Sie treibt Handel, schließt sich wechselweise den Protestanten und den Katholiken an und lebt vom Krieg nicht einmal schlecht. Aus Angst vor dem Verlust ihrer Existenzgrundlage fürchtet die Courage den Frieden, obwohl der Krieg ihr letztlich all ihre Kinder raubt: Ein Werber nimmt ihr ihren Sohn Eilif weg, polnische Katholiken erschießen ihren Sohn Schweizerkas, als dieser die Regimentskasse an sich genommen hat und sich gerade vor einem Feldgericht verantworten muss, und ihre stumme Tochter Kattrin wird, als sie bei einem Überfall die Waren der Mutter verteidigen will, misshandelt und später, als sie die Stadt Halle vor dem Angriff kaiserlicher Soldaten bewahrt, gar getötet. Nach zwölf Jahren eines verpfuschten Lebens im Krieg stimmt sie in den Gesang der Soldaten ein – da weiß sie noch nicht, dass während einer kurzen »Friedensphase« Eilif aufgrund seiner Kriegsverbrechen hingerichtet worden ist und sie ihn nie wieder sehen wird.
Wie Mutter Courage profitieren auch der protestantische Feldprediger, der Koch und die Lagerhure Yvette zunächst vom Krieg. Doch zunehmend geht es ihnen schlechter. Sie alle sind einsame Menschen, die sich in absonderlichen Zeiten absonderlichem, zerstörerischem, tödlichem Verhalten hingeben und die, so Brecht, erkennen müssen, „dass der Krieg, der eine Fortführung der Geschäfte mit anderen Mitteln ist, die menschlichen Tugenden tödlich macht, auch für ihre Besitzer.“ Von allen verlassen, zieht die Courage am Ende ganz alleine weiter.
Brecht hat seine »Chronik aus dem Dreißigjährigen Krieg« 1939 geschrieben. Sie wurde 1941, zwei Monate vor dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion, am Züricher Schauspielhaus uraufgeführt.
Später mit Musik von Paul Dessau versehen, zählt Mutter Courage und ihre Kinder zu Brechts berühmtesten und meistgespielten Stücken. Es inszeniert André Bücker, der am Nationaltheater Dietmar Daths Regina oder Die Eichhörnchenküsse (UA) und Dürrenmatts Der Besuch der alten Dame auf die Bühne brachte. In der Rolle der Mutter Courage wird Almut Henkel zu sehen sein, die in dieser Spielzeit ihr 25jähriges Bühnenjubiläum feiert.
Inszenierung: André Bücker
Bühne und Kostüme: Jan Steigert
Musikalische Einrichtung: Joe Völker
Dramaturgie: Tilman Neuffer
mit Almut Henkel, Michaela Klamminger, Dascha Trautwein; Sebastian Brummer, Jacques Malan, Peter Pearce, Matthias Thömmes, Sascha Tuxhorn, Karl Walter Sprungala
www.nationaltheater-mannheim.de; Kartentelefon: 0621 – 16 80 150