Aus großen Romanen wie „Nana“ und „Germinal“, „Die Bestie Mensch“ und „Der Totschläger“ entwickelt Luk Perceval drei Abende, die jeweils bei der Ruhrtriennale und in Hamburg Premiere haben und 2017 auch als Marathonaufführung zu sehen sein werden. Mit dem Ensemble des Thalia Theaters wird er Zolas Figurenkosmos lebendig werden lassen und das literarische Großprojekt der Moderne für heute befragen.
Unter dem Eindruck der industriellen Revolution und der sich rasant entwickelnden Naturwissenschaften
beschrieb Émile Zola, 1840 in Paris geboren, in seinem 20-bändigen Romanzyklus „Die Rougon-
Macquart“ das Schicksal einer fiktiven Familie auf der Suche nach den Widersprüchen einer Gesellschaft
im Umbruch. Wieweit bestimmen Herkunft, Milieu und gesellschaftliche Umstände das Leben eines
Menschen? Denn während es der eine Teil der Familie zu Wohlstand und Ansehen bringt, geht der andere elend im Rinnstein zugrunde. Mit akribischer Neugier nimmt Zola uns mit in die Elendswelt des
Proletariats in Städten und Bergwerken, zeigt Markthallen und Kaufhäuser als neue Tempel eines
explodierenden Kapitalimus und dokumentiert in unterirdischen Kohleminen die gnadenlose Ausbeutung
von Mensch und Natur. Getrieben von ihren Leidenschaften verstricken sich seine Figuren in Mord und
Ehebruch, sexueller Hörigkeit und Egomanie, in Aufruhr und Revolution.
In „Liebe“, dem ersten Teil, macht der Arzt Dr. Pascal den Stammbaum seiner Familie zum Studienobjekt, um herauszufinden, wovon sich das Schicksal eines Menschen beeinflussen läßt. Während der arrivierte Arzt die Menschheit mithilfe einer neuen Medizin von Krankheit und Alter erlösen will, versucht die hinkende Gervaise, ein Bastardkind der Familie, mit einer eigenen Wäscherei dem sozialen Elend zu entkommen und sich mit ihren Kindern Jaques, Etienne und Nana und ihren Liebhabern und Ehemännern vor Untergang, Alkohol und Verzweiflung zu retten.
Regie Luk Perceval
Bühne Annette Kurz
Kostüme Ilse Vandenbussche
Musik Lothar Müller Licht Mark Van Denesse
Dramaturgie Susanne Meister, Jeroen Versteele
Darsteller
Patrick Bartsch (Goujet), Stephan Bissmeier (Dr. Pascal), Pascal Houdus (Dr. Ramond), Marie Jung (Clotilde), Barbara Nüsse (Felicité; Frau Lorillieux; Leichenbesorger; Mme Goujet), Sebastian Rudolph (Lantier), Gabriela Maria Schmeide (Gervaise), Maja Schöne (Nana), Rafael Stachowiak (Jacques Lantier), Oda Thormeyer (Martine), Tilo Werner (Coupeau), Patrycia Ziolkowska (Clémence)
Premiere Ruhrtiennale am 9. September um 19 Uhr, weitere Vorstellungen 10. – 13. September jeweils
um 19 Uhr
Premiere Thalia Theater 26. September um 20 Uhr, weitere Vorstellungen am 27. September um 19 Uhr, am 2., 9. und 16. Oktober jeweils um 19.30 Uhr
Karten 040. 32 81 44 44 / www.thalia-theater.de