Liebe, Tod und Teufel, ein vielfach bearbeitetes Thema in der Kunst. Man möchte meinen, dazu sei schon alles gesagt. Die neue Performance von Ben J. Riepe findet dennoch dafür ungewöhnliche Bilder. Sein Stück "Liebe, Tod und Teufel" beginnt ganz ruhig ohne Musik. Ein Mann, in schwarz gekleidet mit hohem Hut, zwingt einer Frau, die wie eine Gliederpuppe agiert, Bewegungsformen auf, die diese so lange beibehält, bis er sie in eine neue Haltung bringt. Die schwarze Bühne hellt sich allmählich auf, im Hintergrund ist jetzt ein präparierter Hirsch zu sehen. Menschen mit weißen, gefältelten Halskrausen und Hasenmasken schleichen sich auf die Bühne. Im weiteren Verlauf machen wir auch noch mit Affen, Schafen usw. Bekanntschaft. Dicke Nebelschwaden breiten sich über die Bühne aus. Die sechs Tänzer scheinen im Wald herumzuirren.
Wie in einer Traumsequenz mit alpdruckhaftem Charakter reihen sich die einzelnen Performancesequenzen aneinander. Die Musik nimmt Anleihen an der Klassik und gibt sich lautstark pathetisch, unterbrochen durch ein gesungenes, gesummtes oder geröhrtes "Moonriver". Das ist aber schon alles, was das Stück an romantischem Liebesgehabe zu bieten hat. Stattdessen angedeuteter Sex. Eros tritt zugunsten von Thanatos zurück. Per Megafon wird gegen die Musik angeschrien mit der wiederholten Frage, ob man Angst vorm Tod, Angst vorm Sterben habe. Wenn eine Tänzerin am Boden liegend und mit den Füßen immer wieder Scheren schneidend dabei wie ein Esel schreit, erinnert das an den kläglichen, in einen Esel verwandelten Zettel im Shakespeare-Wald. Aber von der feenhaften Shakespear'schen Leichtigkeit hat Riepes Stück nichts, auch wenn die im zweiten Teil des Stückes recht farbenfrohen Kostüme in der Renaissance Anleihen genommen haben. Riepe legt den Schwerpunkt auf das Unheimliche, Mystische und Pathetische. Sein Stück bietet keine Deutungen und soll es wohl auch nicht. Der Logik, wie auch jeder Traum, entzieht es sich. Man mag da eher in Richtung David Lynchs Twin Peaks denken. Nach einem ersten Applaus setzt das Stück noch einmal ein und endet in einem bizarren Hip-Hop- Menuett.
Ben J. Riepe und seinen Tänzern und Tänzerinnen gelingt es, eine verstörende Welt zu erzeugen mit ausdruckstarken Bildern, die beim Zuschauer noch lange haften bleiben. Begeisterter Applaus für eine überzeugende Leistung.
Choreografie, Konzept: Ben J. Riepe
Tanz: Fa-Hsuan Chen, Deborah Gassmann, Challenge Gumbodete, Simon Hartmann, Linda Nordström, Daniel Ernesto Müller Torres
Musik: Alex Alves Tolkmitt
Kostüme: Anna Kleihues
Licht, Technik: Dimitar Evtimov
Foto: Ursula Kaufmann.
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Januar 2010