»Ich bin nicht die Krankheit, ich habe die Krankheit«
»Krebs ist ein Tabuthema. Es ist weit weg von Jugendlichen, denn junge Leute haben einfach keinen Krebs – es kann einen selbst nie treffen. Hat man Krebs, verpasst man seine normale Jugend.
Man kann nicht einfach in die Disco gehen, weil die Leute nicht damit klarkommen, wenn man im Rollstuhl sitzt oder auf Krücken unterwegs ist. Die Leute fragen wegen meines feh-lenden Beins, ob es ein Unfall war. Wenn ich sage, dass ich Krebs habe, fragen die Leute nicht mehr weiter. Gefragt wird man aber oft, ob Krebs ansteckend sei.« (Projektteilnehmerin Ve-Ninja, 17 Jahre)
Nach der Diagnose Krebs ist im Leben eines jungen Menschen nichts mehr, wie es war. Das soziale Netzwerk ist meist über-fordert, der Mikrokosmos Krankenhaus wird zum Alltag, der Kon-takt zu gesunden Freunden reißt oft ab, die Krankheit wird zum Stigma. Gesunde Jugendliche haben in ihrem normalen Alltag und in ihrer Freizeitkultur keinen Kontakt zu krebskranken Jugend-lichen. Die Familie, von der man sich gerade abzunabeln begon-nen hatte, wird wieder zur einzigen sicheren Anlaufstelle.
»Als Jugendlicher Krebs zu haben, ist scheiße, weil man in dem Alter ohne Familie unterwegs sein will. Als Krebskranker steht man jedoch immer unter der Kontrolle der Familie und man kann sich ihr gegenüber nicht einfach ätzend wie ein normaler Ju-gendlicher benehmen. Außerdem wird man immer über die Krank-heit definiert: Es wird über mich gesprochen als ‚das ist der mit den Krücken’ und nicht ‚der mit den lockigen Haaren’. Man spricht über kranke Jugendliche immer als ‚das ist der, der Krebs hat’ oder ‚der, der Krebs hatte’. Man wird das Thema nie los!« (Projektteilnehmer Manuel, 17 Jahre)
In diesem Projekt erarbeiten gesunde und kranke Jugendliche einen Abend über das Tabuthema: Über den Alltag mit der Krank-heit, über ihre Ängste, Visionen, Hoffnungen, Träume, über das Leben, – und stellen die Tatsachen auf den Kopf: Die Gesunden spielen die Kranken, die Kranken die Gesunden.
Projektleitung: Margarethe Mehring-Fuchs & Stephan Laur
Musikalische Leitung: Ro Kuijpers
Dramaturgie: Michael Kaiser
Mit:
Kim Endres, Lena Gülker, Nadja Kapp, Christina Lieke, Nicki Lieke, Marina Maier, Ve-Ninja Metz, Rosa Nussbaum; Philipp Albrecht, Florian Alvi, Simon Endres, Dirk Faller, Dominik Müller, Manuel Veeser
Band »Die Pfleger«:
Lydia Roknic, Naomi Fuchs, Dominik Müller, Mathias Herzog, Si-mon Goldschagg
In Zusammenarbeit mit Element 3 – Verein zur Förderung der Ju-gendkultur e.V., der Uni-Kinderklinik Freiburg und dem Karl-Günter-Haus Familienzentrum/ Elternhaus Freiburg
Gefördert von der Landesstiftung Baden-Württemberg und der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg