Was wollen diese Frauen, die sowohl gegen die Troer als auch gegen die Griechen zu Felde ziehen? Und was vor allem will ihre Anführerin Penthesilea, die besessen der Galionsfigur des griechischen Heeres, Achill, hinterherjagt, aber offensichtlich nicht, um ihn zu töten?
Doch auch Achill lässt, angezogen von der schönen Amazonenkönigin, alle gültigen Regeln des Kriegs außer Acht und stellt sich, irritiert und fasziniert zugleich, dem Zweikampf der Geschlechter. Ein Ringen zwischen Mann und Frau beginnt, in dem beide, Achill und Penthesilea, jegliche Grenzen ihrer Herkunft übertreten und sich eine Gefechtspause lang im Niemandsland treffen. Für Augenblicke wechselt die Sprache der Waffen in die des Begehrens. Auch weil Penthesilea meint, sich den geliebten Mann auf dem Schlachtfeld errungen zu haben. Was sie nicht weiß, ist jedoch dies: Sie ist die Unterlegene im Kräftemessen, ist Achills Gefangene.
Da wendet sich das Kriegsglück erneut. Die Amazonen befreien ihre Königin aus den Händen des Eroberers. Und leichtsinnig fordert Achill die Königin zum zweiten Mal heraus. Einen Kampf der Liebe will er kämpfen, aber Penthesilea, tödlich verletzt, rüstet sich zur Vernichtungsschlacht.
Kleists Tragödie gehört zu dem Sprachgewaltigsten, was die deutsche Literatur hervorgebracht hat. Gigantische Selbstüberhebung, abgrundtiefe Verzweiflung und grenzenloser Selbsthass treiben die Heldin dieses Schauspiels an und bringen den Mann der Superlative, aber auch ein gesamtes Ordnungsgefüge ins Wanken.
Regie: Karin Henkel, Bühne: Stefan Mayer, Kostüme: Klaus Bruns, Dramaturgie: Beate Seidel
Mit: Anja Brünglinghaus, Katja Bürkle (Penthesilea), Jonas Fürstenau, Felix Goeser (Achill), Sebastian Kowski, Angelika Richter, Elmar Roloff