
Dazu gehören eine Ausstellungseröffnung sowie zahlreiche Uraufführungen und Premieren, unter anderem „Die Familie Schroffenstein“ als Punk-Oper, Kleists Liebesbriefe untermalt von deutschem Schlager und eine Chorperformance mit experimentierfreudigen Sänger:innen. Wieder einmal konnten renommierte Regisseure, Ensembles und Schauspieler:innen für die Kleist-Festtage gewonnen werden, darunter Brett Bailey, Steve Karier, Judith Rosmair, Thomas Thieme und Elisabeth Degen.
Zur Festivaleröffnung am 7. Oktober wird der Kleist-Förderpreis für neue Dramatik an Miriam Unterthiner verliehen, die Laudatio hält Maxi Obexer. Im Anschluss feiert das preisgekrönte Stück seine Frankfurter Premiere. In „Blutbrot“ thematisiert die aus Südtirol stammende Autorin nicht nur die geheimen Schmugglerpfade, auf denen es prominenten Nazis nach dem Zweiten Weltkrieg gelang, über den Brennerpass nach Italien zu entkommen, sondern auch die Menschen, die diese Flucht ermöglichten und die Landschaft, in der die Verbrechen der Vergangenheit bis heute wirken. Die Inszenierung ist eine Koproduktion des Kleist Forums mit dem Theater Aachen.
Klarinette – Oper – Elektro: Die neue Sonderausstellung des Kleist-Museums „Zerbrochne Harmonien. Kleist und die Musik“ zeigt, welchen Einfluss Musik auf Kleists Leben sowie Schaffen hatte. Sie zeigt aber auch, welchen Einfluss Kleists Texte seit mehr als zwei Jahrhunderten auf die Musik haben. Am 8. Oktober wird die neue Schau um 18 Uhr mit einem Grußwort der Musikwissenschaftlerin und Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke und der Uraufführung eines Stücks des Leipziger Komponisten Kilian Verburg eröffnet. Verschiedene Führungen mit dem Kurator Adrian Schliebe während der Kleist-Festtage und darüber hinaus laden zur Erkundung der Ausstellung und ihrer Entstehung ein. Im Anschluss an die Vernissage ist im Kleist Forum um 20:30 Uhr „Von allen Geistern“ als Frankfurter Premiere zu sehen. Das neue Stück der Dramatikerin Theresia Walser erzählt von der Radikalisierung einer Schule unter einer rechtsextremen Landesregierung. Judith Rosmair und Steve Karier schlüpfen in unterschiedliche Rollen und Geschlechter und liefern sich einen virtuosen Schlagabtausch, in dem sich die Grenzen des Sagbaren immer weiter verschieben.
Der 9. Oktober gehört Kleists „Familie Schroffenstein“. Das Musiktheaterkollektiv glanz&krawall inszeniert sein düsteres Erstlingswerk über zwei Familienzweige und einen unheilvollen Erbvertrag, der Misstrauen, Gewalt und Rache hervorbringt und in eine tragische Katastrophe mündet, als Punk-Oper mit Gegenwartsbezug. Nicht fehlen dürfen knallige Kostüme, ein Bühnenbild, in dem Kunstrasen verlegt und Zäune errichtet werden, sowie Arien im Punk-Sound.
Das Festivalwochenende startet am Freitag mit einem Abend, der Kleists beliebtem Stück „Der zerbrochne Krug“ gewidmet ist, das seit diesem Schuljahr deutschlandweit Abiturlektüre ist. Beim Feierabend mit Kleist begibt sich Adrian Schliebe um 17 Uhr musizierend mit dem Klavierauszug von Viktor Ullmanns Oper „Der zerbrochene Krug“ (1942) auf eine melodische und historische Reise in Kleists Opernwelt. Dabei geht er auch auf Kleists journalistische Tätigkeiten ein, die ihn zum Herausgeber von Opernrezensionen machten.
Weiter geht es um 19:30 Uhr mit einer weiteren Uraufführung im Kleist Forum: Mit „The Krug (unbroken)“ hat der Hamburger Künstler und Autor David Friedrich Kleists mehr als 200 Jahre altes Lustspiel umgeschrieben und neu inszeniert. Als Ein-Mann-Theaterstück mit Musik wird die Geschichte der tragisch-komischen Gerichtsverhandlung unterhaltsam und kritisch erzählt.
