Die Notlandung eines Flugzeugs in der Wüste. Darin der Passagier Walter Faber – ein Mann um die 50, der alles, was an Kunst, Liebe, Religion oder Schicksal nicht wissenschaftlich erklärbar ist, beiseite tut. Zwar ist auch die Begegnung in diesem Flugzeug mit Herbert, der ihn von seinen Plänen abbringt und zu seinem alten Freund Joachim in die Wüste führt, schon ein erstaunlicher Zufall. Ins Wanken gerät Walter Fabers Weltbild aber erst, als er sich gezwungen sieht, vor sich selbst und seiner ehemaligen Geliebten aus Jugendzeiten Hanna über die jüngste Vergangenheit Bericht abzulegen. Dazu kommt es, weil er auf einem Schiff von New York nach Frankreich die junge Sabeth kennenlernt, die ihn an Hanna erinnert. Er lässt seine Reisepläne fallen und begleitet die junge Frau in jugendlicher Verliebtheit quer durch Europa nach Athen. Trotz aller Indizien begreift er nicht, dass er mit seiner eigenen Tochter kokettiert – Hannas Tochter, die sie, kurz nachdem er sie verlassen hatte, zur Welt brachte.
Den als Rechenschaftsbericht verfassten Roman HOMO FABER schreibt Max Frisch, selbst Architekt und Literat, 1957 und spiegelt gerade in Fabers Versuch einer genauen Rekonstruktion der Geschehnisse sein Scheitern, die Welt und sein Leben als blosse Addition der Fakten zu begreifen.
HOMO FABER wird in einer Inszenierung von Bastian Kraft, der sich in Zürich nach „Andorra“ zum zweiten Mal mit Max Frisch beschäftigt, im Pfauen zu erleben sein.
„Gewohnt, immer in Bewegung zu sein, gewohnt, dass alles funktioniert – und zwar so, wie ich es will –, lese ich „Homo faber“ und frage mich, ob nicht der Fehler im System oft ein Glücksfall ist, der Stillstand mich nach vorn bringt, der Sand im Getriebe die Maschine eigentlich befeuert.“ Bastian Kraft
Bastian Kraft, 1980 in Göppingen geboren, studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Giessen und arbeitete danach als Regieassistent am Burgtheater Wien, wo er mit ersten Inszenierungen auf sich aufmerksam machte. Sein künstlerischer Durchbruch gelang ihm mit Kafkas „Amerika“ am Thalia Theater Hamburg. Anschliessend arbeitete er u.a. am Deutschen Theater Berlin, am Schauspielhaus Wien, am Münchner Volkstheater, am Schauspiel Köln, dem Schauspiel Stuttgart und am Schauspiel
Frankfurt. Immer wieder hat er Romanadaptionen auf die Bühne gebracht – z.B. Helene Hegemanns „Axolotl Roadkill“, Virginia Woolfs „Orlando“ am Thalia Theater Hamburg oder Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Gray“ am Burgtheater Wien. Drei Mal war er zum Festival „radikal jung“ des Münchner Volkstheaters eingeladen und gewann sowohl 2010 (mit „Amerika“ nach Franz Kafka), als auch 2012 (mit „Felix Krull“ nach Thomas Mann) den Publikumspreis. Am Schauspielhaus Zürich inszenierte er 2012 „Der Steppenwolf“ nach dem Roman von Hermann Hesse, 2013 „Nabokows Tintenklecks“ von Michail Schischkin im Rahmen des Projekts „arm und reich“, 2015 „Die Zofen“ von Jean Genet und 2016 „Andorra“ von Max Frisch.
HOMO FABER
nach dem Roman von Max Frisch
Regie Bastian Kraft
Bühne Peter Baur
Kostüme Sabin Fleck
Musik Arthur Fussy
Video Jonas Link
Licht Michel Güntert
Dramaturgie Karolin Trachte
Mit:
Walter Faber Matthias Neukirch
Hanna Lena Schwarz
Sabeth Dagna Litzenberger Vinet
Ivy u.a. Miriam Maertens
Marcel u.a. Claudius Körber
Herbert u.a. Andreas Matti
Weitere Vorstellungen im Pfauen
2./ 16. Oktober, jeweils 15 Uhr
6./ 10./ 12./ 18./ 20./ 27. Oktober, jeweils 20 Uhr
5. November, 20 Uhr
Weitere Vorstellungen sind in Planung.