Die lebensmüde Julie sucht über das Internet gleich Gesinnte, die mit ihr in den Tod gehen wollen. Der junge August meldet sich daraufhin, und sie treffen sich auf einer Schnee verwehten Klippe in Norwegen, um gemeinsam in den Selbstmord zu springen. Beide fühlen sich als Randgestalten, immer "am Leben", nie mitten "im Leben". Eine wahre Begebenheit regte Bauersima an, die letzten Stunden der beiden Selbstmörder zu rekonstruieren und der Angelegenheit eine ganz eigene Wendung zu geben. Mit einer Videokamera halten Julie und August alles fest, konservieren eine Wirklichkeit, an die sie selbst nicht mehr glauben. Doch im dumpfen Licht des Schnees, wo Minuten wie Stunden verstreichen, beginnen sie zu reden. Dabei werden sie ganz unerwartet und leise von einem Glück getroffen, dass ihren ursprünglichen Plan – den gemeinsamen Suizid – ins Wanken bringt.
Der Selbstmord ist die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Alle 45 Minuten nimmt sich ein Mensch das Leben, alle drei Minuten ein Versuch. Mehr als 11.000 Menschen scheiden so jährlich aus dem Leben, davon sind über 1000 unter 25 Jahren und die Zahlen steigen weiter. Es gibt aktuell mehr als 30 Selbstmordforen im Internet, die besonders bei Jugendlichen großen Zuspruch finden. Hier äußern sie Ängste und Todessehnsüchte und treffen auf Gleichgesinnte. Das miteinander reden kann emotionale Entlastung bringen, aber auch die Todessehnsucht noch verstärken. Selbstmordforen im Internet werden für gefährdete Menschen nach Meinung von Experten zu einer zunehmenden Gefahr. Gefährdet sind vor allem Jugendliche, die sich, wie einige spektakuläre Fälle in der Vergangenheit gezeigt haben, mit anderen zum Selbstmord verabreden.
Auf Initiative des Ensembles des Jungen Staatstheaters wird „norway.today“ als zusätzliche Produktion in den Spielplan aufgenommen. Die junge Schauspielerin Oda Zuschneid (u.a. Him Hawkins in „Die Schatzinsel“) gibt mit diesem Zwei-Personenstück ihr Regiedebüt am Staatstheater Wiesbaden. Zusammen mit Anette Müller (Julie) und Wolfgang Zarnack (August) nähert sie sich diesem Thema auf eine sehr verständnisvolle und einfühlsame Weise.
Inszenierung Oda Zuschneid
Bühne und Ausstattung Leopold Volland
Kostüme Jelena Miletic
Mit: Annette Müller (Juli), Wolfgang Zarnack (August)
Weitere Vorstellungen: So, 13.05., 19.30 Uhr, Di, 15.05., 11.00 Uhr, So., 10.06., 19.30 Uhr, Do, 14.06., 11.00 Uhr, Studio