Als diese im Familienkreis grossen Anklang fanden, beschlossen Wette und Humperdinck, ein Singspiel daraus zu machen. Schliesslich wurde Humperdincks Begeisterung so gross, dass er eine abendfüllende Oper komponierte. Bereits die Uraufführung war ein grosser Erfolg.
„Hänsel und Gretel“ ist eine durchkomponierte Oper in der Nachfolge Richard Wagners. Viele der Themen werden oft für Zitate von Volksliedern gehalten. Humperdinck hat sich zwar vieler Volksliedfragmente bedient, aber tatsächlich nur drei Volkslieder unverändert verwendet: „Suse, liebe Suse, was raschelt im Stroh?“, „Ein Männlein steht im Walde“ und „Schwesterlein, hüt' dich fein!“. Weitere Melodien aus der Oper (etwa „Brüderchen, komm tanz mit mir“ und der „Abendsegen“) sind aber später zu Volksliedern geworden.
Das Märchen
„Hänsel und Gretel“ ist ein Märchen aus der Sammlung der ‚Kinder- und Hausmärchen’ der Brüder Grimm. Das Märchen hat folgenden Inhalt:
Hänsel und Gretel sind die Kinder eines armen Holzfällers, der mit seiner Frau im Wald lebt. Als die Not zu gross wird, überredet sie ihren Mann, die beiden Kinder nach der Arbeit im Wald zurück zu lassen. Der Holzfäller führt die beiden am nächsten Tag in den Wald. Doch Hänsel hat die Eltern belauscht und legt eine Spur aus kleinen weissen Steinen, anhand derer die Kinder zurückfinden.
Doch der zweite Versuch gelingt: Dieses Mal haben Hänsel und Gretel nur eine Scheibe Brot mit, die Hänsel zerbröckelt, um eine Spur zu legen. Diese wird jedoch von Vögeln gefressen. Dadurch finden die Kinder nicht mehr nach Hause. Nach dem dritten Tag im Wald stossen die Beiden auf ein Häuschen, das ganz aus Brot, Kuchen und Zucker hergestellt ist. Zunächst brechen sie Teile des Hauses ab, um ihren Hunger zu stillen.
In dem Haus lebt jedoch eine Hexe, die eine Menschenfresserin ist. Die Hexe fängt die beiden, macht Gretel zur Dienstmagd und mästet Hänsel in einem Käfig, um ihn später aufzufressen. Hänsel wendet jedoch eine List an: Um zu überprüfen, ob der Junge schon dick genug ist, befühlt die halbblinde Hexe jeden Tag seinen Finger; Hänsel streckt ihr jedoch jedes Mal einen kleinen Knochen entgegen.
Obschon die Hexe erkennt, dass der Junge anscheinend nicht fett wird, will sie ihn doch braten. Sie bittet Gretel, in den Ofen zu gucken, ob dieser schon heiss sei. Aber Gretel behauptet, dass sie zu klein sei, um in den Ofen zu schauen. Deshalb muss die Hexe selbst nachsehen. Als sie den Ofen öffnet, schiebt Gretel sie in den Ofen. Die Kinder finden den Weg zurück zum Vater. Die Mutter ist inzwischen gestorben. Nun leben sie glücklich und leiden keinen Hunger mehr.
Die 1893 uraufgeführte Oper entstand nach dem Libretto seiner Schwester Adelheid Wette. Es handelt sich aber nicht um eine Kleinkinder-Oper, sondern um ein grosses symphonisches Orchesterwerk, in dem etwa der Abendsegen, der Knusperwalzer oder der Hexenritt musikalische Berühmtheit erlangt haben.
Nach Todesängsten, List und Hokuspokus folgt am Ende der Oper die ersehnte Erlösung der Lebkuchenkinder, die in Bern von Kindern und Jugendlichen der Musikschule Köniz gesungen und dargestellt werden. Am Pult des Berner Symphonieorchesters steht der deutsche Dirigent Roland Böer.
Für die Inszenierung zeichnet der US-Bariton Dale Duesing verantwortlich, der seit einigen Jahren auch als Regisseur von sich reden macht. Die Titelrollen singen Claude Eichenberger (Hänsel) und Hélène Le Corre (Gretel) aus dem Ensemble des Stadttheaters.
„Hänsel und Gretel” von Engelbert Humperdinck
Märchenoper in drei Bildern
Libretto von Adelheid Wette (geb. Humperdinck)
Nach dem Märchen aus den ‚Kinder- und Hausmärchen’
Von Jacob und Wilhelm Grimm (1810)
Uraufführung 1893 in Weimar
Musikalische Leitung Roland Böer
Inszenierung Dale Duesing
Bühne Boris Kudlicka
Kostüme Kaspar Glarner
Kinderchor Thomas Mattmüller
Hänsel Claude Eichenberger
Gretel Hélène Le Corre
Gertrud Fabienne Jost
Peter Kristian Paul
Knusperhexe Fabrice Dalis
Sandmännchen Anne-Florence Marbot
Taumännchen Nina Jaksic
Kinderchor der Musikschule Köniz
Berner Symphonieorchester