Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Gioachino Rossinis Oper „Il viaggio a Reims“ kommt erstmalig nach BerlinGioachino Rossinis Oper „Il viaggio a Reims“ kommt erstmalig nach BerlinGioachino Rossinis Oper...

Gioachino Rossinis Oper „Il viaggio a Reims“ kommt erstmalig nach Berlin

A-Premiere am 6. Juli, B-Premiere am 7. Juli 2017, jeweils 19.30 Uhr, UNI.T – Theater der UdK Berlin, Fasanenstr. 1B, 10623 Berlin. -----

Die eigens für die Feierlichkeiten zur Krönung Charles X. komponierte und 1825 uraufgeführte Oper, stellt einen Höhepunkt in Rossinis Laufbahn dar. In diesem Einakter materialisiert sich Rossinis tiefgründiger, äußerst italienischer Witz und sein liebevoll spöttelndes Selbstverständnis. Dargestellt wird eine Reise nach Reims zur Krönung des französischen Königs, die niemals stattfindet.

In einem Hotel irgendwo in der französischen Provinz warten aus halb Europa gestrandete Menschen auf ihre Weiterreise nach Reims. Doch es gibt keine Pferde mehr, und damit kein Vor und kein Zurück. Die Reisenden treten auf der Stelle, verlieren sich in Hysterie, Streit und Skurrilitäten und feiern letztendlich die Krönung im Hotelgarten auf sehr bizarre Art: mit den nationalen Gesängen ihrer Heimatländer.

 

Was Gioachino Rossini und sein Textdichter Giuseppe Luigi Balloco in ihrer „szenischen Kantate“ auf faszinierende Weise erstellen, ist gleichermaßen eine Groteske wie ein Vorgriff auf das absurde Theater des 20. Jahrhunderts. Es ist ein Spiel mit den Realitäten der damaligen Zeit. Und doch berührt es auf verblüffende Weise auch die unsrige. Ohne eine eigentliche Handlung zu erzählen, machen die Autoren den Stau der Menschen und Mentalitäten Europas selbst zum Thema. Und sie finden keinen Ausweg, keine Lösung. Rossini erfindet ein rasendes Musiktheater als Ausdruck einer stehen gebliebenen Zeit.

 

Die szenische Erstaufführung in Berlin findet unter der musikalischen Leitung von Errico Fresis und der Regie von Frank Hilbrich Premiere im UNI.T, dem Theater der Universität der Künste Berlin statt. Angesichts der aufwändigen Besetzung mit 16 Solistinnen und Solisten ist eine Aufführung dieser vom Komponisten so genannten „szenischen Kantate“ eine Seltenheit. Rossinis Komposition aus anspruchsvollen Arien, großen Ensembles und atemberaubenden Crescendi, den Tempobeschleunigungen, die ihn seit dem „Barbier von Sevilla“ zum Starkomponisten seiner Zeit machten, gipfelt in „Il viaggio a Reims“ in einem Ensemble für 14 Solisten.

 

„Man kann keine Oper aufführen, ohne den Komponisten zu verstehen“, so die Überzeugung des musikalischen Leiters Errico Fresis. Insofern bietet das Leitungsteam am 2. Juli um 11 Uhr bei einer Einführungsmatinée dem interessierten Publikum die Gelegenheit, Gioachino Rossini besser kennenzulernen und sich auf das Stück vorzubereiten. Musikalische Beiträge aus dem späten Œuvre Rossinis umrahmen die Veranstaltung. Doch Rossini war nicht nur ein begnadeter Komponist, sondern auch ein Liebhaber der dolce vita: Daher sind im Anschluss an die Matinée aus der Rossini-Küche inspirierte Gerichte zu genießen.

 

Die Besonderheit der Opernproduktionen der UdK Berlin ist die studiengangübergreifende Arbeit: Während das Symphonieorchester der UdK Berlin die Opernsängerinnen und -sänger begleitet, erarbeiten die Studiengänge Bühnenbild und Kostümbild die Ausstattung.

