In einem Hotel irgendwo in der französischen Provinz warten aus halb Europa gestrandete Menschen auf ihre Weiterreise nach Reims. Doch es gibt keine Pferde mehr, und damit kein Vor und kein Zurück. Die Reisenden treten auf der Stelle, verlieren sich in Hysterie, Streit und Skurrilitäten und feiern letztendlich die Krönung im Hotelgarten auf sehr bizarre Art: mit den nationalen Gesängen ihrer Heimatländer.
Was Gioachino Rossini und sein Textdichter Giuseppe Luigi Balloco in ihrer „szenischen Kantate“ auf faszinierende Weise erstellen, ist gleichermaßen eine Groteske wie ein Vorgriff auf das absurde Theater des 20. Jahrhunderts. Es ist ein Spiel mit den Realitäten der damaligen Zeit. Und doch berührt es auf verblüffende Weise auch die unsrige. Ohne eine eigentliche Handlung zu erzählen, machen die Autoren den Stau der Menschen und Mentalitäten Europas selbst zum Thema. Und sie finden keinen Ausweg, keine Lösung. Rossini erfindet ein rasendes Musiktheater als Ausdruck einer stehen gebliebenen Zeit.
Die szenische Erstaufführung in Berlin findet unter der musikalischen Leitung von Errico Fresis und der Regie von Frank Hilbrich Premiere im UNI.T, dem Theater der Universität der Künste Berlin statt. Angesichts der aufwändigen Besetzung mit 16 Solistinnen und Solisten ist eine Aufführung dieser vom Komponisten so genannten „szenischen Kantate“ eine Seltenheit. Rossinis Komposition aus anspruchsvollen Arien, großen Ensembles und atemberaubenden Crescendi, den Tempobeschleunigungen, die ihn seit dem „Barbier von Sevilla“ zum Starkomponisten seiner Zeit machten, gipfelt in „Il viaggio a Reims“ in einem Ensemble für 14 Solisten.
„Man kann keine Oper aufführen, ohne den Komponisten zu verstehen“, so die Überzeugung des musikalischen Leiters Errico Fresis. Insofern bietet das Leitungsteam am 2. Juli um 11 Uhr bei einer Einführungsmatinée dem interessierten Publikum die Gelegenheit, Gioachino Rossini besser kennenzulernen und sich auf das Stück vorzubereiten. Musikalische Beiträge aus dem späten Œuvre Rossinis umrahmen die Veranstaltung. Doch Rossini war nicht nur ein begnadeter Komponist, sondern auch ein Liebhaber der dolce vita: Daher sind im Anschluss an die Matinée aus der Rossini-Küche inspirierte Gerichte zu genießen.
Die Besonderheit der Opernproduktionen der UdK Berlin ist die studiengangübergreifende Arbeit: Während das Symphonieorchester der UdK Berlin die Opernsängerinnen und -sänger begleitet, erarbeiten die Studiengänge Bühnenbild und Kostümbild die Ausstattung.
Oper von Gioachino Rossini: Il viaggio a Reims (Die Reise nach Reims)
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung: Errico Fresis
Regie: Frank Hilbrich
Bühne: Jezi Tay
Kostüme: Nuria Heyck und Anna Philippa Müller
Mit: Stelina Apostolopoulou / Natalia Labourdette, Ksenia Chubunova / Anna Schors, Hyelim Jo / Mengqi Zhang, Victoria Cox Casanova / EunJi Oh, Daniel Arnaldos / Alexander Fedorov, SeungYeop Lee / Linard Vrielink, HyunMin Kim / YooHan Lee, TaeJong Kim / Israel Martin dos Reis, Matwej Korshun / Daniel Nicholson, Jonas Böhm / Ren Fukase, Christoph Brunner / Emmanouil Papadopoulos, KyoungLoul Kim / Gregor Novak, Marie Sofie Jacob / SoobHin Kim, Aiko Bormann / Katharina Held, YeHui Jeong / Yixuan Zhu, William Frost / Carlo Nevio Wilfart und dem Symphonieorchester der UdK Berlin
Weitere Vorstellungen am 08.* und 09.07.17*, jeweils 19.30 Uhr
UNI.T – Theater der UdK Berlin, Fasanenstr. 1B, 10623 Berlin
* Übertragung per Live-Stream auf www.livestream.udk-berlin.de
Eintritt: 10 Euro, erm. 5 Euro
Vorbestellung über udkkasse@udk-berlin.de oder (030) 3185 2374 (AB)
Online-Kartenverkauf (zzgl. Vorverkaufs- und Systemgebühr): www.reservix.de
Einführungsmatinée am 2. Juli 2017, 11 Uhr
Probensaal der UdK Berlin, Bundesallee 1-12, 10719 Berlin
Eintritt: frei