Mit dem 2008 im Sydney Opera House uraufgeführten Stück "Mortal Engine" war jetzt die australische Kompanie Chunky Move im Tanzhaus NRW zu Gast.
"Mortal Engine" ist eine multimediale Tanzperformance, in der Musik, Bewegung und Lichttechnik gleichwertig sind. Sie beginnt damit, dass auf eine schräge weiße Bühnenplatte zu lauter elektronischer Musik mittels Videoprojektionen schwarze graphische Muster geworfen werden, die durch die Musik visualisiert scheinen, bis plötzlich fast unbemerkt aus dem schwarzen Bühnenhintergrund zunächst eine Figur auf der Szene erscheint. Wie Amphibien oder auch Insekten gleiten die Tänzer über diese schräge Fläche. Unbemerkt ihr Erscheinen und Verschwinden. Körper, entgrenzt, im Spiel zwischen Nähe und Distanz, werden im Licht gebadet oder verschwinden völlig im Dunkel, werden von Lichtpunkten bewirbelt.
Licht und Schatten ist das unbestreitbare Hauptmotiv dieser Performance. Figuren lösen sich aus dem Schatten, bilden selber einen, der Schatten bleibt als Nachbild erhalten, erhält ein Eigenleben. Die Musik macht kleinste, normalerweise nicht wahrnehmbare Bewegungs¬geräusche extrem verstärkt hörbar. Vor einem vertikal hochgeklappten Bühnenelement erscheinen zwei Tänzer als Liebespaar. Ein grüner Laserstrahl bildet einen Lichtraum, der sich bis in den Zuschauerraum erstreckt, diese mit einfängt und sich bis zum Weltenraum zu erweitern scheint. Der grüne Lichtstrahl umfängt eine Tänzerin, diese wiederum erweitert den Lichtraum durch ihre spielerischen Bewegungen. Ein überaus poetisches Bild.
"Mortal Engine", für sechs Tänzerinnen und Tänzer von Gideon Obarzanek konzipiert, beruht auf der Interaktion von Tanz, Projektion, Lichttechnik und Ton. Live per Computer gesteuert reagiert Lichttechnik auf Ton und beides auf Bewegungen der Tänzer. Die Szenenabfolge ist vorgegeben, aber jede Aufführung ist einzigartig, da Licht und Projektion live durch die Bewegungen der Tänzer ausgelöst werden.
Ebenso wie der Name der Kompanie - diese bewegen sich mitnichten "klotzig" - ist auch der Titel des Stücks eher irreführend, nicht Todes-/Sterbemaschine scheint gemeint, vielmehr das genaue Gegenteil: die Entstehung und Erschaffung der Welt durch Licht und Ton. "Mortal Engine" ist eine technisch äußerst perfekte, virtuose Verschmelzung von Bild und Musik, dynamisch und atemraubend, und auch voller Poesie.
Konzept, Regie, Choreografie: Gideon Obarzanek
mit: Kristy Ayre, Sara Black, Amber Haines, Lee Serle, James Shannon, Charmene Yap
interaktives Design: Frieder Weiss
Laser und Sound: Robin Fox
Komposition: Ben Frost
Setdesign: Richard Dinnen, Gideon Obarzanek
Kostümdesign: Paula Levis
Lichtdesign: Damien Cooper
Juni 2009