Der Samstag beginnt um 11 Uhr im Kleist-Museum mit einem Kleist-Hopping, bei dem sich kleine und große Gäste spielerisch mit dem Dramatiker auseinandersetzen, Ideen zum 2027 anstehenden Kleist-Jahr einbringen und diskutieren können. Im Anschluss um 13 Uhr ist Gelegenheit, den Förderkreis kennenzulernen und zu erfahren, wie in Brandenburgs größtem Literaturmuseum Haupt- und Ehrenamt zusammenarbeiten. Zudem erwartet die Museumsgäste eine weitere Uraufführung: Um 14 und 16:15 Uhr erklingt die immersive Klangskulptur „Stimmen statt Scherben“. Gemeinsam mit Laiensänger:innen aus Frankfurt und der Region entwickelte Komponist Kilian Verburg diese neue Chorperformance.
Mit „FaustX“ zeigt das Kleist Forum am Samstagabend eine neue Lesart der beiden Faust-Teile von Goethe, um dessen Anerkennung Kleist Zeit seines Lebens buhlte. Die Inszenierung des südafrikanischen Künstlers Brett Bailey orientiert sich am klassischen Stoff, ist aber hochpolitisch. Es verhandelt auf der Bühne Krieg, Postkolonialismus, Raubbau an der Natur, Klimawandel und die Macht der Tech-Milliardäre. Ein assoziatives Spektakel mit starken Bildern, archaisch wirkenden Masken, multimedialen Projektionen, comicartigen Szenen und einem überbordenden Sound.
Am letzten Festivaltag gibt es noch einmal viel Musik: Im Kleist-Museum vereinen sich um 11 Uhr Text, Ton und eine Wanderung durch die Ausstellungsräume. Elisabeth Richter-Kubbutat (Stimme) und das Duo Stock-Wettin (Akkordeon und Klarinette) spielen Werke von Mauricio Kagel und Stefan Streich, abgestimmt und verbunden mit Texten von Rainer Maria Rilke und Heinrich von Kleist. Eine weitere Uraufführung eines Musikstücks Kilian Verburgs schließt seine Trilogie zu den Kleist-Festtagen. Nach Führungen durch die neue Sonder- und die Dauerausstellung gehen Schauspielerin Elisabeth Degen und Literaturwissenschaftlerin Viviane Jasmin Meierdreeß um 15:30 Uhr bei einem literarischen Stadtspaziergang auf historische Spurensuche.
Liebesbriefe und Liebesschlager vereinen sich zum Abschluss der Kleist-Festtage am 12. Oktober um 18 Uhr aufs Schönste in der konzertanten Lesung „Ohne dich schlaf ich heut Nacht nicht ein“ mit Julia von Sell, Thomas Thieme und Arthur Thieme. Das Trio widmet sich in diesem Jahr den Briefen, die Kleist an seine Verlobte Wilhelmine geschrieben hat, und spiegelt diese an deutschen Schlagern.
„Die Kleist-Festtage waren auf der Bühne noch nie so aktuell und heutig“, sagt Florian Vogel, der Künstlerische Leiter des Kleist Forums. „Wir zeigen außergewöhnliche, große Produktionen, die alle Uraufführungen und Premieren sind und von unserem Theaterhaus selbst produziert oder koproduziert wurden. Wir feiern das geschriebene Wort und das Theater, bringen Kleist in die Gegenwart und spiegeln die Komplexität unserer Welt wider“, so Vogel weiter. Anke Pätsch, Direktorin des Kleist-Museums, ergänzt: „In diesem Jahr wird es besonders musikalisch: Wir blicken auf den Einfluss von Musik und Tönen auf Kleists Schaffen, der selbst ein Virtuose auf der Klarinette gewesen sein soll. Wir ergründen aber auch, wie Kleists Werke Künstlerinnen und Künstler seit über 200 Jahren beeinflussen. Die Gäste aus nah und fern können sich mit uns auf Uraufführungen und außergewöhnliche – im besten Sinne – schräge und innovative Veranstaltungen freuen.“
Tickets und Festivalpass: Der Vorverkauf hat bereits begonnen.
Den Festivalpass gibt es für 15 Euro an den Kassen im Kleist Forum und im Kleist-Museum. Inhaber:innen bekommen bei fast jeder Veranstaltung der Kleist-Festtage 50 Prozent Ermäßigung.
Tickets gibt es an der Theaterkasse im Kleist Forum (ticket@muv-ffo.de oder 0335 4010-120 oder) und in der Deutsch-Polnischen Tourist-Information im Bolfrashaus (0335 610080-0) sowie an den bekannten Vorverkaufsstellen in Frankfurt und Umgebung. Sie können auch bequem und gebührenfrei online unter www.kleistforum.de oder www.kleistfesttage.de bestellt werden. Tickets für die Veranstaltungen im Kleist-Museum können nur an der Kasse im Kleist-Museum erworben bzw. per E-Mail (kasse@kleist-museum.de) oder telefonisch (0335 387221-30) vorbestellt werden.
Alle Infos: www.kleistfesttage.de


















