Das Historisch-Technische Informationszentrum Peenemünde, die Vorpommersche Landesbühne Anklam, die Usedomer Musikfestspiele und die Theaterakademie Vorpommern haben in diesem Frühjahr das „Deutsche Theater Peenemünde“ ins Leben gerufen, um „der Vernichtungskultur, die in Peenemünde grausige Höhepunkte feierte, eine politisch wache Lebenskultur entgegensetzen und den Ort nicht einer gestrigen Mythenbildung zu überlassen.“ In Bewusstsein dieser Erblast soll er mit Geschichten von heute und morgen ausgefüllt werden.
Wie geschaffen für diesen spannenden Spielort scheint George Taboris Farce „Mein Kampf“. Die Inszenierung von Annett Wöhlert, die seit ihrer Premiere im September 2005 für anhaltenden Diskussionen sorgt und sie zielgerichtet provoziert, hat mit dem Gastspiel in Peenemünde einen historischen Resonanzraum gewonnen. Hier gewinnt die Geschichte vom jüdischen Buchhändler Schlomo Herzl, der den wildgewordenen Möchtegern-Kunstmaler Adolf Hitler bemuttert, bis dieser ihn kaltblütig verfolgt, eine Verlängerung in die Gegenwart.