2014 jährt sich zum 100. Mal der Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Aus diesem Anlass erarbeitete der Regisseur Christoph Marthaler mit Sängern, Schauspielern und Instrumentalisten ein außergewöhnliches Musik-Theaterprojekt, das sich thematisch und politisch mit jener Zeit und ihren Folgen auseinandersetzt und hierbei den damaligen Nationalismus und gegenwärtigen Rassismus in Europa thematisiert. Das Projekt ist der aus Nazideutschland vertriebenen Musik gewidmet, der Musik der Opfer: Einige Kompositionen sind im Konzentrationslager entstanden. Der Musiker Uli Fussenegger vom Klangforum Wien hat diese Werke gesammelt und bearbeitet. Noch vor der offiziellen Spielzeiteröffnungspremiere »Tosca« ist dieser intensive Abend, u.a. mit Werken von Viktor Ullmann, Szymon Laks und Erwin Schulhoff sowie dokumentarischen Texten, die Parlamentssitzungsprotokollen, Politikerreden und der damaligen Tagespresse entnommen sind, in der Staatsoper im Schiller Theater zu erleben.
Musikalisch geleitet wird der Abend von Uli Fussenegger vom Klangforum Wien, der die Werke von Erwin Schulhoff, Viktor Ullmann, Szymon Laks, Jósef Koffler, Pavel Haas u.a. gesammelt und bearbeitet hat. Verflochten wird die Musik mit dokumentarischen Texten, Parlamentssitzungsprotokollen
sowie realen und fiktiven Politikerreden.
Die Uraufführung fand im letzten Jahr als Auftragswerk der Wiener Festwochen und in Koproduktion mit der Berliner Staatsoper (sowie dem Pariser Festival d’Automne) im historischen Sitzungssaal des Wiener Parlaments statt. Nun zeigt Christoph Marthaler Letzte Tage. Ein Vorabend an fünf Terminen
im Schiller Theater (Raum: Duri Bischoff), wo das Publikum (400 Plätze) auf der Bühne sitzen und
die 12 Sänger und Schauspieler sowie die Musiker im Zuschauerraum agieren werden.
Die kleine Besetzung des Orchesters aus Musikern von »Die Wienergruppe« – Klarinette, Bassetthorn,
Akkordeon, Klavier, Harmonium, Violine, Viola, Kontrabass – erinnert bewußt an die »Notsituationen
« der Orchester im KZ Theresienstadt, die auf die verfügbaren Instrumentalisten und Instrumente angewiesen waren. Ein musikalisches Leitmotiv der Inszenierung ist eine in Theresienstadt 1943 entstandene Melodie für Violine von Viktor Ullmann, wahrscheinlich sein letztes Werk vor seiner Deportation nach Auschwitz.
Musikalische Leitung
Uli Fussenegger
Regie
Christoph Marthaler
Regiemitarbeit
Gerhard Alt
Raum
Duri Bischoff
Kostüme
Sarah Schittek
Phoenix (Andreas Hofer)
Dramaturgie | Textcollage
Stefanie Carp
Tora Augestad
Eine aus der Zeit Gefallene
Carina Braunschmidt
Ein vernünftiger Abgeordneter und Pianist
Bendix Dethleffsen
Ein integrierter Afroeuropäer
Nelson Etukudo
Eine Wiener Dame von Welt
Silvia Fenz
Ein an der Auserwähltheit leidender skythonumerisch-etruskischer Hunne
Ueli Jäggi
Eine Spitzenpolitikerin mit Jodelkenntnissen
Katja Kolm
Ein in der Geschichtsschleife hängengebliebener Europäer
Josef Ostendorf
Begrüßungspräsident und Pianist
Clemens Sienknecht
Eine verstörte Weltoffene
Bettina Stucky
Pjotr Leschenko
Michael von der Heide
Ein sensibler Leidender
Thomas Wodianka
Eine chinesische Reisegruppe
.
Die WienerGruppe: Klarinette | Bassetthorn
Michele Marelli
Die WienerGruppe: Akkordeon
Martin Veszelovicz
Die WienerGruppe: Klavier | Harmonium
Hsin-Huei Huang
Die WienerGruppe: Violine
Sophie Schafleitner
Die WienerGruppe: Viola
Julia Purgina
Die WienerGruppe: Kontrabass
Uli Fussenegger
Weitere Vorstellungen am 3., 5., 6. und 7. September
Staatsoper im Schiller Theater
Werkeinführung immer 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn
Produktion: Wiener Festwochen; Koproduktion: Staatsoper Unter den Linden (Berlin); Théâtre de la
Ville-Paris und Festival d’Automne à Paris – mit Unterstützung der Ernst von Siemens Musikstiftung
Premiere der Uraufführung war am 17. Mai 2013 bei den Wiener Festwochen
Tickets sowie weitere Informationen unter Tel. 030 20354-555 und www.staatsoper-berlin.de