Doch das Gespenst des toten Vaters fordert Rache. Plötzlich gibt es etwas zwischen Sein und Nicht-Sein! Der Boden unter Hamlets Füßen wankt. Zwischen Aufbegehren und Lethargie, zwischen Gefährdung und Gefährlichkeit beschreibt „Hamlet“ wie vielleicht kein anderes Stück die Drucksituation, in der sich junge Menschen - auch heute - befinden. Eigentlich liegt vor Hamlet eine glänzende Karriere: Er hat auf der Eliteuniversität Wittenberg studiert und kann nun mit dem Basteln an einer Vorzeigebiografie beginnen. Doch der heimgekehrte Prinz gerät zwischen die Platten der abgründigen Tektonik menschlicher Möglichkeiten und wird von einem Sturm der Ereignisse vor die Wahl zwischen Wahnsinn, Selbstmord und der blutigen Einbahnstraße der Rache gestellt.
„Deutschland ist Hamlet!“, rief 1844 Ferdinand Freiligrath aus. Shakespeare musste herhalten, um die Stimmungslage und politische Situation junger Menschen in Deutschland zu beschreiben. Vier Jahre später brach die „März-Revolution“ aus, und die Singakademie, das kleine Schinkelschmuckkästchen Unter den Linden, stand während eines kurzen Frühlings der Demokratie im Zentrum des Geschehens: Im jetzigen Maxim Gorki Theater tagte die erste Preußische Nationalversammlung. 160 Jahre später fragt das Maxim Gorki Theater in einem thematischen Schwerpunkt nach den Energien des Aufbegehrens, den Bedrängnissen und Ängsten von jungen Menschen heutzutage: „Jung: Rebellion und Melancholie“ ist dieser Themenschwerpunkt überschrieben, der am 21. und 22. Juni 2008 in einem Theaterspektakel seinen Höhepunkt finden wird.
Teil dieser Auseinandersetzung ist Tilmann Köhlers „Hamlet“-Inszenierung.
Tilmann Köhler, geboren 1979 in Weimar, wuchs in Gera auf und studierte Schauspielregie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. Seit seiner Diplominszenierung „Penthesilea“ von Heinrich von Kleist arbeitet Tilmann Köhler als Hausregisseur am DNT Weimar. Mit seiner Weimarer Inszenierung von Ferdinand Bruckners „Krankheit der Jugend“ war Tilmann Köhler zum Berliner Theatertreffen 2007 eingeladen. In der Spielzeit 2006/2007 inszenierte er am Maxim Gorki Theater Berlin „Separatisten“, eine Uraufführung von Thomas Freyer.
Die Rolle des Hamlet spielt Max Simonischek, geboren 1982 in Berlin. Seine Schauspielausbildung absolvierte er am Mozarteum Salzburg; Abschlussjahrgang 2007. Während des Studiums war er als Gast bei den Salzburger Festspielen engagiert („Jedermann“, Regie: Christian Stückl), am Landestheater Salzburg und Theater in der Josefstadt. Seit Februar 2007 ist er festes Ensemblemitglied des Maxim Gorki Theaters Berlin und arbeitete
seitdem mit den Regisseuren Armin Petras, Jan Jochymski, Christian Lollike und Tilmann Köhler.
Es spielen: Julischka Eichel, Antje Trautmann, Ursula Werner; Ulrich Anschütz, Franz Hartwig, André Kaczmarczyk, Michael Klammer, Matthias Reichwald, Max Simonischek, Tilman Strauß
Regie: Tilmann Köhler
Bühne: Karoly Risz
Kostüme: Susanne Uhl
Musik: Jörg-Martin Wagner
Die nächsten Vorstellungen sind am 23. und 30. Mai sowie am 5. und 21. Juni im Rahmen des Theaterspektakels „Jung: Rebellion und Melancholie“.