrau des 2011 gestürzten tunesischen Präsidenten Zine el-
Abidine Ben Ali. Allen dreien ist gemeinsam, dass ihnen jegliches Bewusstsein für die Fatalität ihres
politischen Handelns fremd geblieben ist. Die Autorin wählt für dieses Kaleidoskop des Grauens die Gattung der Komödie und erweitert das weibliche Triumvirat um einen Dolmetscher. Während die Frauen anfänglich lediglich darum buhlen, wer den obersten Repräsentanten der kommunistischen Welt einst persönlich am nächsten gestanden habe, und man Vorzüge und Nachteile schusssicherer BHs erläutert, tun sich bald ideologische Abgründe auf. Der Übersetzer beginnt sein eigenes Spiel, übersetzt falsch, kommentiert, interpretiert, manipuliert. Theresia Walser denkt in ihrem raffinierten Lustspiel anhand realer historischer Figuren über Machtmissbrauch und politischen Fatalismus nach.
Theresia Walser
geboren 1967 in Friedrichshafen. 1990 bis 1994 Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater Bern, anschließend zwei Jahre lang Ensemblemitglied am Jungen Theater Göttingen. Stücke: u. a. Das Restpaar (UA 1997, Theater Rampe), Kleine Zweifel (UA 1997, Münchner Kammerspiele), King Kongs Töchter (UA 1998, Theater am Neumarkt, Zürich), Die Heldin von Potsdam (UA 2001, Maxim Gorki Theater Berlin), Wandernutten (UA 2004, Staatstheater Stuttgart), Die Kriegsberichterstatterin (UA 2005, Bayerisches Staatsschauspiel München), Die Liste der letzten Dinge (UA 2006, Bayerisches Staatsschauspiel), Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm (UA 2006, Nationaltheater Mannheim), Morgen in Katar UA 2008, Staatstheater Kassel) sowie Monsun im April UA 2008, Nationaltheater Mannheim). 1998 wurde die Tochter des Autors Martin Walser in der Kritikerumfrage der Zeitschrift Theater heute zur besten Nachwuchsautorin gewählt, 1999 zur besten deutschsprachigen Autorin. Weitere Auszeichnungen: Fördergabe des Schiller-Gedächtnispreises des Landes Baden- Württemberg (1998), Übersetzungspreis des Goethe-Instituts (1999), „Stücke“-Förderpreis des Goethe-Instituts (1999, 2001), Stipendium der BHF-Bank-Stiftung für die Frankfurter Positionen 2006. Walser lebt in Freiburg im Breisgau.
Sebastian Schug
geboren 1979 in Leverkusen, studierte Regie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Seine
Diplominszenierung von Federico Garcia Lorcas Sobald fünf Jahre vergehen wurde 2005 zum internationalen Theaterfestival in Warschau eingeladen. 2006 wurde er von Kurt Hübner im Namen der
Akademie der darstellenden Künste zum Nachwuchsregisseur des Jahres gekürt. Er arbeitete am
Nationaltheater Weimar, dem Staatsschauspiel Dresden und dem Theater Bremen. Am Staatstheater Kassel inszenierte er u.a. Werther. Phantome nach Johann Wolfgang von Goethe (2005), Romeo und Julia von William Shakespeare (2007), Frühlings Erwachen von Frank Wedekind (2008) und Peer Gynt von Henrik Ibsen (2009). 2007-2010 war er Hausregisseur am Theater und Philharmonischen Orchester
der Stadt Heidelberg, wo er u.a. Idioten von Lars von Trier, Was ihr wollt von William Shakespeare, Iwanow von Anton Tschechow, Dirty Rich nach Shakespeare in einer Fassung von Tom Lanoye und Luc
Perceval und Endstation Sehnsucht von Tennessee Williams inszenierte.
Am Schauspielhaus Wien inszenierte er 2007/08 die Uraufführung von Ewald Palmetshofers wohnen. unter glas, 2008/09 Invasion! von Jonas Hassen Khemiri und brachte im Rahmen der Serie Die X
Gebote in der Spielzeit 2009/10 herzwurst. immer alles eine tochter von Ewald Palmetshofer, Mauerschau von Clemens J. Setz und Amy von Claudius Lünstedt zur Uraufführung. In der Spielzeit
2012/13 richtete er die szenische Lesung von Auszügen aus vier neuen Theaterstücken aus den USA
unter dem Titel Eine amerikanische Nacht ein.
Franziska Hackl Frau Margot
Nicola Kirsch Frau Leila
Katja Jung Frau Imelda
Florian von Manteuffel Gottfried
Regie: Sebastian Schug
Bühne / Kostüme: Christian Kiehl