Seltsam nur, wie sich hier alles verändert hat: Alle Bewohner haben das Gedächtnis verloren. Was hat das zu bedeuten? Schließlich findet er seine »Traumfrau« Juliette. Doch bei einer Verabredung im Wald zieht er seine Pistole und schießt.
Martinů, der zu den vielseitigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts gehört und unterschiedlichste Gattungen und Stile — von tschechischer und mährischer Volksmusik bis Jazz reichend — in seine Werke integrierte, ließ sich nach seinem Umzug nach Paris 1923 maßgeblich durch die Surrealisten um ihren geistigen Anführer André Breton sowie durch die Auseinandersetzung mit Sigmund Freuds Traumdeutung und der Psychoanalyse inspirieren und faszinieren. »Juliette«, 1938 in Prag uraufgeführt und 1959 erstmals in Deutschland gezeigt, nimmt eine Zentralstellung im Schaffen des Komponisten ein und bildet gleichsam chronologisch den Mittelpunkt seines Lebenswerks. Für die phantastische Traumwelt dieser Oper erfand Martinů eigene formalmusikalische Strategien wie z. B. die sogenannten »Juliette-Akkorde«, die er auch in späteren Werken verwendete. Nicht zuletzt machen der klangliche Facettenreichtum, der lyrisch-impressionistische Tonfall und die farbenreich-differenzierte Behandlung des Orchesterapparats »Juliette« zu einem der großen Musiktheaterwerke des 20. Jahrhunderts.
Mit »Juliette«, nach dem gleichnamigen Theaterstück von Georges Neveux, steht erstmals nach 23 Jahren wieder eine Oper des tschechischen Komponisten Bohuslav Martinů auf dem Programm der Staatsoper Berlin. Inszeniert wird das zwischen Traum und Wirklichkeit schwebende Musiktheaterstück von Claus Guth. Unter der musikalischen Leitung von Daniel Barenboim, der erstmals dieses Werk dirigiert, sind u. a. Magdalena Kožená in der Titelpartie und Rolando Villazón als Michel zu erleben. Beide Sänger geben am Haus ihr Rollendebüt.
Ausgehend von dem Mord blickt Regisseur Claus Guth auf die Figur des Michel und zeichnet innerhalb eines komplexen Krimi-Plots, bei dem die Grenzen zwischen Realität und Traum verschwimmen, das Psychogramm eines mutmaßlichen Täters. Bühnenbildner Alfred Peter entwirft dazu einen Raum, der über unzählige Fächer, Schubladen und unterschiedlichste Räume, die Erinnerung, das »innere Archiv«, sowie die Verschachtelung des Bewusstseins visualisierst und zu einer Reise ins Unbewusste einlädt.
Text von Bohuslav Martinů nach Georges Neveux
Musikalische Leitung
Daniel Barenboim
Claus Guth
Bühnenbild
Alfred Peter
Kostüme
Eva Dessecker
Choreographie
Ramses Sigl
Olaf Freese
Chor
Martin Wright
Dramaturgie
Yvonne Gebauer
Roman Reeger
JULIETTE
Magdalena Kožená
MICHEL
Rolando Villazón
KOMMISSAR | (BRIEFTRÄGER) | (WALDHÜTER) | BEAMTER
Richard Croft
KLEINER ARABER | 3. HERR | JUNGER MATROSE
Thomas Lichtenecker
ALTER ARABER | ALTVATER JUGEND | ALTER MATROSE
Wolfgang Schöne
VOGELVERKÄUFERIN | 1. HERR | HANDLESERIN
Elsa Dreisig
FISCHVERKÄUFERIN | ALTE DAME | ALTE FRAU
Adriane Queiroz
MANN MIT HELM | VERKÄUFER VON ERINNERUNGEN |BETTLER
Arttu Kataja
MANN AM FENSTER | ALTER MANN | STRÄFLING | NACHTWÄCHTER
Jan Martiník
2. HERR
Natalia Skrycka
LOKOMOTIVFÜHRER
Florian Hoffmann
Tänzer
Oren Lazovski
Alexander Fend
Nikos Fragkou
Uri Burger
Floris Dahlgrün
Victor Villarreal
Weitere Vorstellungen am 2., 5., 7., 10., 14. und 18. Juni 2016
Eine Werkeinführung findet jeweils 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn statt.
Tickets sowie weitere Informationen unter Telefon 030 20 35 45 55 und www.staatsoper-berlin.de