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"Kasimir und Karoline" von Ödön von Horváth, Landestheater Niederösterreich St. Pölten

Premiere 05.12.09 19.30

 

Auf dem Münchner Oktoberfest kracht die Beziehung des arbeitslosen Chauffeurs Kasimir und seiner Karoline, die sich amüsieren möchte, auseinander.

Karoline gerät an den Zuschneider Schürzinger, trudelt weiter in die Arme des Kommerzienrats Rauch, „hat halt so eine Sehnsucht in sich“ und „kehrt zurück mit gebrochenen Flügeln“. Kasimir schließt sich dem Kleinkriminellen Merkel Franz und seiner Erna an und bleibt nach dessen Festnahme an Ernas Seite. Karolines Suche nach einem besseren Leben in schwierigen Zeiten endet bei Schürzinger.

 

Die Geschichte vom arbeitslosen Chauffeur Kasimir und seiner Braut Karoline, die eine Nacht durch das Münchner Oktoberfest treiben und nicht mehr zueinander finden können, ist zu einem Klassiker der Theaterliteratur geworden. In einer traumverlorenen Tiefe zelebrieren Horváths Figuren den Untergang, mit einem Schimmer von Hoffnung: «Die Liebe höret nimmer auf…». «Eine Ballade voll stiller Trauer, gemildert durch Humor», wie Horváth selbst augenzwinkernd meinte.

 

Die Inflation der Seele im Zeitalter der Massenarbeitslosigkeit ist nicht nur ein privates sondern auch ein gesellschaftliches Phänomen. Ödön von Horváth zeigt in einer Umkehrung die große Utopie einer Welt, deren Menschen «gar nicht schlecht wären, wenn es ihnen nicht schlecht gehen tät.»

 

«Kasimir und Karoline» ist eines der beliebtesten Stücke aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – ein todtraurig-lustiges Volksstück als Achterbahnfahrt zwischen Poesie und Trubel. Als Gäste im Ensemble des Landestheaters Niederösterreich, angeführt von Julia Schranz als Karoline und Antje Hochholdinger als Erna: Roland Düringer als Kasimir und Dietrich Siegl als der kleinkriminelle Merkel Franz sowie Hannes Gastinger als Rauch.

 

„Ich habe nur zwei Dinge gegen die ich schreibe, das ist die Dummheit und die Lüge. Und zwei wofür ich eintrete, das ist die Vernunft und die Aufrichtigkeit.“

Ödön von Horváth

 

Mit: Anna Maria Eder, Katharina von Harsdorf, Antje Hochholdinger, Christine Jirku, Julia Schranz, Roland Düringer, Hannes Gastinger, Klaus Haberl, Oliver Rosskopf, Dietrich Siegl, Jürgen Weisert, Helmut Wiesinger

 

Regie: Thomas Richter, Bühne: Christian Weißenberger, Kostüme: Katharina Polheim

 

 

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