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"Nachtland", Schauspiel von Marius von Mayenburg, Anhaltisches Theaters Dessau

Die Premiere ist am 27.09.25 um 20 Uhr im Alten Theater/Studio.

Lässt sich die Kunst vom Künstler trennen? Mit dieser Frage sehen sich Nicola, ­Philipp, Judith und Fabian konfrontiert, als sie im Rahmen der Haushaltsauflösung nach dem Tod ihres Vaters bzw. Schwiegervaters auf dem Dachboden ein kleines in Sepia und Braun gehaltenes Aquarell mit dem Motiv einer Kirche finden, das mit »A. Hitler« signiert ist. Ein erbitterter Streit um das Erbstück entbrennt, nachdem die Expertise einer renommierten Sachverständigen ergibt: Sowohl das Aquarell als auch die Signatur sind echt.

 

Copyright: Cecilie Behr, Plakatmotiv

Wie soll man mit einem solchen Erbstück umgehen? Es zerstören? Als Erinnerung an den Vater behalten? Es verkaufen? Doch an wen? An einen Devotionaliensammler? An eine jüdische Stiftung? Darf man mit einem Hitler-Gemälde überhaupt Geld verdienen, bei dem der Wert nicht durch das Künstlerische, sondern rein durch den Namen des Urhebers bedingt wird? Wie verfährt man mit dem durch den Verkauf erhaltenen Betrag? Investiert man ihn in das eigene Haus? Spendet man ihn, um den Ballast los zu sein und mit dem Geld noch etwas Gutes getan zu haben? Und was erzählt ein solches Erbstück eigentlich über die Haltung der eigenen Vorfahren zum Nationalsozialismus? 

Im Rahmen des sich zuspitzenden Konflikts brechen Abgründe auf, die über reine Erbstreitigkeiten hinausgehen. Sie werfen einen tiefen Blick auf die Frage nach der Vergangenheitsbewältigung innerhalb der eigenen Familie und dem latent eingeschriebenen Antisemitismus in unserer Gesellschaft, der unsere Kulturgeschichte seit Jahrhunderten stärker prägt als wir zugeben möchten. Marius von Mayenburgs Nachtland ist eine bitterböse Komödie, die die Frage nach der Prägung durch unsere antisemitisch eingefärbte europäische Kulturgeschichte und die Diskussion um das Erbe der deutschen Vergangenheit mit den Erbschaftstreitigkeiten eines Geschwisterpaares verschränkt.

 Inszenierung Robert Teufel
Ausstattung Friederike Meisel
Dramaturgie Dr. Luise Vollprecht
Nicola Patricia Franke
Philipp Jan-Eric Meier
Judith Anja Andersen Rüegg
Fabian / Kahl Roman Weltzien
Evamaria / Luise Claudia Lietz

 Weitere Termine im Altes Theater/Studio:
17.10.25 | 20 Uhr
19.10.25 | 18 Uhr
16.11.25 | 18 Uhr
20.12.25 | 20 Uhr

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