Diese Zusage wird mit dem neuen Programm „Ich war ein Comedian Harmonist“ nun eingelöst, und das vor allem mit Titeln, die bisher noch relativ unbekannt sind. Natürlich werden wir auf Evergreens wie „Mein kleiner grüner Kaktus“ oder „Ein Freund, ein guter Freund“ nicht verzichten, aber die Comedian Harmonists haben so viele Welthits produziert, dass man mühelos mehrere Abende daraus gestalten kann.
Die musikalischen Erinnerungen des Ari Leschnikoff
In „Ich war ein Comedian Harmonist“ spielt (und singt) der beliebte Chemnitzer Tenor Jürgen Mutze den legendären, nunmehr gealterten 1. Tenor Ari Leschnikoff, der in seiner Rentnerwohnung im bulgarischen Sofia – wie einst Willy Schwabe in seiner TV-Rumpelkammer – beim Blättern in Fotoalben und bei der Erinnerung an den glücklichen Teil seines Lebens ins Plaudern gerät. Seine Rückblenden werden musikalisch lebendig durch die CHarmonists, eine Gruppe von Opernsängern aus Chemnitz, Leipzig und Dessau, die sich dem Stil der historischen Comedian Harmonists soweit angenähert haben, dass ihr Klang schon gern einmal mit dem des Originals verwechselt wird.
Der Bariton Andreas Kindschuh, der bereits in der vorherigen Inszenierung den Roman Cycowski sang und spielte, hat als Gründer der CHarmonists seine Chemnitzer Kollegen André Riemer (Erich) und Martin Gäbler (Robert), den Leipziger Tobias Hunger (Ari) und Markus Seidensticker (Harry) aus Dessau sowie den Pianisten und Kapellmeister Tom Bitterlich eingeladen, sich dem Revival des einst weltberühmten und auch nach dem Tod ihres letzten Mitglieds (Roman Cycowski starb 1998 als Kantor in Kalifornien) unvergessenen Sextetts zu verschreiben.
In zahlreichen Konzerten in Deutschland haben die sechs Künstler bereits viele Erfolge gefeiert, und während des Gala-Konzertes zur diesjährigen Spielzeiteröffnung in Chemnitz musste der Pianist der CHarmonists sogar von der Bühne in die Garderobe flitzen, um Noten für die Zugabe zu holen, denn das jubelnde Publikum wollte die Virtuosen nicht mehr von der Szene lassen.
Ari Leschnikoff alias Jürgen Mutze wird also begeistert und heiter, aber auch traurig und berührend von der großen Zeit berichten, die für ihn eine glorreiche Vergangenheit in wenig glorreicher Zeit war. Bereits fünf Jahre nach der Gründung hatte der Rassenwahn der Nazis die Karriere der Comedian Harmonists beendet, als die Juden Harry Frommermann, Roman Cycowski und Erich Collin Berufsverbot erhielten und nur Robert Biberti, Ari Leschnikoff und Erwin Bootz im arischen, aber von der Stilrichtung entwurzelten „Meistersextett“ weiter musizieren durften. Ari Leschnikoff starb kurz nach dem Interview, das er 1976 dem Dokumentarfilmer und Buchautor Eberhard Fechner in Sofia gab, völlig verarmt und fast vergessen, verbittert und dennoch von seiner Zeit des Glücks träumend. Diese Träume leben in seinen - von Jürgen Mutze nachempfundenen - Gedanken und in der wunderbaren Musik seiner Jugend weiter, wenn es auf der Bühne der Oper Chemnitz heißt „Ich war ein Comedian Harmonist“
Szenische Einrichtung: Andreas Kindschuh
Choreografie: Peter Schache
Arrangements: Dirk Sobe, Hans-Peter Preu, Franz Wittenbrink
Musikalische Leitung: Tom Bitterlich, Dirk Sobe
mit: Jürgen Mutze (der alte Ari Leschnikoff), Tobias Hunger (der junge Ari Leschnikoff), Andreas Kindschuh (Roman Cycowski), Markus Seidensticker (Harry Frommermann), André Riemer (Erich Collin), Martin Gäbler (Robert Biberti) und Tom Bitterlich (Erwin Bootz)