 

Oper von Gioachino Rossini: Il viaggio a Reims (Die Reise nach Reims)

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

 

Musikalische Leitung: Errico Fresis

Regie: Frank Hilbrich

Bühne: Jezi Tay

Kostüme: Nuria Heyck und Anna Philippa Müller

 

Mit: Stelina Apostolopoulou / Natalia Labourdette, Ksenia Chubunova / Anna Schors, Hyelim Jo / Mengqi Zhang, Victoria Cox Casanova / EunJi Oh, Daniel Arnaldos / Alexander Fedorov, SeungYeop Lee / Linard Vrielink, HyunMin Kim / YooHan Lee, TaeJong Kim / Israel Martin dos Reis, Matwej Korshun / Daniel Nicholson, Jonas Böhm / Ren Fukase, Christoph Brunner / Emmanouil Papadopoulos, KyoungLoul Kim / Gregor Novak, Marie Sofie Jacob / SoobHin Kim, Aiko Bormann / Katharina Held, YeHui Jeong / Yixuan Zhu, William Frost / Carlo Nevio Wilfart und dem Symphonieorchester der UdK Berlin

 

Weitere Vorstellungen am 08.* und 09.07.17*, jeweils 19.30 Uhr

UNI.T – Theater der UdK Berlin, Fasanenstr. 1B, 10623 Berlin

* Übertragung per Live-Stream auf www.livestream.udk-berlin.de

 

Eintritt: 10 Euro, erm. 5 Euro

Vorbestellung über udkkasse@udk-berlin.de oder (030) 3185 2374 (AB)

Online-Kartenverkauf (zzgl. Vorverkaufs- und Systemgebühr): www.reservix.de

 

Einführungsmatinée am 2. Juli 2017, 11 Uhr

Probensaal der UdK Berlin, Bundesallee 1-12, 10719 Berlin

Eintritt: frei

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 19 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

NICHT AUF DEN LITURGISCHEN BEREICH BESCHRÄNKT --- Bruckners e-Moll-Messe und Motetten bei BR Klassik

Anders als die frühe d-Moll-Messe blieb die 1866 in Linz komponierte e-Moll-Messe nicht auf den liturgischen Bereich beschränkt. Die alten Kirchentonarten stehen bei der Messe in e-Moll von Anton…

Von: ALEXANDER WALTHER

GLUT UND FEUER -- Jubiläumskonzert 40 Jahre Kammersinfonie im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

1984 wurde dieser für die Region so bedeutende Klangkörper von Peter Wallinger gegründet. Unter der inspirierenden Leitung von Peter Wallinger (der unter anderem bei Sergiu Celibidache studierte)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EINE FAST HYPNOTISCHE STIMMUNG -- Gastspiel "Familie" von Milo Rau mit dem NT Gent im Schauspielhaus STUTTGART

Dieses Stück erzielte bei Kritikern zum einen große Zustimmung, zum anderen schroffe Ablehnung. Vor allem die nihilistischen Tendenzen wurden getadelt. Der Schweizer Milo Rau hat hier das beklemmende…

Von: ALEXANDER WALTHER

MIT LEIDENSCHAFTLICHEM ÜBERSCHWANG -- Richard Wagners "Walküre" mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra konzertant im Festspielhaus/BADEN-BADEN

Wagner hatte die Komposition der "Walküre" im Sommer 1854 begonnen, noch vor der Vollendung der "Rheingold"-Partitur. Der Dirigent Yannick Nezet-Seguin begreift mit dem vorzüglich disponierten…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUFSTAND DER UNTERDRÜCKTEN -- "Farm der Tiere von George Orwell im Schauspielhaus Stuttgart

"Kein Tier in England ist frei!" So lautet das seltsame Motto von George Orwells "Farm der Tiere", die wie "1984" auch irgendwie eine seltsame Zukunftsvision ist. Die Tiere wie Hunde, Hühner, Schafe…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