
Ein Jahr nach dem 24. Februar 2022 reagiert die fünfte Ausgabe von RADAR OST auf diesen Krieg mitten in Europa, der auch ein kultureller ist. Wie nah die Frontline verläuft, wird spürbar in sechs Koproduktionen, Uraufführungen und Gastspielen aus der Ukraine, Belarus, Georgien und Slowenien. Alle Stücke hatten Premiere unmittelbar nach dem Ausbruch des Krieges auf Festivals, auf Festivals, in Schutzräumen in Kyijw, im Exil in London und Paris oder kommen jetzt in Berlin zur Uraufführung. Zu erleben sind fünf intensive Tage mit Theater, Begegnungen, Bildern, Konzerten, Performances und Tischgesprächen von und mit Künstler:innen aus Osteuropa. Als besonderes Special laden wir bis zum Sonnenaufgang ein zu der langen Lesenacht [Alp]Traum Europa.
Das internationale Festival RADAR OST ist seit 2018 Spiegel politischer und ästhetischer Bewegungen in den östlichen Nachbarländern. Ausgangspunkt bei Gründung des Festivals war – eine Generation nach 1989 – die künstlerische Reflexion der großen gesellschaftlichen Umbrüche. Über das Festival hinaus entstanden und vertieften sich seitdem Arbeitsbeziehungen zu Regisseur:innen aus Georgien, der Ukraine, Ungarn, Polen, Tschechien und Russland. Die Zusammenarbeit hat unseren Blick auf die Verbindungs- und Bruchlinien zwischen Ost und West verändert und geweitet.
Unmittelbar nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine zeigte das DT mit der Reihe Stay United Solidarität mit Künstler:innen aus der Ukraine, arbeitete mit ihnen zusammen und gibt ihren Stimmen seitdem eine Bühne. Für die diesjährige Festivalausgabe stand der Länderschwerpunkt Ukraine schon vor Kriegsausbruch fest. Wie der Krieg endet, ist ungewiss. Woran wir nicht aufhören zu glauben und mit RADAR OST arbeiten, ist die Gewissheit, dass Theaterkunst jenseits von Schwarz-Weiß-Zeichnungen Schattierungen beschreiben kann und dass sie uns lehrt Widersprüche auszuhalten. Kunst richtet nicht, sie schafft beides: Nähe und Distanz. Was wir wissen, ist, dass Theater einen utopischen, aber erfahrbaren Raum eröffnen kann, in dem die Anerkennung von Differenz und Empathie das Gemeinschaftsstiftende unserer Zeit ist.
Seien Sie mit uns gespannt auf theatrale Grenzüberschreitungen vom 8. bis 12. März im Deutschen Theater Berlin!
Birgit Lengers, Festivalkuratorin
Das Festivalprogramm
Eröffnung
Impuls, Konzert & Meet the Artists
Mit: Irena Karpa, Svetlana Kundish, Andrii Palatnyi, Mariana Sadovska, Tamara Trunova
Mi., 8. März 2023, 18.00 Uhr – Saal
Uraufführung
Ha*l*t
Kooperation mit dem Left Bank Theatre, Kyjiw/Ukraine für RADAR OST 2023
Regie: Tamara Trunova
In ukrainischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
With English surtitles
Uraufführung: Mi., 8. März 20.00 Uhr; Do., 9. März 19.00 Uhr (anschließend Nachgespräch, Saal) – Kammerspiele
Gastspiele
human?
Eine theatralisch-musikalische Messe von mariia&magdalyna und der Musikerin Khrystyna Kirik
Gastspiel mariia&magdalyna + krkrk, Kyjiw/Ukraine
In englischer und ukrainischer Sprache mit deutschen Übertiteln
In Ukrainian and English
Berlin-Premiere: Mi, 8. März 20.30 Uhr; Do., 9. März 21.00 Uhr – Box
Dogs of Europe
nach dem Roman von Alhierd Bacharevič
Eine Produktion des Belarus Free Theatre, Belarus/Großbritannien
Regie: Nicolai Khalezin
In belarussischer Sprache mit deutschen und englischen Untertiteln
With English surtitles
Deutschlandpremiere: Fr., 10. März 19.30 Uhr, Sa., 11. März 17.00 Uhr (anschließend Nachgespräch, Saal) – Deutsches Theater
Medea s01e06
von Paata Tsikolia
Gastspiel des Royal District Theatre, Tiflis/Georgien
Koproduktion mitGRTN - Georgian Regional Theatre Network
In georgischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
With English surtitles
Regie: Paata Tsikolia
Deutschlandpremiere: Sa., 11. März 20.30 Uhr; So., 12. März 20.00 Uhr (19.30 Uhr Einführung, Saal) – Kammerspiele
Crises
nach Less is More von Jason Hickel und The Mushroom at the End of the World von Anna Lowenhaupt Tsing
Gastspiel The New Post Office, Ljubljana/Slowenien
Regie: Žiga Divjak
In englischer Sprache mit slowenischen Übertiteln
In English
Deutschlandpremiere: Sa., 11. März 19.00 Uhr; So., 12. März 18.00 Uhr (anschließend Nachgespräch mit die "Letzte Generation") – Box
Danse Macabre
Ein Projekt von Vlad Troitskyi mit den Dakh Daughters und Tetiana Troitska (Dakh Theatre, Kiew)
Gastspiel Center of Contemporary Art DAKH, Ukraine|Frankreich
Regie: Vlad Troitskyi
In ukrainischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
With English surtitles
Berlin-Premiere: So., 12. März 19.30 Uhr – Deutsches Theater
Rahmenprogramm
The Night is Just Beginning
Konzert von Mariana Sadovska und Svetlana Kundish
Mi, 18.00, Saal
Die Macht der Memes
Ausstellungseröffnung
In Kooperation mit dem Berlin Story Bunker
Mi, 8. März, 19.00 Uhr – Bar (Eintritt frei)
[Alp]Traum Europa
Lange Lesenacht
Eine Reise durch die Nacht mit Geschichten, Bildern und Musik + Frühstück
In Zusammenarbeit mit ETC, DAKH Theatre, Volkstheater Wien, Hotel Continental, Dokumentartheater Berlin und dem Ensemble des DT
Fr, 10. März, 23.00 Uhr bis Sonnenaufgang – Box + Bar
Gypsy Techno
Festival-Party mit DJ Nikolay Karabinovych
Sa., 11. März, ab 21.00 Uhr – Bar (Eintritt frei)
Linie 8 und Pudding für alle! / Лінія 8 і пудинг для кожного!
Projektpräsentation
Ein bilinguales Theaterprojekt des Jungen DT
Leitung: Sofie Hüsler
So., 12. März, 11.00 Uhr – Probebühne
Im Anschluss:
Wie machen wir weiter?
Kollegialer Brunch + Austausch
Teilnahme nur mit Anmeldung
in Kooperation mit: Goethe Institut im Exil, ETC, Deutscher Bühnenverein und ITI
zu Radar Ost 2021
Festivalkuratorin Birgit Lengers
Produktionsleitung und Co-Kuratorin Rahmenprogramm Alina Aleshchenko
Projektleitung Christine Drawer
Technische Leitung Marco Fanke
Festivalkoordination Marie Speckmann
Regieassistenz Ha*l*t Christina Eickhoff