Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Kleists »Hermannsschlacht« im Schauspielhaus HamburgKleists »Hermannsschlacht« im Schauspielhaus HamburgKleists...

Kleists »Hermannsschlacht« im Schauspielhaus Hamburg

Premiere: Freitag, 28.9.2007, 20 Uhr / Großes Haus

»Jetzt muss das Werk der Freiheit gleich beginnen.« – Cheruska ist umzingelt, am Ufer der Lippe steht das römische Heer des Varus, am Weserufer das des Suevenfürsten Marbod.

Varus, der schon halb Germanien besetzt hat, harrt einer Entscheidung Hermanns, des Cheruskers: Unterwirft und verbündet sich dieser und zieht gemeinsam mit Varus gegen seinen Landsmann Marbod in die Schlacht oder verweigert er sich diesem Bündnis, auch auf die Gefahr hin, von Rom und Marbod gleichermaßen angegriffen zu werden? Hermann, Spieler und Stratege, getrieben von dem Willen zur Freiheit, ersinnt einen Ausweg: Vordergründig verbündet er sich mit Rom, im Geheimen aber sucht er den Zusammenschluss mit Marbod. Perfide und grausam die Massen manipulierend, mobilisiert er die zerstrittenen Germanenstämme, um gemeinsam aus dem Hinterhalt die römische Übermacht zu Fall zu bringen. Der Gedanke der Freiheit beherrscht alles. Moral, Ethik, materielle Interessen werden von ihm vertilgt. Hermann ist dermaßen besessen, dass er dieser seiner Sehnsucht sogar das vertrauens-vollste und intimste Bündnis, das zu seiner Frau, aufopfert: Thusnelda wird im Spiel um die Freiheit missbraucht und instrumentalisiert. Kleists Hermann ist kein klassischer Held. Seine absolute Radi-kalität im Kampf um die Freiheit, seine Widersprüchlichkeit im Verhalten, pendelnd zwischen Idealis-mus und Pragmatismus, lassen ihn gebrochen zurück. Hermanns Kampf – ein Endspiel ohne Sieger.

Mit der so lange als Propagandastück abgestempelten »Hermannsschlacht« schafft Kleist das Modell eines Befreiungskrieges. Vehement stellt das Stück die Frage danach, wie viel Brutalität, Amoralität und Grausamkeit der Kampf um die Freiheit verträgt. Es fragt, wie ein Mensch aussieht, der, aus edlen Zwecken handelnd, im Augenblick des Sieges vor den Trümmern der humanen und zivilisatorischen Errungenschaften steht.

Regie und Bühne: Dušan David Parizek / Kostüme: Heide Kastler / Musik: Roman Zach / Dramaturgie: Nora Khuon / Licht: Roland Edrich.

Es spielen: Katja Danowski (Thusnelda), Lukas Holzhausen (Hermann), Janning Kahnert (Eginhardt), Philipp Otto (Ventidius), Samuel Weiss (Varus).

Weitere Termine im September: 29.9.

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 10 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

HOMMAGE AN DEN PIONIER DES LAUTGEDICHTS -- Premiere "Voices - Stimmen" mit dem Studio Sprechkunst der Hochschule für Musik und Darstellende Kunstim Wilhelma Theater STUTTGART

Wieder einmal päsentierten Studenten der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart eine theatrale Sprechkunstperformance als Textcollage vom Studio Sprechkunst der HMDK in Kooperation mit…

Von: ALEXANDER WALTHER

BOMBASTISCHE KLÄNGE MIT KING KONG -- Stuttgarter Philharmoniker mit Filmmusik im Beethovensaal der Liederhalle Stuttgart

Höhepunkte der Filmmusik unter dem Motto "Feiern" präsentierten die glänzend disponierten Stuttgarter Philharmoniker unter der inspirierenden Leitung von Christiane Silber im Beethovensaal. Moderiert…

Von: ALEXANDER WALTHER

MIT UNGEBÄNDIGTER KRAFT -- Neue CD mit Mahlers dritter Sinfonie und der Tschechischen Philharmonie bei Pentatone erschienen

Die im Sommer 1896 vollendete dritte Sinfonie in d-Moll von Gustav Mahler erfährt in der suggestiven Wiedergabe mit dem Dirigenten Semyon Bychkov und der Mezzosopranistin Catriona Morison sowie dem…

Von: ALEXANDER WALTHER

WENN DIE MASKEN FALLEN -- Premiere "Drei Mal Leben" von Yasmina Reza im Schauspielhaus STUTTGART

In Regie und Bühne von Andreas Kriegenburg (Kostüme: Andrea Schraad) ging diese Komödie von Yasmina Reza flott und temperamentvoll über die Bühne. Da wurden dann drei witzige Versionen desselben…

Von: ALEXANDER WALTHER

EFFEKTVOLLE ÜBERRASCHUNGEN -- 6. Kammerkonzert des Staatsorchesters Stuttgart "Vom Duo zum Septett "im Mozartsaal der Liederhalle STUTTGART

Die im Jahre 1886 in London geborene Bratschistin Rebecca Clarke ist eine der bedeutendsten Komponistinnen Englands. Im Mozartsaal wurde nun ihre an Szymanowski erinnernde Sonate für Viola und Klavier…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche