Ende 2015, gut 70 Jahre nach Hitlers Tod, laufen die vom Freistaat Bayern verwalteten Urheberrechte aus. Die Debatte, ob und in welcher Form das Buch neu veröffentlicht werden darf, hat längst begonnen – obwohl die Hetzschrift in Österreich antiquarisch erhältlich ist, im Internet problemlos heruntergeladen werden kann und weltweit in vielen Ländern einen stabilen Absatzmarkt hat. Der Besitz ist legal. Was wird durch das symbolische Verbot verhindert?
Rimini Protokoll begibt sich nun gemeinsam mit dem Schauspielhaus Graz und dem steirischen herbst auf die Spurensuche nach einem Buch, das seine geschichtspolitische Brisanz bis heute nicht verloren hat. Doch worauf gründet eigentlich der Mythos von „Mein Kampf“? Und was ist mit den zwölf Millionen deutschsprachigen Exemplaren nach 1945 geschehen? Wer hat das Buch gelesen, wer würde es heute lesen wollen? Was steht darin überhaupt geschrieben? Geht davon Gefahr aus?
In ihrer neuen Produktion suchen die Theatermacher Helgard Haug und Daniel Wetzel nach Antworten auf diese Fragen – in universitären Giftschränken, auf heimischen Dachböden oder ausländischen Flohmärkten. Die beiden Künstler arbeiten unter dem Label Rimini Protokoll in unterschiedlichen Konstellationen und zählen zu den renommiertesten Theatermachern im deutschsprachigen Raum. Ihre Arbeiten basieren auf umfassenden Recherchen und der Probenarbeit mit Experten, die auch in diesem Projekt auf der Bühne stehen. Die weltweit gezeigten Inszenierungen wurden vielfach prämiert und zum Berliner Theatertreffen eingeladen. 2011 wurde das Gesamtwerk von Rimini Protokoll mit dem Silbernen Löwen der 41. Theaterbiennale Venedig ausgezeichnet.
Zu den Regisseuren
Helgard Haug, Daniel Wetzel (Rimini Protokoll)
Seit dem Jahr 2000 arbeiten Helgard Haug, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel, die sich während ihrer Studien der Theaterwissenschaft an der Universität Gießen kennenlernten, als Autoren-Regie-Team zusammen. 2002 gaben die drei ihrem Kollektiv den Namen Rimini Protokoll. Obwohl die in Berlin beheimatete Gruppe sich nicht nur dem Theater sondern auch dem Radio- und Ausstellungswesen widmet, verfolgt ihre Arbeit stets das selbe Ziel: das Aufzeigen ungewöhnlicher Ansichtsweisen der Wirklichkeit, ohne jedoch die Realität aus den Augen zu verlieren. Das deutsch-schweizerische Kollektiv und seine weltweit aufgeführten Produktionen wurden mehrfach ausgezeichnet, so unter anderem mit dem Deutschen Theaterpreis „Der Faust“ (Sonderpreis, 2007) und dem „Silbernen Löwen“ der 41. Theaterbiennale Venedig (2011). Das von Kaegi konzipierte Stück „Radio Muezzin“ wurde 2009 auch im Rahmen des steirischen herbst aufgeführt. Darüber hinaus war der gebürtige Schweizer im selben Jahr auch Mitgestalter der „Randnotizen“.
In Zusammenarbeit mit steirischer herbst
Konzept, Regie & Text Helgard Haug, Daniel Wetzel (Rimini Protokoll)
Dramaturgie und Recherche Sebastian Brünger
Bühne und Video Marc Jungreithmeier, Grit Schuster
Musik Volkan T error
Besetzung Sibylla Flügge
Anna Gilsbach
Matthias Hageböck
Alon Kraus
Christian Spremberg
Volkan T error
Auf Video Joachim Hainzl, Othmar Plöckinger, Moshe Zimmermann
Produktion Kunstfest Weimar, Deutsches Nationaltheater Weimar & Rimini Apparat
Koproduktion steirischer herbst, Münchner Kammerspiele, Nationaltheater Mannheim, Gessnerallee Zürich & HAU Hebbel am Ufer
In Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus Graz
weitere Vorstellungen am 2. und 3. Oktober, jeweils 19.30 Uhr
Tickets
T 0316 8000, F 0316 8008-1565, E tickets@ticketzentrum.at
I www.schauspielhaus-graz.com