Mehr noch: Goethe verwirft darin alle gängigen Konventionen, die das Drama des 18. Jahrhunderts bis dahin kannte. Beeinflusst von Shakespeares offener Dramaturgie wird sein «Götz» stilbildend für eine ganze Epoche: den Sturm und Drang.
Als Vorlage dient Goethe die Biografie des Ritters Gottfried von Berlichingen (1480–1562), der sich den anstehenden gesellschaftlichen Veränderungen nicht beugen wollte und sich weiter fest an den längst überholten mittelalterlichen Ritterkodex klammerte. Goethe macht aus dem restaurativen Vorbild einen Freiheitskämpfer, der sich den von feudaler und klerikaler Willkür geprägten Verhältnissen mit «eiserner Faust» entgegenstellt. «Götz von Berlichingen» ist Goethes Abrechnung mit dem Absolutismus seiner Zeit, die in dem berühmten «Schwäbischen Gruß» gipfelt:
«Er aber, sag’s ihm, er kann mich im Arsche lecken!»
Für Autor und Regisseur Alexander Eisenach ist die Figur Götz aber einem reaktionären Wutbürger näher als einem aufrichtigen Revolutionär: «Die Geschichte schickt sich an, hinwegzugehen über einen, der sein Leben immer als Heldengeschichte begriffen hat. Götz ist das Symptom einer Menschheit, die sich in ihrer Hybris von sich selbst und dem Planeten, auf dem sie lebt, entfernt hat. Einer Spezies, die sich selbst für göttlich hält und glaubt, alles ihrer Regentschaft unterwerfen zu können. Wer hätte es für möglich gehalten, dass die Demokratie noch einmal derart ins Wanken gerät? Götz ist die Verlockung des Irrationalen, der Kitzel der Grenzübertretung, der Schamane der Wut.» Alexander Eisenach
Nach «Einer gegen alle» und «Der Schiffbruch der Fregatte Medusa» ist «Götz von Berlichingen» die dritte Arbeit von Alexander Eisenach am Münchner Residenztheater.
in einer Bearbeitung von Alexander Eisenach
Inszenierung Alexander Eisenach
Bühne Daniel Wollenzin
Kostüme Claudia Irro
Musik Benedikt Brachtel, Sven Michelson
Video Oliver Rossol
Licht Verena Mayr
Dramaturgie Michael Billenkamp
Mit: Carolin Conrad, Vincent Glander, Nicola Kirsch, Niklas Mitteregger, Lukas Rüppel, Hanna Scheibe, Myriam Schröder, Simon Zagermann; Benedikt Brachtel, Sven Michelson (Live-Musiker)