„Autsch! Böser Graf!“, könnte man meinen, zerstört er doch den Traum vom privaten Glück! Oder ist der Graf gar nicht das Problem? Ist er vielleicht nur ein kleiner Teil des Außen und dessen, was dieses Außen an konkurrierenden Möglichkeiten zur Zweisamkeit bringt?
Um sich gegen das Außen zu schützen, wird das Mittel der Intrige eingeführt. Doch schon in der Ouvertüre wird offenbar, dass auch Strategien nicht zu kontrollieren sind, sondern ihre eigene, unvorhersehbare Dynamik haben. Nach und nach werden alle von ihren eigenen Intrigen überholt und erfasst, Figaro weiß nicht mehr, ob Susanna noch gemeinsame Sache mit ihm macht oder ob sie ihn betrügt. Doch: Ist der Moment, in dem alles zusammenbricht, nicht auch der Moment der größten Freiheit? Und somit ein Augenblick des größten Glücks? Liegt im Kontrollverlust nicht eine Lust? Weil damit alle Optionen wieder offen sind und die Welt neu erfunden werden kann? Warum nicht einfach den „tollen Tag“ vom Ausnahme- in den Normalzustand überführen?
Eine der drei Mozart-Opern, die er gemeinsam mit seinem kongenialen Librettisten Lorenzo da Ponte verfasst hat. Als Figaro und Susanna sind die Ensemblemitglieder Christoph Heinrich und Marysol Schalit zu erleben, als Contessa Patricia Andress. Regie führt erstmals im MusiktheaterSchauspiel-Hausregisseur Felix Rothenhäusler.
Seit der Spielzeit 2012/13 ist Felix Rothenhäusler als Hausregisseur im Schauspiel am Theater Bremen engagiert und brachte „Sickster“ nach dem Roman von Thomas Melle zur Uraufführung. Außerdem inszenierte er „Die Räuber“ von Friedrich Schiller, „Die Affäre Rue de Lourcine“ von Eugène Labiche und den Leonard Cohen Liederabend „I’m Your Man“. In dieser Spielzeit erarbeitete er gemeinsam mit Dramaturg Tarun Kade das Projekt „Faust10“. Mit „Le Nozze di Figaro“ inszeniert Rothenhäusler zum ersten Mal im Musiktheater. „Das Stück erzählt vom Kontrollverlust“, sagt er über Mozarts Oper. Am Ende hat keiner gewonnen – nur die Erkenntnis, dass sich das Begehren nicht kontrollieren lässt. Rothenhäusler weiter: „Bei der ersten Berührung mit dieser Oper ist es spannend zu sehen, was dieser Stoff kann. Mozart hat in seiner Musik die schönsten Affekte komponiert, in denen zum Ausdruck kommt, dass wir das Leben als Spiel begreifen, sodass auch Gegensätze unaufgelöst nebeneinander stehen können“.
Für Clemens Heil ist diese Produktion nach „Così fan tutte“ die zweite Mozart-Oper in Bremen, die er musikalisch leitet.
Musikalische Leitung: Clemens Heil
Inszenierung: Felix Rothenhäusler
Bühne: Evi Bauer
Kostüme: Kamila Polivkova
Chor: Daniel Mayr
Choreographie: Jacqueline Davenport
Dramaturgie: Sylvia Roth
Mit Patricia Andress, Christian-Andreas Engelhardt, Gustavo Feulien, Lusine Ghazaryan, Silvia Hauer, Christoph Heinrich, Julia Huntgeburth, Nathalie Mittelbach, Martina Parkes, Nerita Pokvytytė, Marysol Schalit, Johannes Scheffler, Patrick Zielke, Roman Lemberg am Hammerklavier und dem Opernchor des Theater Bremen.
Es spielen die Bremer Philharmoniker.