In seinen Arbeitenerweist er sich als ein Meister darin, Widersprüche zu erzeugen und auszubalancieren: zwischen Text und Musik, zwischen Geräusch und Klang, zwischen der Mechanik der urbanen Landschaft und den Spielräumen des Individuums, zwischen dem post-industriellen Umfeld und der nach Glanz strebenden Hochkultur.
Auf der Suche nach Trennung und Verbindung von Akustischem und Optischem
werden herkömmliche Konzertrituale aufgelöst und in eine neue Form von Aufführung überführt. Die szenische Umsetzung mit Heiner Goebbels Werken „Triumphmarsch“ für Ensemble (aus: Bildbeschreibungen“), „Industry and Idleness – popular print“ für Ensemble, „Samplersuite“für Ensemble (aus: Surrogate Cities), „Herakles 2“ nach Heiner Müller für sieben Instrumente und „La Jalousie – Geräusche aus einem Roman“ für Ensemble eröffnet Einblicke in die Musik ohne Interpretationen und Bilder vorzugeben.
„In nahezu allen meinen Arbeiten, musikalisch wie szenisch, suche ich nach Alternativen zu künstlerischen Arrangements, die „alle Beziehungen zwischen den Menschen als spontan, improvisatorisch, unmittelbar menschlich erscheinen lassen“ (Adorno/Eisler). Denn dem ist nicht so. Dafür steht in meinen Kompositionen oft der Sampler als digitales Speicherinstrument, mit dem sich Klänge und Maschinen in den Konzertraum holen lassen, die ausserhalb des Spielraums der Musiker bzw. des Dirigenten liegen. Und dafür stehen in den szenischen Arbeiten die Elemente Bühne, Licht und Raum, die so oft illustratives Dekor bleiben und denen zu selten die Kraft zugestanden wird, das Bühnengeschehen tatsächlich zu strukturieren.
Auch die Texte des Programms bewegen sich in diesem Spannungsfeld: Die
Aufzählung der Waffengattungen in Eliots Triumphmarsch der Rüstungsindustrie vor den Würstchen essenden Schaulustigen. Die Aufzählung der Bananenreihen im Roman Robbe-Grillets, um den obsessiven Gefühlen des eifersüchtigen Erzählers keinen freien Lauf zu lassen. Und der sich nach einem poetischen Anfang selbst in die tödliche Mechanik einer
Schlacht verwandelnde Text Heiner Müllers.“ Heiner Goebbels, 2010
Komposition/Szene: Heiner Goebbels
Musikalische Leitung: Andrea Molino
Sprecher: Peter Schweiger
Collegium Novum Zürich
Podiumsdiskussion zu „Industry and Idleness“:
„Stadtentwicklung – Postindustrielle Architektur – Hochkultur“
Sonntag, 9. Mai, 17 Uhr, Schiffbau/ Box
Im Vorfeld von Heiner Goebbels Szenischem Konzert „Industry and Idleness“
findet eine Podiumsdiskussion zum Spannungsfeld „Stadtentwicklung
– Postindustrielle Architektur – Hochkultur“ statt. Das Gespräch
moderiert Esther Girsberger.
Teilnehmer:
Brigit Wehrli-Schindler (Direktorin der Fachstelle für Stadtentwicklung in Zürich)
Benedikt Loderer (Schweizer Architekt, Autor und Journalist, Gründer der Zeitschrift für Architektur und Design „Hochparterre“) Christoph Haerle (Architekt und Künstler)