72 Veranstaltungen, davon 22 Ur- und Erstaufführungen.
Die 26. Ausgabe des Festivals stellt unter Beweis, warum es in der deutschen Theaterszene eine besondere Stellung genießt und eines der wichtigsten Förderfestivals der Bundesrepublik ist. 22 herausragende Uraufführungen der aktuellen Spielzeit sind der Rahmen für den großen Autorenwettbewerb, das Herzstück des Festivals. Hier treten die neun interessantesten Dramatiker des Jahres im Autorenwettbewerb gegeneinander an. Nirgendwo sonst werden vier Förderpreise im Gesamtwert von 23.500 € an junge Autoren verteilt.
Gastland ist in diesem Jahr die junge Republik Estland – eines der theaterverrücktesten Länder Europas. Das Land im Norden des Kontinents stellt sich seit Ende der sowjetischen Besatzung im Jahr 1990 immer stärker die Frage nach der kulturellen Identität: die drei Dramatiker Jim Ashilevi, Andrus Kivirähk und Urmas Lennuk erschließen in ihren aktuellen Theaterstücken eine ganz eigene kulturelle und theatralische Welt. In ihrer Heimat sind sie längst Stars und stehen für eine dynamische Theaterszene, die von einer euphorischen Begeisterung für zeitgenössische Dramatik getragen wird – im FORUM JUNGER AUTOREN konkurrieren sie um den Europäischen Autorenpreis. Hinzu kommen ausgewählte Inszenierungen aus dem Gastland, das in einer großen Tradition des Schauspielertheaters steht.
Die Uraufführung von „Der kalte Kuss von warmem Bier“ wurde eigens für den HEIDELBERGER STÜCKEMARKT 09 in Auftrag gegeben und eröffnet das Festival. „Dirk Laucke gelingt es auf eine anrührende Art, komplexe gesellschaftliche Zusammenhänge an persönliche Geschichten zu knüpfen,“ so der Künstlerische Leiter Axel Preuß über den jungen Autor, dessen Werk das Schicksal der deutschen Soldaten nach ihrer Rückkehr aus Afghanistan beleuchtet.
Neben herausragenden Gastspielen wie „Ödipus auf Cuba“ vom Berliner Maxim Gorki Theater oder „Genannt Gospodin“ vom Bayerischen Staatsschauspiel, bringt das zeitgenössische dokumentarische Theater Zeitzeugen und reale Experten direkt auf die Bühne und greift wichtige Themen unserer Tage auf – wie „Black Tie“ von Rimini Protokoll oder Sebastian Nüblings „Mütter.Väter.Kinder“. Besonders hervorzuheben ist auch die Produktion „Staats-Sicherheiten“ vom Hans Otto Theater Potsdam in der Regie des Heidelbergers Clemens Bechtel. Die Inszenierung lässt Stasi-Opfer von ihrem Schicksal berichten und wurde mit dem Friedrich-Luft-Preis 2008 ausgezeichnet. Ein besonderes Theatererlebnis verspricht „Woyzeck“: Die Bearbeitung des Stücks von Georg Büchner steht für das wirkungsvolle Zusammenspiel zwischen Musiktheater und Schauspielern. Die Fassung von Tom Waits und Robert Wilson ist zum ersten Mal in Deutschland zu sehen.
Abschließender Höhepunkt des HEIDELBERGER STÜCKEMARKTS ist die Preisverleihung am 10.05. – hier schlägt die Stunde der Wahrheit: Welcher Autor, welche Autorin gewinnt einen der drei hoch dotierten Förderpreise sowie den Preis des Freundeskreises, der durch die Stimmen des Publikums vergeben wird?
Mit dem diesjährigen HEIDELBERGER STÜCKEMARKT geht auch eine kleine Ära zu Ende. Axel Preuß war in den vergangenen vier Jahren Künstlerischer Leiter des Festivals und hat wesentlich zum Ausbau und der gewachsenen überregionalen Bedeutung beigetragen. Ein wesentliches Ziel seiner Arbeit war es, die Autoren ins Zentrum des Festivals zu stellen und die Zusammenarbeit mit den Verlagen zu intensivieren. Hierdurch konnten bedeutenden Verbesserungen in der Förderstruktur und der Uraufführungspraxis erzielt werden. Als weitere Neuerungen ist hier die Werkschau zu nennen, die in diesem Jahr Philipp Löhle gewidmet ist.
Das Programmbuch ist ab sofort als Download unter www.heidelberger-stueckemarkt.de erhältlich.